Montag, 16. April 2018

Mein Essen mit Andre

























Regie: Louis Malle

Wally und Andre im Gespräch....

Direkt im Anschluß an seinem 1979er Welterfolg mit "Atlantic City, USA" entschied sich der französische Regisseur Louis Malle einen sehr kleinen Film zu drehen. Mit einem sehr geringen Budget von 475.000 Dollar realisierte er 1981 - ebenfalls in den USA - das Kammerspiel "Mein Essen mit Andre", der dann immerhin ein Einspielergebnis von 5,3 Millionen Dollar erreichte und somit einen rentablen Gewinn bescherte. Die beiden Hauptdarsteller Wallace Shawn und Andre Gregory sind ausser dem Kellner (Jean Lenauer) und dem Barkeeper (Roy Butler) ausserdem die einzigen Darsteller des Films, der keine Geschichte erzählt, sondern ein Treffen zweier Freunde zeigt, die sich lange Jahre nicht mehr gesehen haben. Dabei darf man doch annehmen, dass die beiden Drehbuchautoren fiktionalisierte Versionen ihrer selbst darstellen, die beiden unterhalten sich in den 111 Minuten beim Essen im Cafe des Artistes in Manhattan. Dabei steht Wally (Wallace Shawn) für einen bescheidenen Humanismus, während sein Freund Andre (Andre Gregory) mit seinen spirituellen Erfahrungen aufwarten kann. Interessanterweise ist dies nie langweilig, wie man annehmen könnte, sondern die Zeit vergeht wie im Flug. Theaterautor Wally Shawn ist durch die Schule des Lebens zum Pragmatiker geworden. Weil es mit seiner Arbeit finanziell nicht so gut läuft, ist er auf die Einkäufte seiner Partnerin angewiesen. Diese existenzielle Angst lässt Andre Gregory schon gar nicht an sich heran, er ist auch eine eher schillernde Persönlichkeit, während Wally eher unscheinbar wirkt. Andre hat irgendwann vor einigen jahren seinen Job als Theaterregisseur an den Nagel gehängt, abseits von der von ihm eher verachteten Gesellschaft beschloß er zu sich selbst zu finden. So erzählt der einfach drauf los von seinen vielfältigen Erfahrungen mit seinem Freund, dem polnischen Regisseur Jerzy Grotowski und einer Gruppe von Schauspielern, in einem Wald in Polen treffen sie sich und forschen nach dem Sinn des Lebens. Existenzphilosophische Gedanken werden danna auch bei seinem Besuch in Findhorn in Schottland und bei seiner Reise in die Sahara weitergeführt. Am Ende arbeitete er mit einer weiteren Gruppe auf Long Island - dort wurde er in der Halloweennacht für einen kurzen Moment lebendig begraben. So seine Beschreibungen - erst im zweiten Teil des Gesprächs gibt der ruhige Wally seine Sicht der Dinge ab. Er unterstreicht die ganz normalen Freuden des Lebens, die gewöhnlichen Dinge wie die Tasse Kaffee, die man gemeinsam mit der Freundin trinkt....


Dabei gelang Malle ein sehr interessanter Exkurs über Kunst und Politik, aber auch vor allem legt er den Fokus auf existenzielle Fragen, für die es keine Antworten gibt. Es sind vielmehr Ansichten und Gefühle, die hier auftauchen und der Zuschauer hat die Möglichkeit auch nach dem Essen mit Andre über diese Themen nachzudenken. Dem rennomierten Filmkritiker Roger Ebert gefiel der Film so gut, dass er ihn zum besten Film des Jahres 1981 kürte.
"Mein Essen mit Andre" wurde im Jefferson Hotel in Richmond, Virginia gedreht. Die Dreharbeiten wurden über einen Zeitraum von 2 Wochen durchgeführt und so bearbeitet, als ob die beiden Figuren in Echtzeit zu sehen sind.
Interessanterweise lässt sich "Mein Essen mit Andre" kaum mit anderen Filmen - auch nicht mit den anderen Filmen von Malle - vergleichen. Er steht für sich allein und ich finde sein größter Verdienst ist es, dass er völlig klischeefrei daherkommt. Man muss vielleicht etwas Geduld aufbringen für diesen Film, denn er hat keinen Spannungsbogen, sondern er gibt dem Zuschauer lediglich die Möglichkeit einem nicht gerade alltäglichen Gespräch zweier Freunde beizuwohnen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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