Mittwoch, 8. August 2018

Der Tod kennt keine Wiederkehr

























Regie: Robert Altman

Die Nacht, in der Philipp Marlowes Katze auscheckte...

Robert Altman macht in "Der Tod kennt keine Wiederkehr" aus dem Jahr 1973 etwas sehr gewagtes: Er transportiert den hardboiled Detective der 40er Jahre Philip Marlowe in die progressiven 70er Jahre und dementsprechend ist auch auch die Gesamtstimmung dieses eher unterbewerteten Neo Noirs. Denn Altman erfüllt sein Ziel perfekt und belebt die Romanfigur von Raymond Chandler mit satirischen Unterton und originellen Überraschungen.
Die 70er Jahre waren sicherlich Altmans kreativsten Jahre, dort entstanden seine Meisterwerke wie "Mash" (1970), "McCabe & Mrs. Miller" (1971), "Diebe wie wir" (1974), "California Split" (1974) oder "Nashville" (1975).
 Auch Altmans Philip Marlowe (Ellliott Gould) ist Kettenraucher und schätzt hochprozentige Getränke. Sein Verhältnis zum anderen Geschlecht ist etwas komplex oder ambivalent. Als Mann ist er durchaus an Frauenbekanntschaften und sexuellen Abenteuern interessiert, zeigt jedoch zumeist eine frauenfeindliche Einstellung - daher ist seine Mitbewohnerin auch vierbeinig und Katze. Sie hört auf den Namen Kittie und ist Fan einer bestimmten Futtersorte, die Marlowe eines Nachts nicht in Reserve hat und da die Katze nicht locker lässt macht er noch einen Mitternachtseinkauf im Supermarkt um die Ecke. Den vier halbnackten Nachbarinnen bringt er noch Schokoladenpudding mit. Kitties Sorte ist ausverkauft, was die kluge Katze natürlich merkt und ihm davon läuft. Davon laufen wird in dieser Nacht auch noch Marlowes Freund Terry Lennox (Jim Bouton), der mit seiner Frau wieder mal Ärger hat und Marlowe bittet ihn noch in der Nacht über die Grenze nach Tijuana zu fahren. Am anderen Tag steht die Polizei vor der Tür und sucht nach Lennox, denn dessen Frau wurde brutal ermordet. Doch die Ereignisse überschlagen sich noch mehr. Die reiche Eileen Wade (Nina von Pallandt), die ebenso wie Lennox in der exklusiven Malibu Colony lebt,  beauftragt den Privatdetektiv ihren Mann, den alkoholabhängigen Schriftsteller und Künstler Roger Wade (Sterling Hayden) zu suchen und nach Hause zu bringen. Derweil erfährt Marlowe, dass sich sein Freund in Mexiko suizidiert haben soll. Fall also erledigt oder doch nicht ? Jedenfalls taucht bald auch der dubiose Arzt Dr. verringer (Henry Gibson) auf und auch der brutale Gangster Marty Augustine (Mark Rydell) tritt ein ins Geschehen, denn er wurde um 350.000 Dollar erleichtert....





Wie die Originale aus den 40er Jahren ist auch Altmans Film sehr verzwickt und die Drehbuchautorin Leigh Brackett, die bereits am Drehbuch zu Hawks "Tote schlafen fest" beteiligt war, hat einige Änderungen von der Vorlage Raymond Chandlers vorgenommen. Für die optimale 70er Jahre Optik sorgt Kameramann Vilmos Zsigmond. Das Schlußbild ist Altman ebenso genial gelungen wie der ganze Film, der mit einigen Besonderheiten aufwartet. Zum einen entpuppt sich Altmans Marlowe als eitler Narzist, der am Ende sprichwörtlich die Katze aus dem Sack lässt. Rache ist ein Gericht, dass er eiskalt in Mexiko serviert. Und alles vielleicht wegen dem ausverkauften Katzenfutter.






Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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