Freitag, 24. August 2018

Hope and Glory

























Regie. John Boorman

Eine Kindheit im zweiten Weltkrieg...

Ein beliebtes Thema im Filmjahr 1987 war "Kinder im Krieg". Steven Spielbergs "Das Reich der Sonne" (Empire of the Sun) erzählte die Geschichte vom Erwachsenwerden des elfjährigen britischen Jim, der beim Angriff der Japaner auf Shanghai von seinen Eltern getrennt wird und in einem japanischen Internierungslager landet. John Boorman dagegen verarbeitete in seinem "Hope and Glory - Der Krieg der Kinder" eigene Kindheitserlebnisse während des zweiten Weltkriegs in einer Vorstadt von London. Mit diesem eher leisen und sehr intimen Film gelang ihm ein großer Erfolg. Insgesamt kam "Hope and Glory" auf fünf Oscar-Nominierungen. Als bester Film unterlag er aber Bertoluccis letztem Kaiser. Boorman selbst wurde als bester Regisseur und als bester Drehbuchautor vorgeschlagen, das Szenenbild von Anthony Bratt und Joanne Woolard sowie die Kamera von Philippe Rousselot konnten sich auch nicht gegen den gewaltigen Konkurrenten von Bernardo Bertolucci durchsetzen. Am Ende ging der Film leer aus. Dennoch wurde Boormans besonderer Film vom Krieg ein kleiner Klassiker und darf zu seinen Meisterwerken gezählt werden, zu denen auch "Beim Sterben ist jeder der Erste" oder "Excalibur" gehören.
In "Hope and Glory" sieht der Zuschauer die Schrecken des Krieges, die nicht ausgespart werden durch die Augen eines neunjährigen Jungen. Billy Rowan (Sebastian Rice-Edwards) erlebt diese Kriegsjahre anders als die Erwachsenen als eine faszinierende und teilweise sogar vergnügliche Erfahrung. Gut behütet wächst er als mittleres Kind der Familie Rowan auf. Mutter Grace (Sarah Miles) ist etwas genervt von der ältesten Tochter Dawn (Sammi Davis), die sich schon sehr für Männer interessiert. Vater Clive (David Hayman) meldet sich beim Kriegsausbruch freiwillig bei der Army, um dem britischen Empire zu dienen. Bill und seinen kleinere Schwester Sue (Geraldine Muir) werden in dieser Zeit zu Zeugen der unterschiedlichsten Ereignisse: Es gibt immer wieder Bombenalarm und das damit verbundene Chaos. Brennende Häuser und auch deutsche Piloten, die in der Stadt notlanden müssen und als Kriegsgefangene abgeführt werden. Billy ist zwar traurig, dass der Vater eingezogen wird, er zweifelt aber nicht daran, dass er bald wieder zurückkehren wird. Dawn lernt den kanadischen Corporal Bruce Carrey (Jean-Marc Barr) kennen und die Mutter trifft sich öfters mit dem daheimgebliebenen Mac (Derrrick O`Connor), dem besten Freund ihres Mannes und in den sie früher verliebt war. Als das eigene Haus abbrennt, muß Grace mit den drei Kindern zum mürrischen und egozentrischen Großvater (Ian Bannen) ziehen. Der lebt auf dem Land am Fluß und so verbringt Billy trotz der Kriegswirren einen beinahe idyllischen Sommer. Er spielt Cricket mit dem Opa und beobachtet auch das Verhalten der Frauen. Bald wird der Junge erwachsen sein. Doch vorher wird die Schwester noch schwanger und am Ende erreichen die Bomben auch noch die ländliche Idylle. Doch zerstört wird nur die verhasste Schule. Grund genug für alle Kinder in Jubel auszubrechen...





Dieses Ereignis steht am Ende des autobiographischen Films, der durch ein großartiges Szenenbild besticht und meisterhaft mit der Kamera eingefangen wurde. Kameramann Philippe Rousselot gab sein Debüt als Kameramann von Nestor Almendros in den Rohmer Klassikern "Meine Nacht mit Maud" und "Claires Knie". Als Chefkameramann erhiehlt er den Cesar für die Mitwirkung in Jean-Jacques Beneix Film "Diva". Er übernahm 1985 für den John Boorman Film "Smaragdwald" die Kameraarbeit und durfte sich für "Therese" von Alain Cavalier auf einen zweiten Cesar freuen. Es folgte "Der Bär" von Jean-Jacques Annaud - nach zwei Oscarnominierungen (Hope and Glory, Henry und June) klappte es mit "Aus der Mitte entspringt ein Fluß". Robert Redfords Literaturverfilmung brachte ihm die begehrte Trophäe. "Hope and Glory" ist einer der wenigen Kriegsfilme, die freudig enden. Nicht nur die Schule hatte Pause. Dawn heiratet ihren Kanadier. Trotz dieser positiven Grundstimmung ist der Film natürlich nachdenklich. Die liebevollen Kinheitserinnerungen sind noch naiv und weit entfernt von der Härte des Erwachsenenlebens. Doch sie werden natürlich durch diese Jahre stark geprägt, noch wissen sie aber nicht, wie sehr Krieg das Leben verändert.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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