Montag, 5. Dezember 2022

Drive my Car


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Ryusuke Hamaguchi

Beichtstuhl Auto...

Der 2021 inszenierte Spielfilm " Drive my car" des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi basiert auf Haruki Murakamis gleichnamiger Kurzgeschichte und anderen Geschichten aus dessen erschienenen sammlung "Men without Women". In Cannes war Premiere und sofort waren die Kritiker voll des Lobes für diesen aussergewöhnlichen Film, der während seiner Laufzeit von 179 Minuten sehr viel Dialog bietet. Einerseits die Stärke dieses besonderen Werkes, aber andererseits auch eine Eigenschaft, die vielleicht den einen oder anderen Zuschauer mit der Zeit ermüden könnte.
Die Hauptfigur der Geschichte ist der Theaterregisseur Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima), der mit seiner Frau Oto (Reika Kirishima) seit 25 Jahren eine glückliche Ehe führt. Vor 17 Jahren musste das Paar einen schweren Schicksalsschlag verarbeitet. Sie verloren ihre kleine Tochter. Oto selbst hat danach nie mehr wieder ein weiteres Kind gewollt. Beide sind sehr erfolgreich in ihrem Beruf. Oto erzählt ihrem Mann sehr oft Geschichten, die sie sich ausgedacht hat und später in ein Drehbuch münden sollen. Diese Storys sind oft auch mit sexuellen Inhalten gewürzt. Als eine Dienstreise kurz vor Abflug verschoben wird, nutzt er die Möglichkeit und kehrt an diesem Abend zurück nach Hause. Dort sieht er seine Frau beim Sex mit dem jungen Schauspieler Koji Takatsuki (Masaki Okada). Die beiden wissen nicht, dass ihr Liebesspiel beobachtet wird. Yusuke schweigt über den Vorfall. obwohl er schwer gekränkt ist. Das Schicksal will es, dass er seine Frau nach Beendigung seiner Dienstreise leblos im Wohnzimmer vorfindet. Sie stirbt noch in der selben Nacht im Krankenhaus an einer Hirnblutung. Soweit der Vorspann der eigentlichen Geschichte, die nach 40 Minuten beginnt. Es sind nun 2 Jahre vergangen. Der Theaterregisseur beginnt mit einer Inszenierung von "Onkel Wanja" von Anton Tschechow in Hiroshima. Dort castet er gemeinsam mit dem Dramaturgen Gong Yoon-su (Jin Dae jeon) eine Gruppe von talentierten Schauspielern. Beeindruckt von der stummen Darstellerin Lee Yoo-na (Park Ju-Rim) die in koreanischer Zeichensprache kommuniziert, besetzt der Regisseur die Titelrolle des Onkel Wanja mit Koji, dem damaligen Lover seiner Frau. Die Leitung des Theaters verlangt aus versicherungstechnischen Gründen, dass Yusuke während dieser Zeit nicht selbst Auto fährt, stattdessen hat man für ihn die versierte Fahrerin Misaki (Toko Miura) engagiert. Im Laufe der Zeit kommen sich die beiden Menschen während der vielen Autofahrten näher...





Und diese Fahrten fungieren dann auch ein bisschen als Art Beichtstuhl von Geheimnissen und verborgenen Gedanken. Sowohl Yusuke als auch Misaki sind eher introvertierte Charaktere, die sich nur längsam öffnen können. Die im Film beschriebene Theaterinszenierung ist auch sehr gewagt, denn der Regisseur setzt auf eine multilinguale Herangehensweise. So sind die Rollen mit Akteuren besetzt, die verschiedene Sprachen sprechen, so dass es nicht gesichert ist, dass sie ihr Gegenüber überhaupt verstehen. Die Dialoge werden für das Publikum auf einer großen Leinwand live übertitelt. Hamaguchis Film wurde für 4 Oscars nominiert - den Preis als bester Auslandsfilm ging auch an Japan. Hamaguchi selbst wurde sowohl als bester Regisseur als auch fürs beste Drehbuch nominiert. Sicherlich ist dem japanischen Filmemacher einer der interessantesten Filme des Jahres gelungen, auch wenn vom Zuschauer ein bisschen Geduld gefordert wird. Aber es lohn sich, denn schließlich thematisiert der Film Liebe und Leidenschaft, Trauen und Sehnsucht und nicht zuletzt die große Kunst Lebenskrisen vielleicht bewältigen zu können.






Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 
 

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