Regie: Alexander Payne
Ehrgeiz und Selbstbetrug...
Omaha, Carver High School: Die Wahl des Schulsprechers steht an. Es gibt auch bisher mit der ehrgeizigen Tracy Flick (Reese Witherspoon) nur einen Kandidaten für die Wahl. Tracy ist zwar eine beliebte Schülerin, aber für den Geschichtsdozenten Jim McAllister (Matthew Broderick) eine echte Nervtröte. Für ihn ist das Mädchen aufsässig, pedantisch - eine, die immer in Mittelpunkt stehen will, die jedes hohe Amt bekleiden möchte und zu jedem Thema etwas weiss. Wenn er im Unterricht eine Frage stellt, wie etwa den Unterschied erklären zwischen Moral und Ethik, dann sind die Finger der Schülerin immer als erstes gestreckt und es wirkt sogar aggressiv. Erschwerend hinzu kommt, dass Jims Freund Dave Novotny (Mark Harelik) eine Affäre mit dem Mädchen begann, die schliesslich zu dessen Kündigung an der Carver High und zur Scheidung mit Ehefrau Linda (Delaney Driscoll) führte.
Unter dem Deckmantel mehr Demokratie zu fördern, schlägt er dem verletzungsbedingt und deshalb etwas depressiven Quarterbeck Paul Metzler (Chris Klein) vor, sich als Alternative zu Tracy aufstellen zu lassen. Paul ist nicht zuletzt durch seine sportlichen Erfolge immer noch einer der beliebtesten Schüler. Doch hätte sich Jim besser mal nicht eingemischt, denn durch Pauls Nominierung kommt so einiges an Dynamik ins Spiel, die sogar seine Ehe mit Diane (Molly Haggan) mit beeinflusst. Da Pauls Adoptivschwester Tammy Metzler lesbisch ist, von ihrer Flamme Lisa (Frankie Ingrassia) verlassen wird und zeitnah mit Paul anbandelt, sinnt sie auf Rache und wird zur dritten Kandidatin. Eine mit einem enorm schrägen, nonkonformen Profil. Derweil sind aber alle anderen Figuren auch nicht untätig und stürzen sich emotional ins Geschehen, lassen sich davon treiben in vermeintlicher Sicherheit ihrer Beweggründe um Ziele zu erreichen. Dabei lassen sie sich auf so manche Dummheit ein und vor allem McBannister agiert bald im normalen menschlichen Alltagswahnsinn als gehetzter Hamster im Getriebe...
"Election" entstand 1999 unter der Regie von Alexander Payne (About Schmidt, Sideways) und ist eine köstliche Satire auf den amerikanischen Traum, dessen Ausleben bereits in der Schule gefördert und zelebriert wird. Dabei schafft der kluge wie hintergründig witzige Film es spielend, die in das politische Leben verwickelten Charaktere der Menschen an dieser Highschool aufzuzeigen. Ganz besonders gelungen ist die perfekte Balance zwischen Humor und Tragik mit einer angenehm ausgewogenen Figurenzeichnung, da alle beteiligten Protagonisten Schwächen und Stärken aufweisen und die Handlungsweisen daher auch durchgehend plausibel erscheinen. Schauspielerisch ist der Film ebenfalls attraktiv, die Rolle der nervigen Tracy wird von Reese Witherspoon grossartig gespielt. Witherspoon gelingt das Kunststück ihre Tracy zwar in allen schrillen Facetten darzustellen, aber nie zur Karikatur werden zu lassen. Ihre Tracy ist echt und schenkt der eher unsympathischen Figur immer mal wieder einige Aspekte auf der Habenseite.
"Election" war zur Zeit der Entstehung kein großer Erfolg, hat sich aber zu Recht inzwischen zu einem echten Kultfilm gemausert.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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