Regie: Baran bo Odar
Clowns laughing at you...
"Who am I - Kein System ist sicher" ist ein äusserst gelungener
deutscher Genrefilm des Regisseurs Baran bo Odar, der bereits 2010 mit
"Das letzte Schweigen", einem Kriminalfilm über Vergewaltigung und Mord
eines 11jährigen Mädchens beeindrucken konnte. Ein großer
Publikumserfolg ist ihm damals nicht gelungen, aber mit seinem etwas
abgefahrenen Hackerthriller umso mehr. Mehr als 750.000 Kinokarten
wurden in Deutschland verkauft und inzwischen hat sich Warner die Rechte
für das Remake gesichert, das demnächst realisiert werden soll.
Der
begabte Hacker Benjamin (Tom Schilling) ist schüchtern und verbringt
seine Zeit oftmals in den Weiten des Internets, denn dort muss er nicht
er selbst sein, sondern kann er einfach ein Pseudonym überstülpen. Im
normalen Leben arbeitet er abends bei einem Pizzadienst und ist verliebt
in die Studentin Marie (Hannah Herzsprung), die aber unerreichbar für
ihn scheint. Als er nach einem gescheiterten Angriff auf einen
Uni-Server zu einigen Sozialstunden verurteilt wird, lernt er den
extrovertierten Max (Elyas M. Barek) kennen, das absolute Gegenteil von
ihm selbst. Ihm fällt es sehr leicht Kontakt mit den Mitmenschen
aufzunehmen, vor allem hat er aber auch einen Schlag bei den Mädchen. Im
Gespräch merken die beiden jungen Männer, dass sie beide Interesse und
Fähigkeiten im computertechnischen Bereich haben und gerne "hacken". Max
lädt den unscheinbaren Benjamin auf eine Party ein. Dort in diesem
fremden Haus lernt Benjamin die Freunde von Max kennen: Stephan (Wotan
Wilke Möring) und Paul (Antoine Monot jr) legen Wert darauf, dass der
Neue eine Aufnahmeprüfung bestehen soll. Diese Hürde besteht Benjamin
spielend. Als seine demenzkranke Oma verstirbt, wird deren Haus zum
neuen Domizil der nunmehr aus vier Köpfen bestehenden Hackergruppe.
Benjamin fällt auch ein Name für das Quartett ein "Clowns laughing at
you" und als Anlehnung an die im Hackerbereich weitverbreitenden
Maskierungen nennt man sich fortan "Clay". Getrieben von Max´Suche nach
Anerkennung in Darknets werden die Hackerangriffe der Vier immer
brisanter. Vor allem die Wertschätzung von MRX (Leonard Carow), dem
Anführer der "Friends" soll erreicht werden. Dieser wurde unter anderem
durch Angriffe auf soziale Netzwerke bekannt und genießt im Deep Web ein
hohes Ansehen. Doch dessen Wertschätzung ist schwer zu erlangen. Er
verspottet sogar die Aktivitäten von Clay, die immerhin in den Medien
präsenter werden. Ziel von Clay war es am Anfang der Gesellschaft etwas
zu zeigen, um damit Gutes zu bewirken, doch die Ziele verändern sich.
Aus
Spaß wird plötzlich Ernst, als die Gruppe auf das Fahndungsraster von
BKA und Europol gerät. Gejagt von der Cybercrime-Ermittlerin Hanne
Lindberg (Trine Dyrholm) ist Benjamin jetzt kein Niemand mehr sondern
ein gesuchter Internetkrimineller...
Dies alles ist sehr
effektiv und sehr modern inszeniert. Gut umgesetzt sind auch die
virtuellen "Szenetreffpunkte" im Netz, in denen sich maskierte Menschen
mit selbstgewählten Identitäten präsentieren. Die Handlung, die sehr
temporeich präsentiert wird, wartet mit sehr interessanten Details auf
und alles läuft möglicherweise auf einen Plot hin. Aber wie sieht der
aus ? Das ist schwierig herauszufinden und macht zusätzlich einen großen
Reiz aus. Es geht um Manipulation, um doppelten Boden und man weiß nie
wer jetzt wen manipuliert und wer von wem manipuliert wird. Tom
Schilling hat wieder eine sehr gute Rolle bekommen, nach "Oh Boy" ein
weiteres Highlight für den jungen Schauspieler. Vor allem ist natürlich
die schrille Hochglanzoptik das Herzstück des rasanten Films. Baran be
Odar führt grandios durch das dichte digitale Labyrinth.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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