Sonntag, 18. Mai 2025

Balzac und die kleine chinesische Schneiderin


 

 

 

 

 

 

 

Regie: Dai Sijie

Die Umerziehung... 

"Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" ist ein Roman von Dai Sijie, der diese Geschichte im Jahr 2002 auch als Kinofilm inszenierte.  Der Film spielt zwischen 1971 und 1974, somit bereits in der Spätphase der chinesischen Kulturrevolution. Zwei Stadtjungen im späten Teenageralter, Luo Min (Chen Kun) und Ma Jianling (Liu Ye), sind auf dem Weg in ein abgelegenes Dorf in der bergigen Provinz Sichuan, um dort umerzogen zu werden. Bei ihrer Ankunft werden die Jungen vom Dorfvorsteher (Wang Shuangbao) in Anwesenheit der anderen Dorfbewohner zu ihrem "reaktionären Hintergrund“ befragt. Luos Vater hat sich als Zahnarzt schuldig gemacht, der Chiang Kai-shek einst einen falschen Zahn eingesetzt hatte, während Mas Vater Arzt ist. Der Dorfvorsteher untersucht außerdem das Gepäck der Jungen und verbrennt ein Kochbuch, das er als bürgerlich bezeichnet. Er will gerade auch Mas Geige ins Feuer werfen, wird aber von Luo aufgehalten, der lügt, das von Ma gespielte Mozart-Divertimento KV 334 sei ein "Berglied“ mit dem Titel „Mozart denkt an den Vorsitzenden Mao“. Den Zuhörern inkl. dem Dorfvorsteher gefällt das musikalische Stück. Die beiden Jungen bekommen ein Haus zugeteilt und helfen sofort den Einheimischen bei ihren Arbeiten. Dazu gehört der Transport von Eimern mit menschlichen Exkrementen, die als Dünger verwendet werden, sowie die Arbeit im Kohlenbergwerk. Eines Tages kommt ein junges Mädchen, die Enkelin eines Schneiders aus dem Nachbardorf und allen als die kleine Schneiderin (Zhou Xun) bekannt, mit ihrem Großvater vorbei, um Ma beim Geigenspiel zuzuhören. Luo und Ma freunden sich mit der kleinen Schneiderin an und verlieben sich bald beide in sie. Das Mädchen, Analphabetin, aber wissbegierig, und die Jungen, die schwören, sie zu bekehren, schmieden einen Plan: Sie stehlen einen Koffer voller verbotener westlicher Übersetzungen von Vieräuglein (Wang Hongwei), einem anderen Jungen, der im Dorf umerzogen wird, aber in die Stadt zurückkehren soll. Luo beginnt, der kleinen Schneiderin täglich vorzulesen, unter anderem von Stendhal, Kipling und Dostojewski. Doch ihr Lieblingsbuch ist Balzac. Die kleine Schneiderin verliebt sich bald in Luo. Eines Tages, als Luo für zwei Monate in die Stadt reist, um seinen kranken Vater zu besuchen, erzählt sie ihm von einem Problem, ohne näher darauf einzugehen. Später gesteht sie Ma, dass sie schwanger ist, doch die Gesetze zur Bevölkerungsbeschränkung verbieten eine Heirat vor dem 25. Lebensjahr, und Abtreibung ist ohne Heiratsurkunde illegal. Ma reist in die Stadt, um einen Gynäkologen zu finden, der Luos Vater kennt, und bittet ihn um Hilfe. Der Gynäkologe ist gerührt und willigt ein, ins Dorf zu reisen, um eine heimliche Abtreibung vorzunehmen. Nach Luos Rückkehr geht das Leben weiter wie zuvor. Eines Tages jedoch beschließt die kleine Schneiderin, völlig verändert durch die neuen Ideen, die Luo und Ma ihr vermittelt haben, kurzerhand, das Dorf zu verlassen, um "ein neues Leben“ zu beginnen, trotz der Bitten ihres Großvaters und Luos. Später, im Jahr 1974, kehren auch Luo und Ma in die Stadt zurück. Luo wird später Professor an einem zahnmedizinischen Institut in Shanghai, während Ma nach Frankreich zieht und professioneller Geiger wird. Als Ma Ende der 1990er Jahre in den Nachrichten erfährt, dass der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms das Dorf, in dem er drei Jahre verbracht hat, bald überfluten wird, reist er zurück in der Hoffnung, die kleine Schneiderin wiederzufinden. Doch seine Bemühungen sind vergeblich, und er bringt nur eine Videoaufnahme des Dorfes und der Menschen, einschließlich des inzwischen betagten Dorfvorstehers, mit. Als Ma in Shanghai seinen alten Freund Luo trifft, gesteht dieser einen früheren gescheiterten Versuch, die kleine Schneiderin in Shenzhen und Hongkong zu finden. Der Film endet mit einem Nachrichtenausschnitt der überfluteten Städte und Dörfer und einer Szene, in der die drei in ihre Jugendjahre zurückkehren und ebenfalls unter Wasser stehen...






Ein sehr ruhiger, langsamer und sehr schöner Film, der es sogar schaffte eine Golden Gobe Nominerung zu bekommen. Allerdings ging Pedro Almodovars "Sprich mit ihr" als Sieger in dieser Kategorie hervor. Roman und Film beschreiben die Verhältnisse auf dem Land in China dieser Zeit. Die Beschreibung vermittelt einen Eindruck von der Armut der bäuerlichen Bevölkerung. Es ist sicherlich eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kommunismus, der alles verbietet was Freiheit und Individualität fördern könnte. Darübherhinaus zeigt die Geschichte, dass Bildung und Kultur ein solch wichtiger Beitrag ist um den Einzelnen zu inspirieren. 





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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