Sonntag, 23. April 2017

Ich, Tom Horn




















Regie: William Wiard

Der Held, der vergangenen Tage....

Der Schauspieler Steve McQueen wurde 1960 schlagartig durch den Western "Die glorreichen Sieben" bekannt. Kinohits wie "Gesprengte Ketten", "Kanonenboot am Yangtse-Kiang", "Cincinati Kid", "Nevada Smith", "Papillon", "Thomas Crown ist nicht zu fassen", "Bullit" oder "Getaway" machten ihn zu einem der erfolgreichsten Hollywood-Stars der 60er und 70er Jahre.
Leider verstarb McQueen am 7. November 1980 im Alter von 50 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung. Dennoch spielte er in diesem Jahr - bereits von der Krankheit gezeichnet - noch in zwei Filmen die Hauptrolle. Sein letzter Film wurde der Thriller "Jeder Kopf hat seinen Preis" - vorher widmete er sich engagiert seinem Herzensprojekt "Tom Horn".
Dieser Spätwestern über die bekannte Legende des Wilden Westens sollte eigentlich von Don Siegel inszeniert werden, doch Steve McQueen mischte sich zu sehr ein, so dass dieser sein Handtuch warf. Mit dem Fernsehregisseur William Wiard wurde dann ein Mann gefunden, dem es nichts ausmachte, dass McQueen, der auch Mitproduzent war, eigentlich der Macher dieses Films wurde.
Am Ende des Films wird dieser Tom Horn (Steve McQueen) als erster von ingesamt 9 Menschen im Wilden Westen mittels des sogenannten "automatischen Ablaufs" gehängt. Diese von James P. Julian aus Cheynne, Wyoming entworfene Todesmaschien wurde im Volksmudn "Julian Galgen" genannt. Am Morgen des 20. November 1903 vollzog sich das Urteil für einen Mann, der zu den Pionieren des Wilden Westens gehörte. Die Schlinge um den Hals musste der gefesselte Horn die Falltür betreten. Durch diesen Schritt startete er selbst den Vorgang seines Todes. Durch sein Gewicht wurde ein dreiteiliger Stützbalken auf eine Druckfeder niedergedrückt. Mittels Hebel wurde ein Ventil geöffnet, das durch einen Schlauch Wasser aus einem Vorratsbehälter (ein Bleicheimer, der an einem Kipphebel befestigt war) ausströmen ließ. Ein Gegengewicht war auf der gegenüberliegenden Seite des Kipphebels aufgelegt. Durch das ausfließende Wasser und das damit abnehmende Gewicht, kam das Gegengewicht ins Gleiten. Nach Abrutschen vom Kipphebel fiel es nach unten und zog über eine Umlenkrolle und angeknotetes Seil am Stützbalken, der zum Kippen gebracht wurde. Dadurch öffente sich die Falltüre und am Ende war der Genickbruch vollzogen. Es dauerte aber ein bis zwei Minuten bis es zum Final Countdown kam, so hatte der wenig aufgeregte Tom Horn noch Zeit der Menge mitzuteilen "ich hab noch nie so viele leichenblasse Zuschauer gesehen".
Diese Rolle ist eine der stärksten in Steve McQueens Karriere und auch sonst ist den Machern ein spröder, aber sehr intensiver Spätwestern gelandet, der ganz in der Tradition der ersten Klassiker dieser Sparte wie "Sacramento" oder "Liberty Valance" steht. Denn Wiards Film zeigt dem Zuschauer auch einen Helden, der erkannt hat, dass die zeiten sich ändern und seine große Zeit längst vorüber ist. So zahlt er gleich am Anfang des Films lehrgeld, als er die Bekanntschaft des späteren Boxweltmeisters Corbett (Steve Oliver) macht, der die Beleidigung seiner Mutter von Horn nicht hinnimmt und ihm eine Lektion erteilt. Der Held der in jungen Jahren Mitglied der Pinkerton Detektive war und als Kundschafter der United States Armee den Apachen-Rebellen Geronimo suchte, weiß noch nicht so recht, was er in Hagerville, Wyoming arbeiten soll. Doch sein Ruf ist noch legendär und es ist auch bekannt, dass Horn als Kopfgeldjäger gute Kasse machte. So wird er von Rancher John C. Coble (Richard Farnsworth) im Namen vieler anderer Viehzüchter engagiert dem Viehdiebstahl den Kampf anzusagen. Und tasächlich ist Horm sehr erolgreich, weil er ohne Skrupel gegen die Viehdiebe zur Jagd bläst. Daher steigen seine Beliebtheitswerte, auch die Lehrerin Gwendoline Kimmel (Linda Evans) wird auf ihn aufmerksam und beide verlieben sich. Er wird auch von den Ranchern zum fröhlichen Hummer-Essen eingeladen. Seinen Job erledigt er mit Brutalität und Härte. Als sein Pferd erschossen wird, jagt er dem sterbenden Täter die ganze Ladung Munition vor Wut und Aggression ins Gesicht. Dann wendet sich das Blatt. Die Zeitung ist auf dem Vormarsch und die Rancher sind zunehemend um ihr Image besorgt. Man beschließt Horn zu beseitigen. Als ein 14jähriger Hirtenjunge erschossen wird, wird der Verdacht durch den durchtriebenen US-Marshall Joe Belle (Billy Green Bush) geschickt auf Horn gelenkt....





Der große Verdienst des Film ist es, dass Tom Horn nicht beschönigt als Legende dargestellt wird, sondern auch mit all seinen negativen Charakterzügen, also auch als Killer, der seine Aufträge präzise und ohne jede emotionale Regung verrichtet. Genauso werden aber auch seine Sehnsüchte spürbar. Einen großen Anteil am Gelingen dieses sehr guten Spätwestern hat sicherlich Kameraman John A. Alonzo, der sich mit seiner Weltklasseleistung für Polanskis "Chinatown" nicht nur eine Oscar-Nominierung erhielt, sondern auch zu einem der bedeutendsten Kameramänner des Kinos aufstieg. "Ich, Tom Horn" ist so fotografiert wie es sich ein Westernfan wünscht. Tolle Bilder des weiten Landes, dass sich im Jahr 1901 im Wandel befindet.





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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