Mittwoch, 5. Dezember 2012
Aviator
Regie: Martin Scorsese
Der Stoff, aus dem die Kinobilder sind...
Aviator" war Scorseses Oscargewinnversuch vor "Departed", es hat nicht ganz geklappt - die Zutaten waren aber perfekt und es ist vielleicht auch nicht falsch der Regielegende ein gewisses Kalkül in Richtung Oscar in der Auswahl seiner Stoffe zu unterstellen. Mit "Departed" hat es ja dann endlich geklappt und vielleicht erleben wir zukünftig wieder einen lockereren Scorsese. Verdient hat er den Preis schon längst und auch "Aviator" ist ein guter Film. Mit sehr vielen Stärken und auch einigen Schwächen.
Gleich zu Beginn des 160 minütigen Monumentalepos über den verrückten Flugpionier und Filmproducer Hughes wird klar, dass dieser Film ja geradezu optimal für die grosse Leinwand entworfen wurde, auf dem Bild der heimischen Glotze wirkt das alles zu klein.
Die Bilder vor allem über die Fliegerei, die der Film zeigt, sind grandios...kein Wunder, dass das opuelente Epos in den Kategorien Kamera und Szenenbild den Oscar gewinnen konnten. Sei es nun die Sequenz zu den Dreharbeiten zu "Hells Angels", der Absturz über Beverly Hills oder wie er gegen Ende des Films sein monströses Flugzeug, die Hughes H-4, vom Wasser aus, für einige Zeit in die Luft bringt...
Hughes ist natürlich für die Amerikaner viel interessanter als für uns Europäer, jeder kennt den Mann, er ist eine Legende geworden. Ein Charles Foster Kane, der tatsächlich existiert hat...
"Mein erstes Ziel ist es, der beste Golfspieler der Welt zu werden. Zweitens der beste Flieger zu werden und drittens der berühmteste Filmproduzent. Und dann will ich, dass Sie mich zum reichsten Mann der Welt machen" so ein Zitat von Hughes.
Über die Frage, wie es Hughes möglich war, aus einem Erbe, das 1925 offiziell einen Wert von 613.518 Dollar hatte, ein Milliardenimperium zu machen, ist oft gerätselt worden.
Hughes Geschichte ist die Geschichte des amerikanischen Traums. Und seine Geschichte war schillernd, diese Quintessenz aus Traumfabrik und dem Traum, die Luft zu beherrschen...
In Europa dagegen hat man Hughes fast schon vergessen...
Das Auftauchen diverser Schauspiellegenden wie Katharine Hepburn (Cate Blanchett), Ava Gardner (Kate Beckinsale), Jean Harlow (Gwen Stefani) oder Errol Flynn (Lude Law) ist nicht nur unvermeidlich, sondern im Kampf um die Academy Awards gewollt und ein Vorteil, denn sehr viele Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences sind Schauspieler.
Und das Auftauchen von Ikonen längst vergessener Tage stimmt euphorisch...Cate Blanchett schafft es sogar trotz wenig Ähnlichkeit mit der Hepburn Gesten, Mimik und Bewegung so perfekt einzufangen und wiederzugeben (zumindest wie wir die Hepburn aus den Filmen kennen), dass der Oscargewinn als beste Nebendarstellerin nicht überrascht.
Tja, "Aviator" ist gutes Kino, klasse Form...klar, dass durch die effektive und publikumswirksame Aufbereitung des Stoffes die seriöse Biographie meistens nur an der Oberfläche kratzt.
Auch wenn die Stationen Hughes allesamt gezeigt werden, sämtliche Figuren bleiben irgendwie blutleer, sie lösen wenig Emotion aus. Auch Hughes nicht, trotz guter Darstellung von di Caprio. Seine Waschzwang, seine Zwangsneurosen bis hin zur Paranoia mit Rückzug von der Aussenwelt...alles klasse in Bilder gepackt, aber wie gesagt auch ohne die Kraft tiefer oder intensiver zu wirken.
Aber diese "Schwäche" (falls es nicht sogar ein Vorteil ist) trifft auf viele oscargewürdigte Biographien zu...
Erwähnenswert sind noch die Nebendarsteller Alec Baldwin und Alan Alda. Auch schade, dass Jane Russell nicht aufgetaucht ist...nur das Poster ihres Busens bei der Zensurbehörde. Denn meine erste Assoziation zu Hughes war "The Outlaw
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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