Samstag, 24. März 2018

Tisch und Bett

























Regie: Francois Truffaut

Szenen aus Antoines Ehe....

"Tisch und Bett" aus dem Jahr 1970 ist der vorletzte Film in Francois Truffauts "Antoine Doinel-Zyklus". Diese Filmreihe, die sich über 20 Jahre erstreckt, ist einmal in der Geschichte des Kinos. 1959 fing alles an mit Truffauts Debüt "Sie küßten und sie schlugen ihn" - hier zeigt der Regisseur die schwierige Kindheit von Antoine, der unter seiner ignoranten Umgebung leidet. Drei Jahre später steuerte Truffaut in dem Epsiodenfilm einen Auschnitt aus dem Teenagerleben bei - "Liebe mit Zwanzig". Es folgten "Geraubte Küsse", hier lernt Antoine seine spätere Ehefrau Christine Darbon kennen, die von der Schauspielerin Claude Jade verkörpert wurde. Sie wurde zum festen Bestandteil der Reihe, denn am Ende des federleichten und sehr franzöischen Films wird geheiratet. Genauso locker kam auch "Tisch und Bett" rüber, der allerdings thematisch eine schwierige Zeit im Leben des Protagonisten beschreibt. Der Alltag der Ehe und Antoines Fremdgehen. Der 1979 inszenierte "Liebe auf der Flucht" komplettiert die Reihe.
"Tisch und Bett" hat wie sein Vorgänger einen umwerfenden Charme und hier kann der Regisseur seine Stärken alle in das Projekt mit einbringen. Alles wirkt sehr leicht und fast ein bisschen beschwingt, was natürlich zum Charakter von Antoine bestens passt. Antoine ist trotz der Jugend ein Stehaufmännchen, ein bisschen Narzist, der den Hang hat irgendwie in den Tag hinein zu leben. Eine Art Lebenskünstler, der auch immer wieder viel Glück hat. Was auch seine Anstellung bei einem rennomierten Geschäftsmann zeigt. Trotz ganz schwachem Vorstellungsgespräch wird er eingestellt.
Ansonsten leben Antoine (Jean Pierre Leaud) und seine Christine (Claude Jade) in einem großen Mietshaus, wo jeder Jeden kennt und das Leben im Hinterhof des Hauses stattfindet. Mit den unmittelbaren Nachbarn (Silvana Blasi/Daniel Boulanger) kommt das junge Paar bestens aus, auch zu den anderen Nachbarn ist der Kontakt bestens. Christine erteilt mehr oder weniger begabten Kindern im Wohnzimmer Geigenunterricht, während ihr Gatte im Hof Blumen einfärbt.
Das junge Paar besucht regelmässig Christines Eltern (Daniel Ceccaldi/Claire Duhamel) und im Haus selbst ist immer mal wieder "der Würger" (Claude Vega) das Tagesgespräch. Alle haben das Gefühl, dass dieser sehr verschlossene neue Mieter sogar ein Verbrecher sein könnte oder zumindest ein dunkles Geheimnis hat. Später wird er aber von allen Mietern beglückwünscht, denn irgendwann erscheint er im Fernsehen, wo er in dem Resnais Stück "Letztes Jahr in Marienbad" mitspielt.
Durch den neuen Job lernt Antoine die Japanerin Kyoko (Hiroko Berghauer) kennen, mit der er heimlich eine heiße Affäre beginnt. Das erste Kind von Antoine und Christine kommt zur Welt. Und der Seitensprung wird aufgedeckt durch sich öffnende Blumen, was die Ehe dann natürlich in eine große Krise stürzt....




Der Film strahlt die für den Regisseur typische Lebensfreude und Leichtigkeit aus, der ernste Hintergrund wird durch die liebenswürdige Atmosphäre gemildert. So wie das Leben halt spielt...vieles erträgt der Mensch durch eine gewisse Gelassenheit und genauso sehen wir dies in Truffauts Film, der 1970 von der New York Times zum besten Film des Jahres gekürt wurde. Seit dem wunderbaren Klassiker "Sie küßten und sie schlugen ihn" war die Figur des Antoine offensichtliches Alter Ego auf der Leinwand. Kameratechnisch wurde "Tisch und Bett" wieder einmal von Nestor Almendros veredelt, die Bilder - aber auch die Szenenbilder - sind hervorragend gelungen. In einem Cameo-Auftritt ist Jacques Tati als Monsieur Hulot zu sehen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen