Regie: John Sturges
Churchill soll entführt werden...
"Der Adler ist gelandet" aus dem Jahr 1976 tatsächlich der letzte
Kinostreifen von John Sturges, bevor er sich ganz aus dem Filmgeschäft
zurückzog. Die beiden größten kommerziellen Erfolge hatte Sturges mit
dem Western "Die glorreichen Sieben" aus dem Jahr 1960 und dem
Kriegsfilm "Gesprengte Ketten", der drei Jahre später entstand. Das
Erfolgsrezept war klar: Spannung in Cinemascope und ein riesiges
Staraufgebot. Auch für "Der Adler ist gelandet" trifft dies zu.
Dementsprechend war dem Film auch ein kommerzieller Erfolg beschieden.
Basierend auf den gleichnamigen Bestseller von Jack Higgins war es ein
relativ später Beitrag zur Reihe der fiktionalen Großproduktionen über
den Zweiten Weltkrieg ala "Stoßtrupp Gold" (1970) oder "Agenten sterben
einsam" (1968). Die Handlung erscheint aber etwas gewagter zu sein, denn
die Nazis versuchen einen geheimen Plan vom Reichskanzler in die Tat
umzusetzen, aber alles soll geheim bleiben. Fast könnte man den Adler,
der landet als eine Kreuzung zwischen Zinnemanns "Der Schakal" und
Tarantinos "Inglorious Basterds" ansehen. Letzteren vor allem wegen der
schrillen Note, die die britische Produktion auszeichnet und sie ein
wenig von Sturges beiden erwähnten Blockbustern abhebt, die durch ihre
Ernsthaftigkeit auffallen und auch so dem Zuschauer gefallen.
"Der Adler ist gelandet" ist da etwas anders - der Held des Film,
der zuerst bei den Nazis in Ungnade gefallene Oberst Kurt Steiner,
gespielt von Michael Caine, wird irgendwann im Lauf der Geschichte sagen
"ich bin an dem Punkt, wo ich die Ereignisse nicht mehr beherrsche, sie
beherrschen mich" und der Satz scheint auch Programm der Geschichte zu
sein.
Reichskanzler Hitler hat sich in den Kopf gesetz den britischen
Premierminister Winston Churchill (Leigh Dilley) nach Deutschland zu
entführen. Himmler (Donald Pleasence) beauftragt Admiral Canaris
(Anthony Quayle), den Chef der Abwehr, mit einer Machbarkeitsstudie über
diese scheinbar unmögliche Aufgabe. Canaris erkennt die Unmöglichkeit,
beauftragt aber seinen Offizier Oberst Radl (Robert Duvall) mit dem
Unternehmen. Und tatsächlich findet Unteroffizier Karl (Michael Byrne)
heraus, dass Churcill bald einen Flugplatz in de Nähe des Dorfes Studley
Constable in Norfolk besuchen wird. Dort lebt mitten unter den Bürgern
die deutsche Spionin Joana Grey (Jean Marsh). Für die Durchführung
dieses gewagten Unternehmens rekrutiert Radl ausserdem Liam Devlin
(Donald Sutherland), ein Mitglied der IRA und als leitender Offizier
kommt nur der inhaftierte Offizier Kurt Steiner (Michael Caine), der in
England aufwuchs, in Frage. Er und seine Männer verbüßen eine Strafe auf
der Kanalinsel Alderney. Radl holt sie dort raus und somit beginnt ein
waghalsiges Unternehmen, dessen Wahrscheinlichkeit zum
Himmelfahrtskommando riesengroß ist. Aber tatsächlich gelingt der
Absprung der deutschen Soldaten an den Bestimmungsort. Doch es läuft
nicht alles nach Plan. Devlin verliebt sich in die einheimische Molly
Prior (Jenny Agutter) und die dort stationierten Amis (u.a. Treat
Williams und Larry Hagman in einer denkwürdigen Superrolle) bekommen
Wind von der Aktion...
Interessanterweise sind die Nazi-Figuren in "Der Adler ist
gelandet" sehr vielschichtig gezeichnet und Sturges hat es vermieden das
Klischee vom bösen Deutschen zu zeichnen. Die Deutschen Soldaten sind
entweder sympathisch, sehr loyal oder hochintelligent. Die
Figurenzeichnung ist auch für einen Actionfilm recht anspruchsvoll. Und
natürlich sieht man dem Film auch ein üppiges Budget an. Für den Schluß
hat sich Sturges noch einen netten Plot als Überraschungseffekt
aufgehoben. Die Besetzung klingt eigenwillig und ist es auch. Aber
interessanterweise ist dieses Casting abseits der Erwartungshaltung auch
ein starker Pluspunkt bei Sturges Abschiedsvorstellung.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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