Freitag, 14. April 2017

Eis am Stiel






















Regie: Boaz Davidson

Tel Aviv, Ende der 50er Jahre...

In den 70er Jahren hat die Filmindustrie den jugendlichen Zuschauer entdeckt und dadurch logischerweise auch Filme für dieses Publikum gemacht. Ein erster Höhepunkt war George Lucas mit "American Graffiti" aber auch Europa sprang auf den Trend auf und so war der französische Film "Her mit den kleinen Engländerinnen" von Mchel Lang mit fast 2 1/2 Millionen Zuschauer ein riesiger Erfolg des Kinojahres 1975. Es folgten Filme wie "Die kleinen Französinnen" von Claude Berri oder "Pocorn und Himbeereis" von Franz Josef Gottlieb.
Der israelische Film "Eskimo Limon" - in Deutschland bekannt unter dem Titel "Eis am Stiel" wurde 1978 auch mit deutschem Geld realisiert und ist sicherlich einer der besseren Vertreter des Genres "Teenie Klamotte" - vor allem deshalb, weil er genauso wie "American Graffiti" oder "Her mit den kleinen Engländerinnen" nostalgisch verklärt und irgendwann auch melancholisch daherkommt. Die erste Liebe und logischerweise auch der erste richtige Schmerz, der dabei empfunden wird. "Eis am Stiel" war also seriös genug, um für den Golden Globe als bester Auslandsfilm nominiert zu werden und wurde auch auf der Berlinale gezeigt. Er rangierte auf Platz 11 der Kino Jahrescharts 1978, ingesamt 2.7 Millionen Zuschauer wollten den Film sehen. Er zog dann in deutsch-israelischer Coproduktion mehrere Fortsetzungen nach sich. "Feste Freundin" aus dem Jahr 1979 war mit 1,5 Millionen Zuschauer ebenfalls ein Erfolg und einer der Hauptdarsteller Zachi Noi (der Dicke) wurde in Deutschland richtig bekannt. Die Nachfolger wie "Liebeleien", "Hasenjagd", "Die große Liebe", "Ferienleibe", "Verliebte Jungs" und "Summertime Blues" sind aber vernachlässigbar.
1982 kam es gar zu einer Neuverfilmung "Die letzte amerikanische Jungfrau". Dennoch wurde nie wieder der naive Charme und die melancholische Note von Teil 1 erreicht.
Zu der Musikk von Bill Haley, Frankie Avalon, Domenico Modugno, Cubby Checker, Little Richard, Chuck Berry, Ritchie Valens, Duane Eddy begleiten wir dir die drei Freunde Benny (Yftach  Katzur), Momo (Jonathan Sagall) und Johnny (Zachi Noy) auf ihren Erwachsenwerden in Tel Aviv Ende der 50er Jahre. Die Erlebnisse sind bis heute typisch für Coming of Age Streifen und kommen in ähnlicher Form auch in "American Pie" vor. Der Besuch bei einer Prostituierten, das gegenseitige Erkunden wer den längsten hat, Mädchen beobachten in den Umkleideräumen, ein unvergessliches Erlebnis mit einer Nymphomanin, kleine kriminelle Eskapaden, Streit unter Freunden).
Alles ändert sich aber für Benny, als er die hübsche Nili (Anat Atzmon) sieht. Er verliebt sich über beide Ohren und arrangiert im List ein Kennenlernen. Doch es funkt bei Nili nicht...die verguckt sich aber in den Schönling Momo - bester Freund von Benny. Momo ist aber kein besonders tiefer Mensch, er ist oberflächlich und flatterhaft, genießt den Augenblick. Ganz anders als der ernste Benny. Mit dieser Dreierkonstellation verändert sich der Film von der Komödie zu einem kleinen Jugenddrama. Nili wird schwanger, Momo handelt verantwortungslos und macht Schluß, Benny erweist sich in dieser Notlage als wirklich guter Freund - denn er liebt Nili ja noch immer. 


Am Ende ist er aber der "Mr. Lonely" - wie ihn Bobby Vinton besingt. Traurig läuft er durch die nächtlichen Straßen von Tel Aviv. Irgendwie ein schöner Klassiker des Gernes, vor allem weil auch die beiden Hauptdarsteller Jonathan Sagall und Yftach Katzur ihre Sache so gut machen, sie wirken sehr glaubwürdig, weil sie Teenager mit Stärken und Schwächen verkörpern.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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