Samstag, 3. Dezember 2022

Das Haus in der Carroll Street


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Peter Yates

Hexenjagd und Nazis in New York...

Gleich nach Rick Rosenthals Drama "Distant Thunder" war Peter Yates Film Noir "Das Haus in der Carroll Street" an der Kasse der Filmflop des Jahres. Schade eigentlich, denn so schlecht gelungen ist der nostalgische Krimi wirklich nicht. Vielleicht liegt es an der gewissen Behäbigkeit und der langsamen Gangart, die den Film von Anfang bis Ende begleitet. Der Film ist zwaraltmodisch, was aber auch einige Vorzüge offenbart. Der deutsche Kameraprofi Michael Ballhaus war für die Bilder verantwortlich, die den Zuschauer in die frühen 50er Jahre führt. Die Hexenjagd von Joseph McCarthy war in vollem Gange, Antikommunismus und krude Verschwörungstheorien hatten Hochkonjunktur.
Emily Crane (Kelly McGillis) ist Bildredakteurin beim renommierten Life Magazine, aber sie steht derzeit unter starkem öffentlichen Druck. Die junge Frau hat sich geweigert beim Ausschuss für unamerikanische Umtriebe des Repräsentantenhauses auszusagen und Namen zu nennen. Von ihrem Chef wird sie daher entlassen. Sie findet immerhin einen Job bei der alten egozentrischen Miss Venable (Jessica Tandy), die sich für 50 Dollar pro Woche Bücher vorlesen lässt. Eines Tages belauscht sie in deren Nachbarschaft einen Streit. Einer dieser Streiter ist Ray Slawen (Mandy Patinkin) - also der Mann, der als Hauptstaatsanwalt in ihrem Ausschuß saß. Der andere ältere Mann spricht nur deutsch. Der dritte in dieser lauten Unterhaltung ist der junge Stefan (Chrstopher Buchholz), den Emily vor kurzem zufällig auf der Straße traf und mit ihm eine kurze Unterhaltung führte. Stefan wirkt belastet, er ist in diesem Gespräch der Dolmetscher zwischen Ray Slawen und dem deutschen Mann.
Da Emily neugierig wird, sucht sie weiterhin Kontakt zu Stefan und versucht ihm einige Informationen über diesen Streit zu bekommen. Sie bemerkt, dass er voller Angst ist und daher auch nichts sagen möchte. Emily selbst wird seit einiger Zeit von zwei FBI Agenten (Jeff Daniels, Ken Welsh) observiert. Bei einem weiteren Treffen mit Stefan in einem Buchladen werden die beiden plötzlich verfolgt. Wenig später ist Stefan tot. Emily schwebt bereits in großer Gefahr, aber immerhin kann sie den FBI Agenten Cochran (Daniels) für sich gewinnen, da dieser sich in sie verliebt hat...



Die Liebesgeschichte zwischen der Hauptfigur und dem FBI Mann hemmt den Fluß der Geschichte auch ein bisschen. Ansonsten gibt es weder am edlen und subtilen Inszenierungsstil noch an den Darstellerleistungen etwas auszusetzen. Mandy Patinkin ist ein gut aufspielender Bösewicht, ein echter Halunke in der Gestalt des Staatsdieners. Sein Ende im Grand Central Terminal ist sicherlich schon eine Szene mit echtem Klassikerpotential. Eine Sequenz, die die alten Noirs eindrucksvoll wieder aufleben lässt und bei der dem Zuschauer auch die Hitchcockschen Meisterwerke wieder in den Sinn kommen. Während Yates Vorgängerfilm "Suspect" mit Cher und Dennis Quaid (und ebenfalls mit Hitchcock und Noir Anteilen) sowohl im Kino als auch bei der Kritik gut ankam, erwies sich wie erwähnt "Das Haus in der Carroll Street" als kapitaler Flop. Es mag vielleicht daran liegen, dass der Amerikaner die Aufarbeitung dunkler Kapitel in ihrer Geschichte (sei es Sklavenhandel, Völkermord an den Indianern oder auch Kommunistenjagd) nicht gerne durch den Film aufarbeiten möchten.






Bewertung: 7 von 10 Punkten. 
 

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