Mittwoch, 9. April 2014

Sibirische Erziehung

























Regie: Gabrielle Salvatores

Eine Frage der Ehre...

Gabriele Salvatores ist ein italienscher Filmemacher, der bereits für seinen 1991 entstandenen "Mediterraneo" einen Oscar als bester fremdsprachiger Film gewinnen konnte. Sein bisher vielleicht schönstes Werk ist der 2003 realisierte Kinder- und Jugendfilm für Erwachsene "Ich habe keine Angst".
Mit "Sibirische Erziehung" erzählt der Regisseur die Geschichte des Nicolai Kolima (Arnas Silesoraites) , der in der Nähe von Tiraspol, der Hauptstadt von Transnistrien geboren wird. Die Regeln der sibirschen Urki lernt der Junge von seinem Großvater Kuzya (John Malkovich). Mit seinem Freunden Gagarin (Piius Grude), Mel (Ernestas Merkevicius) und Vitalic (Erikas zaremba) lernt er schon früh, sich im Verbrecherviertel der Unterstadt seiner kleinen Heimatstadt Bender zu behaupten. Allen Menschen, allen Lebewesen solle man Respekt zollen, ausser natürlich den Polizisten und Regierungsbeamten, so sein Großvater.
Die dortigen Bewohner begannen eine verschworene Gemeinschaft zu bilden. Alles Amerikanische ist hier verboten, Jeans und Musik ebenso wie importierte Hausgehaltsgeräte. Die Kriminellen in Bender halten sich nicht an staatliche Vorschriften, sondern an eigene, ungeschriebene Gesetze. Früh nehmen die Kinder jene Werte auf, auf denen das Leben der sibirischen Kriminellen beruht: Respekt, Mut, Freundschaft, Hingabe. Die Jungs werden dort groß und einige Jahre später wird der inzwischen zum jungen Mann herangereifte Nicolai (Arnas Federavicius) festgenommen, nachdem er und Mel bei einem Besuch im Stadtzentrum von drei anderen Jungen attackiert werden. Selbstverständlich wehren sie sich. Plötzlich tauchen Polizisten mit Kalaschnikows auf, nehmen sie fest und bringen sie nach Tiraspol. Nicolai wird in eine Besserungsanstalt gesteckt, kann dort aber seine Tätowierfähigkeiten beweisen, die er von Ink (Peter Stromae) aus dem Dorf gelernt hat, was ihm Respekt und Ansehen bringt. Auch sein bester Freund Gagarin (Vilius Tumalavicius) wird irgendwann gefasst, der muss aber länger in den Knast und die beiden treffen sich erst wieder Jahre später. Dabei haben sie sich unterschiedlich entwickelt. Gagarin hat sich inzwischen von den Werten der Sippe entfernt, was für beide Freunde Konflikt bedeutet. Eine Schlüsselrolle nimmt die hübsche, aber behinderte Xenya (Eleanor Tomlinson) ein. Da es ein eisernen Gesetz ist nie respektlos mit Alten, Schwangeren, kleinen Kindern, Waissen oder Behinderten umzugehen, wird es am Ende der Geschichte ein erneutes Zusammentreffen von Nicolai und Gagarin geben...


 "Sibirische Erziehung" ist eine interessant erzählte Geschichte über einen völlig anderen Kulturkreis und vor allem eine Geschichte, die autobiographische Züge enthält.
Denn der Schriftsteller Nicolai Lilin, nach dessen gleichnamigen Roman Salvatores inszenierte,  wurde 1980 in Bender geboren. Als junger Mann war er mit einer Sondereinheit der russischen Föderation in Tschetschenien. 2003 zog er nach Italien und ließ sich dort als Tattoo-Künstler nieder.
Nicolai Lilins Geschichte handelt davon, wie er als Nachfahre deportierter sibirischer Urki in einem Verbrecherviertel seiner Geburtsstadt aufwuchs und den dort gültigen Kodex verinnerlichte. Mit sechs bekam er sein erstes Springmesser, mit zwölf stand er zum ersten Mal vor Gericht. Der Film ist klasse bebildert, dank Kameramann Italo Petriccione, der mit seiner Arbeit phasenweise sogar an Leones "Es war einmal in Amerika" erinnern kann. John Malkovich als Patriarch des Clans macht seine Sache auch sehr gut. Auch die jungen unbekannten Darsteller können überzeugen und liefern gute Leistungen ab. All dies trägt zu einer guten Atmosphäre bei.

Bewertung. 7 von 10 Punkten.

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