Sonntag, 24. Mai 2015

Johnny Handsome

























Regie: Walter Hill

Ein neues Gesicht, ein neuer Anfang...

John Sedley (Mickey Rourke) hat ein extrem entstelltes Gesicht. Aufgrund seiner Häßlichkeit nennt man ihn im Umfeld den schönen Johnny. Für seinen Freund Mikey (Scott Wilson) ließ sich der zwar intelligente, aber extrem labile Typ überreden an einem Banküberfall mitzumachen. Loyalität über alles. Was man aber von dem Verbrecherpärchen Sunny Boyd (Ellen Barkin) und Rafe Garrett (Lance Henriksen) nicht behaupten kann, die das Quartett der Gangster komplettieren.
Die wollen den Beutezug für sich alleine einkassieren, erschießen Mikey und verletzen Johnny sehr schwer, bevor sie sich mit dem Diebesgut aus dem Staub machen. Von Johnny glauben sie, dass er genau wie Mikey am Ort des Verbrechens starb, doch wie durch ein Wunder überlebt der Mann. Er verbüßt als Zwangsarbeiter im Gefängnis seine Haftstrafe. Das Gesicht, dass seit der Geburt entstellt ist, wird aber vom Gefängnisarzt Dr. Steven Resher (Forest Whitaker) wahrgenommen, der sich auf plastische Chirurgie versteht und in einer Operation auch die Chance sieht, dass der Patient durch sein besseres Aussehen eine höhe Akzeptanz bei den Mitmenschen genießen wird, die ihn - so seine Schlußfolgerung - nicht mehr kriminell werden lassen muss. Immerhin hätte Johnny ja auch Strafmidlerung bekommen, wenn er die Identität seiner falsch spielenden Komplizen aufgedeckt hätte. Aber das würde ihn ja um das Vergnügen der Rache bringen.
John wird mehrfach operiert. Die Operationen gelingen. Sein Abstoßung erregendes Gesicht hat sich ins genaue Gegenteil verkehrt: er ist jetzt ein überdurchschnittlich attraktiver Mann, dessen Gesicht endlich auch auf die Frauen spontan anziehend wirkt. John erhält Freigängerstatus und bekommt eine neue Identität als ehemaliger Marineoffizier. Arbeit findet er auf einer Werft und freundet sich dort mit seiner Kollegin Donna McCarty (Elisabeth McGovern) an. Alles könnte jetzt gut werden. Aber daran glaubt weder der Lieutenant, der ihn damals verhaftet hat (Morgan Freeman) noch Johnny selbst, denn für die Rache muss man schließlich das höchste Risiko eingehen..


 "Johnny Handsome" ist einer der erfolgreicheren Kinofilme von Walter Hill. Der Streifen wurde seinerzeit auch wegen dem Film Noir Enschlag gelobt, den er zweifelsohne immer wieder gut ausspielen kann. Es ist ein düsterer Film geworden, der Charaktere zeigt, die sich nicht unbedingt zur Identifikation anbieten. Auch Johnny nicht, der seltsam geheimnisvoll und unverstanden bleibt. Optisch wirkt alles etwas ungeschliffen und fernab vom Hochglanz - das ist aber auch ein entscheidender Vorteil um als gelungenes B-Picture mit düsterer Note zu gefallen.
Vor allem Mickey Rourke überzeugt, denn seine Figur kann trotz Umkehrung des Stigmas vom Elefantenmensch in Attraktivität seine aufgrund der alten Stigmatisierung erworbene Verstrickung in Rache, Schuld und Sühne nicht abstreifen. Auch die reine Liebe, verkörpert in der Figur der Donna richtet da leider nichts aus. Der Neuanfang, der hätte beschritten werden können, ist vorprogrammiert zum Scheitern.
Optisch und trotz der Film Noir Schiene ist "Johnny Handsome" auch ein typischer 80er Jahre Film. Ein echter Zeitgeistfilm und typischer Vertreter seiner Dekade - das erinnert mich an Hills einige Jahre früher entstandener schriller Großstadtwestern "Straßen in Flammen", der ebenfalls viel 80er jahre Flair beinhaltete. Walter Hills beste Filme in der 80er Jahre Dekade waren für mich aber vor allem "Long Riders", der unterschätzte "Die letzten Amerikaner" und der Neo-Western "Ausgelöscht".

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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