Donnerstag, 26. Juni 2014

Dazed and Confused

























Regie: Richard Linklater

Letzter Schultag, 28. Mai 1976....

Der texanische Regisseur Richard Linklater ist hierzulande vor allem durch seine Liebesfilm-Trilogie "Before Sunrise", "Before Sunset" und "Before Midnight" bekannt. In diesen Filmen spielen Ethan Hawke und Julie Delpy das Paar Celine und Jesse, dass sich in Wien kennenlernte, in Paris wiedertraf und irgendwann heirateten. Es scheint ein Faible des Filmemachers zu sein intensiver und langfristiger Beobachter von ganz normalen Menschen zu spielen und auch in seinem neuen Film "Boyhood" bleibt er diesem Motiv treu, denn für diesen Film hat er sich die Mühe gemacht einen Jungen zwölf Jahre lang zu beobachten, von dessen Schulanfang bis zum College-Eintritt. Der Mann hat Interesse an seinem Gegenüber oder an den Beziehungen zu den Menschen untereinander. Selbst sein 1993 entstandener "Dazed and Confused" Teeniefilm ist von diesem Etikett geprägt, denn was sich da scheinbar als Abfeiern des letzten Schultags, genauer gesagt am 28. Mai 1976 in Austin, Texas abspielt, ist in Wirklichkeit eine überaus kluge Reflektion der amerikanischen Kultur. Ein Retrofilm, aber scheinbar fängt er den Geist dieser Zeit phänomenal gut ein und dies brachte ihm auch stellenweise enorm gute Kritiken ein. Diesem guten Urteil kann ich mich nur anschliessen, dieser Film gehört für mich zu den besten Coming of Age Filmen überhaupt, getarnt als sinnfreie Teenieklamotte. Es ist kein Tag wie jeder andere, dieser 28. Mai 1976 - an der Lee High School steppt der Bär, denn an diesem letzten Schultag werden dei Seniors (die Abschlussklässler) eine besonders fiese Form des traditionellen Initiatonsrituals ausleben: Das "Hazing" für die neu ankommenden Hochschüler, genannt Freshman, hat es in sich, hier wird von neuen Mädels Unterwürfigkeit und Erniedrigung verlangt, die Jungs werden von den Größeren richtig gejagt und mittels eines Paddels der Hintern versohlt. Mutige Eltern verteidigen ihre Kids dann schon mal mit der Knarre - ok, wir sind ja auch in Texas. Und dort soll an der Highschool Ordnung herrschen und vor allem keine Drogen vorkommen. Daher gibt der Coach des American Football Teams auch jedem seiner Spieler eine Drogen-Verzichts- Erklärung in die Hand, die er unterschreiben soll. Doch so einfach ist das Leisten dieser Unterschrift für Quarterbeck Randal Floyd (Jason London), von allen Pink genannt, nun auch wieder nicht. Denn er soll auch von seinen neuen Freunden, allesamt Kiffer, Abstand nehmen und Floyd tut sich schwer mit diesem Gedanken. Ganz besonders gejagt wird an diesem Tag der Frischling Mitch Kramer (Wiley Wiggins), aber nur weil seine naive ältere Schwester die älteren Jungs wie Fred O'Bannon (Ben Affleck) darum gebeten hat den kleinen Bruder besonders zu verschonen. Dumm gelaufen, jetzt kriegt er Dresche...


Gerade diese beiden Darsteller Jason London und Wiley Wiggins imponieren sehr stark in ihren Rollen und wirken völlig authentisch. Darüberhinaus gibts auch Milla Jovovich, Matthew McConaughy. Rory Cochrane, Cole Hauser, Adam Goldberg, Anthony Rapp oder Parker Posey in weiteren Rollen zu sehen. Der Film wirkt als würde jemand die Jugendlichen an diesem Tag als Kameramann begleiten und einfach ohne große Zielsetzung filmen was er sieht. Dies gibt dem Film eine sehr starke Kraft, die melancholische Note zwischen Jugend und Erwachsenwerden ist ständig spürbar, auch wenn sie niemals angedeutet wird. Es ist vielleicht dieser Schwerpunkt auf den Augenblick, der andeutet, dass der Weg in die Zukunft ungewiss ist und die Jugendlichen ihn alleine bestreiten müssen. Lebenswege...und keiner weiß in diesem Moment, wohin die Reise wirklich geht. Sehr schön herausgearbeitet auch die Entscheidung, die Pink dann für sich trifft.


Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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