Freitag, 6. April 2018

Cousin Cousine

























Regie: Jean Charles Tacchella

Hochzeiten und andere Familienfeiern...

Die 1975 gedrehte Romantic-Comedy "Cousin Cousine" von Jean-Charles Tacchella wurde nicht nur ein Publikumserfolg sondern auch ein Erfolg bei der Kritik. Vier Cesar-Nominierungen kamen 1976 zustande, einen davon (beste Nebendarstellerin Marie-France Pisier) wurde in einen Sieg verwandelt. Als bester Film des Jahres ging "Cousin Cousine" leer aus. Ebenso in den Kategorien "Bestes Drehbuch" (von Tacchella selbst geschrieben) und bester Schauspieler Victor Lanoux. Hauptdarstellerin Marie-Christine Barrault wurde nicht nominiert, sie wurde aber 1977 - also ein Jahr später - für den Oscar als beste Schauspielerin nominiert. Wieder wurde das Drehbuch nominiert und ebenso war "Cousin Cousine" der Favorit bei der Vergabe "Bester Ausländischer Film" - wurde aber überrascht vom Beitrag der Elfenbeinküste "Sehnsucht nach Afrika" (Regie: Jean Jacques Annaud) geschlagen.
Die Handlung selbst deutet auf eine leichtfüßige, etwas frivole Komödie hin, wie sie damals beim Publikum sehr beliebt waren, vor allem dann, wenn sie aus Frankreich kamen. Doch Taccellas Film bietet dann doch durch einen perfekten Zeit- und Ortskolorit viel mehr.
Es fängt alles an mit der Hochzeit von Biju (Ginette Garcin) mit Gobert (Pierre Plessis). Durch diese Heirat werden Marthe (Marie-Christine Barrault), Tocher der Braut und Ludovic (Victor Lanoux), Neffe des Bräutigams und Tanzlehrer von Beruf zu Cousin und Cousine. Die Hochzeitsfeier ist ein voller Erfolg, es wird viel getanzt und viel getrunken und auch fremdgegangen. Marthes immer wieder untreuer Ehemann Pascal (Guy Marchand) kann Ludovics Frau Karine (Marie-France Pisier) zu einem flüchtigen Abenteuer überreden, die beiden verziehen sich in die Büsche. Währenddessen sprechen Cousin und Cousine miteinander und finden sich irgendwie sympathisch. Es bleibt den beiden auch nicht verborgen, dass die Partner fremd gingen. Man verabschiedet sich und durch weitere Familientreffen sieht man sich wieder und so beginnen Marthe und Ludovic sich auch ausserhalb solcher Feiern zu verabreden. 
Sie halten die Bekanntschaft auch nicht geheim. Warum auch ? Denn sie haben sich nichts vorzuwerfen, gemeinsamer Sex ist Tabu. Und das Umfeld vermutet aber, dass die beiden schon ein echtes Liebespaar sind.
Bei einem weiteren Familientreffen, wo Ludovics Tochter Nelsa (Catherine Verlor) Dias zeigt, die sie bei der Hochzeit aufgenommen hat (auch kompromittierende Fotos von Pascal und Karine) , stirbt Bijous Mann Gobert. Bei der Beerdigung lernt sie aber Ludovics Vater (Popeck) besser kennen, der auch kürzlich seine Ehefrau verloren hat. Es könnte sich also wieder eine Liason anbahnen, natürlich auch ein weiteres Fest.
Pascal und Karine unterdessen versuchen den jeweiligen Ehepartner wieder zurückzugewinnen. Die sind nach wie vor standhaft und lieben sich platonisch bis zu dem Tag, an dem sie zusammen ein Hotelzimmer mieten...



Auch heute noch begeistert dieser Film durch die exakte Beschreibung des französischen Kleinbürgertums. Zwei Menschen raufen sich langsam aber sicher zusammen, um dem Stumpfsinn des Alltags und den eingelernten Ritualen entgegenzuwirken. "Cousin Cousine" beschreibt einen Ausbruch aus dem langweilig geworden Alltag. Am schluß verabschiedet sich das neue Liebespaar von der verrückten Familie - und das während der Weihnachtsfeier, gleich nach der Übertragung der Mitternachtsmesse. Sie gehen sofort, ohne Reue. Ob sie wieder zurückkehren ? Dies lässt der Film von Tacchella offen.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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