Regie: Walter Hill
Ein neues Gesicht, ein neuer Anfang...
John Sedley (Mickey Rourke) hat ein extrem entstelltes Gesicht.
Aufgrund seiner Häßlichkeit nennt man ihn im Umfeld den schönen Johnny.
Für seinen Freund Mikey (Scott Wilson) ließ sich der zwar intelligente,
aber extrem labile Typ überreden an einem Banküberfall mitzumachen.
Loyalität über alles. Was man aber von dem Verbrecherpärchen Sunny Boyd
(Ellen Barkin) und Rafe Garrett (Lance Henriksen) nicht behaupten kann,
die das Quartett der Gangster komplettieren.
Die wollen
den Beutezug für sich alleine einkassieren, erschießen Mikey und
verletzen Johnny sehr schwer, bevor sie sich mit dem Diebesgut aus dem
Staub machen. Von Johnny glauben sie, dass er genau wie Mikey am Ort des
Verbrechens starb, doch wie durch ein Wunder überlebt der Mann. Er
verbüßt als Zwangsarbeiter im Gefängnis seine Haftstrafe. Das Gesicht,
dass seit der Geburt entstellt ist, wird aber vom Gefängnisarzt Dr.
Steven Resher (Forest Whitaker) wahrgenommen, der sich auf plastische
Chirurgie versteht und in einer Operation auch die Chance sieht, dass
der Patient durch sein besseres Aussehen eine höhe Akzeptanz bei den
Mitmenschen genießen wird, die ihn - so seine Schlußfolgerung - nicht
mehr kriminell werden lassen muss. Immerhin hätte Johnny ja auch
Strafmidlerung bekommen, wenn er die Identität seiner falsch spielenden
Komplizen aufgedeckt hätte. Aber das würde ihn ja um das Vergnügen der
Rache bringen.
John wird mehrfach operiert. Die
Operationen gelingen. Sein Abstoßung erregendes Gesicht hat sich ins
genaue Gegenteil verkehrt: er ist jetzt ein überdurchschnittlich
attraktiver Mann, dessen Gesicht endlich auch auf die Frauen spontan
anziehend wirkt. John erhält Freigängerstatus und bekommt eine neue
Identität als ehemaliger Marineoffizier. Arbeit findet er auf einer
Werft und freundet sich dort mit seiner Kollegin Donna McCarty
(Elisabeth McGovern) an. Alles könnte jetzt gut werden. Aber daran
glaubt weder der Lieutenant, der ihn damals verhaftet hat (Morgan
Freeman) noch Johnny selbst, denn für die Rache muss man schließlich das
höchste Risiko eingehen..
"Johnny Handsome" ist einer der
erfolgreicheren Kinofilme von Walter Hill. Der Streifen wurde seinerzeit
auch wegen dem Film Noir Enschlag gelobt, den er zweifelsohne immer
wieder gut ausspielen kann. Es ist ein düsterer Film geworden, der
Charaktere zeigt, die sich nicht unbedingt zur Identifikation anbieten.
Auch Johnny nicht, der seltsam geheimnisvoll und unverstanden bleibt.
Optisch wirkt alles etwas ungeschliffen und fernab vom Hochglanz - das
ist aber auch ein entscheidender Vorteil um als gelungenes B-Picture mit
düsterer Note zu gefallen.
Vor allem Mickey Rourke überzeugt,
denn seine Figur kann trotz Umkehrung des Stigmas vom Elefantenmensch
in Attraktivität seine aufgrund der alten Stigmatisierung erworbene
Verstrickung in Rache, Schuld und Sühne nicht abstreifen. Auch die reine
Liebe, verkörpert in der Figur der Donna richtet da leider nichts aus.
Der Neuanfang, der hätte beschritten werden können, ist vorprogrammiert
zum Scheitern.
Optisch und trotz der Film Noir Schiene ist
"Johnny Handsome" auch ein typischer 80er Jahre Film. Ein echter
Zeitgeistfilm und typischer Vertreter seiner Dekade - das erinnert mich
an Hills einige Jahre früher entstandener schriller Großstadtwestern
"Straßen in Flammen", der ebenfalls viel 80er jahre Flair beinhaltete.
Walter Hills beste Filme in der 80er Jahre Dekade waren für mich aber
vor allem "Long Riders", der unterschätzte "Die letzten Amerikaner" und
der Neo-Western "Ausgelöscht".
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen