Montag, 13. Oktober 2014

Das Experiment





















Regie: Oliver Hirschbiegel

Wärter und Gefangene...

Der Film "Das Experiment" entstand 2001 unter der Regie von Oliver Hirschbiebel (Der Untergang)  und wurde beim Publikum und bei den Kritikern ein großer Erfolg.  Dabei lehnt sich die Geschichte sehr stark an ein reales Experiment an, das im Sommer 1971 unter der Leitung von Philip Zimbardo an der Stanford Universität durchgeführt wurde. In diesem sogenannten Stanford-Prison-Experiment wurden die Testpersonen in Strafgefangene und Gefängniswärter aufgeteiilt und beide Gruppen sollten 14 Tage lang diese ihnen zugewiesene Rolle nicht nur spielen sondern auch leben bzw. ausleben. Der Test wurde dann schon nach dem 6. Tag abgebrochen, da er aus moralischen Gesichtspunkten nicht länger tragbar war, obwohl es verboten war körperliche Gewalt anzuwenden. Der Film spinnt dann im Grunde weiter was wohl geschehen wäre, wenn die Verantwortlichen nicht vorher abgebrochen hätten. In einer Zeitungsannonce entdeckt der Taxifahrer Tarek Fahd (Moritz Bleibtreu) die Einladung für eben diesen wissenschaftlichen Test. Es soll für die Probanten 4000 DM geben, ausserdem ist Tarek freier Journalist und erhofft sich von der Story mit Bildmaterial (Minikamera wird in einer Brille versteckt) weiteren Schotter. Nach einem One Night Stand gehts am anderen Tag auch schon los. Das Experiment wird streng bewacht von Prof. Dr. Klaus Thon (Edgar Selge) und seiner Assistentin Dr. Jutta Grimm (Andrea Sawatzki) und wirkt natürlich auf den ersten Blick interessant und auch seriös. Die 20 freiwilligen Teilnehmer werden aufgeteilt in Gefangene (darunter u.a. Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring, Christian Berkel, Oliver Stokowski) und Wärter (u.a. Justus von Dohnany, Timo Dirkes, Nick von Tempelhof, Antoine Monot) und von dem wissenschaftlichen Team per Kamera rund um die Uhr beobachtet. Dabei müssen die Gefangenen auf einige ihrer Grundrechte verzichten und die Regeln, die die Wärter vorgeben, befolgen. Die Wärter hingegen sind mit Schlagstöcken ausgestattet, sollen diese Waffe aber nicht benutzen, sondern angemessen auf die  Dynamik, die die Gefangenen auslösen, reagieren. Alle Teilnehmer sind zu Beginn des Experiments gut gelaunt, doch das ändert sich schnell, da Tarek versucht zu provozieren. Die Wärter reagieren erstmal überfordert mit dem bewussten Ungehorsam und schnell wird der Spass verdrängt. Um sich Respekt zu verschaffen, setzen die Wärter auch - wie so oft im richtigen Leben - auf Druck und Wärter Berus (von Dohnany) leitet dann mit seiner Strategie die Gefangenen durch Erniedrigung zu bändigen und ruhig zu halten eine exkalierende Gewaltschiene ein, die nicht mal mehr von den Wissenschaftlern unter Kontrolle gehalten werden kann...


am Ende gibts gar Todesopfer. Dies alles hat Hirschbiegel in seinem gut gemachten Genrefilm drastisch dargestellt und die Katastrophe steigert sich von Minute zu Minute. Natürlich muss die Vernunft und Logik etwas reduziert werden, denn schon nach kurzer Zeit hätte ja den Machern des Tests die fatale Entwicklung auffallen müssen. Im Übrigen ist Erniedrigung natürlich auch Gewalt. Aber egal...das Szenario ist spannend, beklemmend und gut gespielt. Ich habe aber einige Zweifel, dass der Test - selbst wenn er zwangsläufig aus dem Ruder laufen muss - so verlaufen wäre wie im Film geschildert. Denn die Figur des Berus ist für mich nur schwer als "Führer" und Lenker der Katastrophe möglich. Zu sehr ist er Aussenseiter mit dessen Methoden man sich - selbst als labiler Mitläufercharakter - nur schwer identifizieren kann. Seine Figur ist zwar die markanteste des ganzen Films, aber sie bewirkte auch bei mir eine Art Übertriebenheit, also eine der wenigen Störfaktoren des ansonsten guten Films. Da hätte ich mir einen viel subtileren Bösewicht gewünscht.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

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