Sonntag, 23. April 2017

Long Riders

























Regie: Walter Hill

Banditenleben nach dem Bürgerkrieg....

 Walter Hill hat sich in seinen Western öfters auch an dem Stil von Sam Peckinpah orientiert. Dies sieht man sehr gut an seinem Neo-Western "Ausgelöscht" von 1987 und seinem ersten Western-Versuch "Long Riders" aus dem Jahr 1980. Dabei nimmt er sich dem Mythos "Jesse James" an - seine beiden späteren Western "Geronimo" und "Will Bill" handeln ebenso von amerikanischen Helden dieser Zeit des Wilden Westens. Hill setzte dabei jedes Mal auf einen sehr realistischen Stil, diese Ikonen werden von ihm nie verklärt und so wird die James-Younger-Bande auch nie zu Robin Hoods stilisiert.
Dabei war die Besetzung der Darsteller ein besonderer Coup: Die Younger Brüder werden von den Carradine Brüder dargestellt. Stacy Keach und sein Bruder James spielen das Brüderpaar Frank und Jesse James. Dennis Quaid und Randy Quaid spielen die Bandenmitglieder Clell und Ed Miller. Ergibt 3 Brüderpaare - doch damit nicht genug: Auch die Killer von Jesse James, die Brüder Charlie und Bob Ford (der den Todesschuß auf den gesuchten Jesse abgibt) werden von einem Brüderpaar verkörpert. Für dieses Brüderpaar wurden Nicholas und Christopher Guest gecastet.
Zumindest sorgte diese interessante Besetzungsliste damals beim Kinostart für Publicity. Doch 1980 war nicht die große Zeit für das Genre. Nach Robert Aldrichs "Frisco Kid" starteten fast zeitgleich die Western "Long Riders", "Tom Horn" und "Duell am Wind River" - immerhin war Hills Arbeit mit ca. 15 Millionen Dollar Einspielergebnis in den USA noch der erfolgreichste dieses Quartetts, die das klassische Genre wieder aufleben lassen wollten. Es war Hills vierte Regiearbeit nach "Ein stahlharter Mann", "Driver" und "Die Warriors", die alle im Kino erfolgreicher waren. Die beiden Letztgenannten kann man auch als Straßenwestern bezeichnen, was die Nähe Hills zum Westernfilm noch mehr belegt. Allerdings hat er nie ein Meisterwerk in diesem Bereich geschaffen.
"Long Riders" beginnt mit einer actionreichen Szene eines Bankraubs der Bande. Ed Miller (Dennis Quaid) ist sichtlich nervös und lässt die Situation in der Bank, die bisher ruhig und präzise verlief, eskalieren. Dabei gibt es Tote und Verletzte. Durch Eds Austraster wird auch Jesse, der Kopf der Bande, verletzt. Die Bande kann zwar fliehen, aber Ed wird aus der Bande geworfen. Immer wieder wird Bezug darauf genommen, dass die James und auch die Youngers für die Südstaaten im Krieg waren. Doch nach dem Krieg gabs keine Perspektive - die Bevölkerung von Missouri ist arm und so haben die Männer irgendwann beschlossen Banken auszurauben. Das sichert ihnen zwar den Respekt der ländlichen Bevölkerung, aber sie werden auch gejagt. So sind die Pinkerton Detektive immer auf ihren Fersen. Jesse heiratet in dieser Zeit seine Jugendliebe Annie Ralston (Shelby Leverington) und Cole Younger hat über Jahre immer wieder eine etwas besondere Beziehung zu der Prostituierten Belle Star (Pamela Reed), die gerne eine ehrbare Frau wäre. Als die Pinkerton Detektive den unschuldigen Neffen der Youngers (Kevin Prophy) mit Kugeln durchlöchern und einen Brandsatz ins Haus der James Mutter (Fran Ryan) werfen, bei dem der jüngste Sohn (R. B. Thrift) sein Leben verliert, stachelt dies die Bande nur noch mehr auf. Der Überfall in Northfield, Minesota wird für die Bande zum Destaster...




Ry Cooders Musik passt natürlich hervorragend zu diesem Spätwestern, der dann auch den Höhepunkt des Films - den großen Minesota Überfall - ziemlich blut- und bleihaltig inszeniert und sehr stark an die Gewalteruption in Peckinpahs großem Meisterwerk "The Wild Bunch" erinnert. Kameramann Ric Waite wählte erdige. leicht ausgebleichte Bilder. Sein Jesse James ist ein egoistischer Typ, der sich nicht großartig um den Rest der Bande schert, er träumt immer wieder von einem seßhaften Leben im Kreis seiner Familie, doch dies ist als Outlaw nicht gut möglich. Die Suche nach Ruhe ist allgegenwärtig, dies hat Walter Hill sehr gut beschrieben, auch wenn ich letztlich James Keach für die schauspielerische Schwachstelle des Films halte. Da ist sein Bruder Stacey schon ein anderes kaliber in Sachen Schauspiel. Die Carradine Brüder David, Keith und Robert machen ihre Sache super, sie sind präsent und glaubwürdig. Ebenso Randy und Dennis Quaid.
Präsent bleibt immer diese Wehmut, die die Männer spüren - eine Art Heimatlosigkeit nach der Zeit des Bürgerkrieges.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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