Mittwoch, 8. August 2018

Die Abfahrer

Regie: Adolf Winkelmann

Einfach mal abhauen...

Adolf Winkelmanns erster Spielfilm "Die Abfahrer" entstand 1978 und wurde vom WDR finanziert, die Kosten beliefen sich auf sparsame 200.000 DM. Was beweist, dass es nicht Unsummen von Geld braucht, um einen guten Film zu realisieren. "Die Abfahrer" ist eine Mischung aus Roadmovie, Sozialstudie und Komödie und wurde völlig zu Recht im Jahr 1979 mit dem Filmband in Silber ausgezeichnet.
Bereits in seinem Debütfilm erweist sich Winkelmann als ausgesprochener Kenner des Ruhrgebiets. Er kennt Land und Leute und skizziert dabei das Milieu total perfekt. Der Humor ist eher leise, aber sehr gelungen und seine Figuren leben und sind einfach echt. Die Hauptrollen wurden auch mit Laiendarstellern besetzt, was besonders zum Gelingen dieses auf eigene Art sehr poetischen Films beitrug.
Heute würde man sagen "Sie chillen" - Ende der 70er Jahre hängen sie rum und haben leider nichts zu tun. Atze (Detlev Quandt), der seit einiger Zeit arbeitslos ist. Genauso wie sein Freund Sulli (Anastasios Avgeris), der aus Griechenland stammt. Neuerdings hat es auch den jungen Lutz (Ludger Schnieder) erwischt. Nach der Lehre hat man ihn nicht mehr übernommen, doch der Junge hat noch nicht den Mut gefunden es seiner besorgten Mutter (Tana Schanzara) zu sagen. So hängt er nun die letzten 6 Wochen im Hinterhof eines Arbeiterviertels herum. Er geht am Morgen aus dem Haus, als würde er zur Arbeit gehen und kommt Abends wieder heim. Gelegentlich werden die drei Freunde von den Brüdern Lolli (Freddy Garber) und Jürgen (Gerd Weiss) wegen ihrem Nichtstun aufgezogen.
Doch die Zeiten werden sicherlich nicht besser: Ende der 70er Jahre zieht sich die Schwerindustrie aus dem Ruhrgebiet immer mehr zurück, auch die Heimatstadt Dortmund ist betroffen.
Die Nachbarschaft hat viel Zeit zum Quasseln und vom Fenster aus die Straße zu beobachten. So tauchen die drei Müßiggänger auch immer wieder in den Gesprächen ihres Umfelds auf.
Die Weltmeisterschaft ist am Laufen und die Leute sitzen gebannt in den Kneipen oder Zuhause vor der Klotze. Einer der Nachbarn plant seinen Umzug nach Lübeck und so steht der LKW einer Möbelspedition vorübergehend in der Einfahrt zum besagten Hinterhof. Und so kommen die drei Jungs auf die Idee mit dem Lastwagen eine Spritztour zu übernehmen. Es ist auch alles easy: Reserveschlüssel wird gefunden, Atze hat eine Fahrerlaubnis bei seiner Bundeswehrzeit erworben. Und schon kanns losgehen. Was zuerst lediglich als eine Rundfahrt im Viertel geplant ist, weitet sich bald aus. An einer Tankstelle nehmen sie die junge Svea (Beate Brockstedt) mit, die von ihrem Freund sitzen gelassen wurde. Zu Viert peilt man das Ziel "Siegen" an, dort sollen die Möbel hin, wie die vier annehmen. Sie wissen nicht, dass die Feststellbremse kaputt ist. Aber das ist nur eines der Probleme. Inzwischen wurde auch die Polizei von dem Diebstahl in Kentniss gesetzt...


Aber keine Sorge - "Die Abfahrer" ist trotz des realistischen pessimistisch geprägten Ansatzes ein Wohlfühlfilm und vermittelt ein bisschen was von "gemeinsam sind wir stark". Die Szene wurde von Adolf Winkelmann mit ein bisschen Freiheit und Romantik angereichert, so dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Seine Sorgen, seine Probleme und auch seine Sehnsüchte.


Bewertung. 9 von 10 Punkten. 

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