Mittwoch, 1. Februar 2017

Higher Learning

























Regie: John Singleton

Der Alltag auf der Columbus University...

Nach dem Riesenerfolg mit seinem Erstlingsfilm "Boyz N the Hood" blieb Regisseur John Singleton dem Black Cinema Genre treu. Es enstanden "Poetic Justice" und "Higher learning" - mit beiden Filmen konnte er aber nicht mehr ganz an den Triumph seines Debüts anknöpfen. obwohl sich die BoxOffice Ergebnisse durchaus sehen lassen konnten. "Higher Learning" spielte immerhin in den USA mehr als 38 Millionen Dollar ein und führt den Zuschauer direkt auf den Campus der fiktiven Columbus University in Kalifornien. Möglicherweise hat Singleton in seinem Drehbuch auch manch eigene Erinnerungen an seine Zeit in der University of Southern California in die Geschichte eingepflegt. Es geht dort auch etwas erdiger und gefährlicher zu wie auf einer Elite-Uni. Für die Neulinge Kristen Connor (Kristy Swanson), Remy (Michael Rapaport) und den Afroamerikaner Malik Williams (Omar Epps) fängt das erste Semester an. Kristen kommt aus nicht gerade betuchtem Elternhaus und hat Mühe die Studiengebühren zu begleichen. Gleiches gilt auch für Malik, der vor allem im Sport ganz groß ist, doch der Sportlehrer akzeptiert nur harte Disziplin. Malik kommt gut mit seinem weißen Zimmerkollegen Wayne (Jason Willes) aus, bleibt aber dennoch auf Distanz und sucht die Nähe von anderen dunkelhäutigen Studenten, er freundet sich mit dem "ewigen Studenten" Fudge (Ice Cube) und dessen Freunden (u.a. Busta Rhymes) an. Auf dem Sportplatz lernt er auch die hübsche Leichtathletin Deja (Tyra Banks) kennen. Kristen teilt das Zimmer mit der dunkelhäutigen Monet (Regina King) - das funktioniert auch bestens. Leider sind aber die Rassenunterschiede des Landes immer auch wieder gegenwärtig. Weiße verkehren eher mit Weißen, die Schwarzen sind eher unter sich. Auch wenn immer wieder mulitkulturelle Friedens-Partys abgehalten werden und die Toleranz gegenüber anderen Rassen, anderen Religionen oder alternativen Sexualpräferenzen immer wieder betont wird. Malik möchte, dass Professor Maurice Phillips (Laurence Fishburne) ihn als "Bruder" bevorzugt behandelt, die dieser ihm überhaupt nicht gewährt. Remy ist ein Einzelgänger mit nicht gerade guter Kindheit und kommt vom ländlichen Idaho. Er findet schlecht Anschluß, da hat es eine Nazigruppe (u.a. Cole Hauser) leicht den beeinflussbaren Jungen in ihre Clique aufzunehmen. Dort kann er seiner aufgestauten Wut freien Lauf lassen und schnell finden sich auch die üblichen Sündenböcke: Schwarze, Latinos und Asiaten, die dem weißen Amerikaner das Land wegnehmen...


Seltsam, das hört man doch in der letzten zeit auch sehr oft in den Nachrichten. Nicht nur in den USA mit einem Präsidenten, der leider genau diesen hasserfüllten und wütenden Menschen ein Podium bietet mit ungewissem Ausgang und die Spaltung der Gesellschaft noch stärker vorantreibt und die Gemüter zum Kochen bringt. In Europa erleben wir leider auch die gleichen Tendenzen. Angst vor den Fremden, Angst vor anderen Kulturkreisen. Singleton setzt in seinem Film auf das "aufeinander zugehen". "Higher Learning" ist ein interessanter Film, der vielleicht aber zuviel in der Geschichte unterzubringen. So wird die junge Kristen von Billy (Jay R. Ferguson) vergewaltigt, sie schließt sich einer Frauengruppe an, die von der lesbischen Taryn (Jennifer Conelly) geleitet wird. Da auch Maliks Zimmergenosse Wayne an Kristen interessiert ist, kommt eine klasse Szene zum Einsatz, die Zärtlichkeiten zu Zweit zeigen. Kristen natürlich, aber abwechselnde Partner. Sie küsst Wayne, aber dann...Schnitt...Wayne ist verschwunden, dafür geht das Küssen weiter mit Taryn. Wirklich klasse Szene, die ein bisschen an die große Phantasie von Orson Welles erinnert - in "Citizen Kane" beispielsweise gibt es die Sequenz am Frühstückstisch, in der gezeigt wird, wie Kanes Ehe mit Emily in die Brüche geht. Die Handlung, die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstreckt, nimmt im Film nur wenige Minuten ein. Der Schauplatz bleibt der gleiche, nur Kostüme und Maske ändern sich. Dennoch: Gesamthaft ist "Higher Learning" etwas überfrachtet. Und die Nazigruppe erscheint mir etwas klischeehaft und eindimensional. Dafür bietet aber Laurence Fishburne eine oscarreife Vorstellung und Youngster Omar Epps gefällt mir ebenfalls sehr gut in seiner Rolle als Malik. Insgesamt ist "Higher Learning" zwar etwas schwächer als "Boyz N the Hood" - dennoch immer noch ein erschreckend aktueller Film. Auch die jazzige Musik von Stanley Baker passt sehr gut.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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