Regie: Andrew Haigh
Wirklichkeit und Traum so nah...
Der 1973 geborene britische Filmregisseur Andrew Haigh drehte seinen ersten Film "Greek Pete" im Jahr 2009 mit einem Budget von weniger als 10.000 Pfund. Der Low Budget Streifen befasste sich mit dem Leben von männlichen Prostituierten, er war halbdokumentarisch konzipiert. Sein zweiter Film "Weekend" fand gute Beachtung und handelte von einer Beziehung zwischen zwei Männern, die als One Night Stand beginnt. Er erhielt zwei Preise bei den British Indenpendent Film Awards. Es folgte "45 Years" mit Charlotte Rampling und Tom Courtenay. Beide Darsteller bekamen bei der Berlinale den Silbernen Bären. 2017 war "Lean on Pete" bei den 74. Filmfestspielen in Venedig vertreten. Ein Film, der die Geschichte von einem Jungen und seinem Pferd erzählt. Sehr geisterhaft wirkt stattdessen sein 2023 inszenierter Film "All of Us Strangers" - beinahe ein Kammerspiel mit nur 4 Personen oder vielleicht sind es auch nur die Gedankenspiele eines einsamen Menschen, der in der Gegenwart Fiktion und Realität vermischt und den seine Erinnerungen nicht loslassen und sie "weiterspinnt". Der einsame Fernsehdrehbuchautor Adam (Andrew Scott) lebt zurückgezogen in London. In seinem Hochhaus trifft er seinen betrunkenen Nachbarn Harry (Paul Mescal), der ihn im Gebäude bemerkt hat und mit ihm die Nacht verbringen möchte. Harry ist der Ansicht, dass nur zwei Appartements dieses riesigen Wohnblocks wirklich bewohnt sind - eine von ihm und eine von Adam. Zuerst lehnt Adam das Angebot ab und schickt Harry fort. Adam beginnt zu schreiben und beschließt, sein Elternhaus zu besuchen, das jetzt leer steht. Er sieht eine Vision seiner Eltern (Jamie Bell und Claire Foy), die beide Jahrzehnte zuvor bei einem Autounfall ums Leben kamen, als er zwölf war. Adam isst mit ihnen zu Abend und verspricht, wiederzukommen. Als Adam in seine Wohnung zurückkehrt, begegnet er Harry am Aufzug. Er erwidert Harrys Interesse von gestern und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Beziehung. Adam erfährt von Harrys eigenen Gefühlen der Distanz zu seiner Familie und die beiden beginnen langsam, ein gemeinsames Leben aufzubauen. Adam hat mehrere aufeinander folgende Visionen mit seinen Eltern. Während eines Gesprächs mit seiner Mutter offenbart Adam seine sexuelle Orientierung und sie diskutieren darüber. Seine Mutter akzeptiert, dass Adam schwul ist, reagiert jedoch mit Besorgnis und leichter Bitterkeit. Bei einem späteren Besuch bei seinem Vater spricht Adam darüber, wie sehr ihn das Schweigen seines Vaters über die Schikanen verletzt hat, die Adam als Kind erfahren musste. Die beiden versöhnen sich unter Tränen und umarmen sich. Später, als die Beziehung zwischen Adam und Harry aufblüht, verbringen die beiden viel Zeit in Clubs und beginnen, gemeinsam Ketamin zu nehmen. Eines Nachts wacht Adam nach einem Blackout auf und stellt fest, dass er wieder bei seinen Eltern zu Hause ist, diesmal zu Weihnachten. Sie hängen gemeinsam Lichter an den Weihnachtsbaum und feiern fröhlich, während Musik spielt. Da er nicht schlafen kann, legt sich Adam zu seinen Eltern ins Bett und erzählt seiner Mutter, dass er nach dem Tod seiner Großmutter zu ihr geschickt wurde, was seine Mutter bedauert. Adam kehrt dann zu seinem Leben mit Harry zurück. Adam wacht in einer U-Bahn auf und sieht Harry im nächsten Wagen. Harry ist distanziert und nähert sich ihm nicht. Adam sieht eine Vision seines jüngeren Ichs, das im Spiegelbild des Waggons schreit. Adam wacht weinend in seinem Bett auf. Harry hat ihn nach einem Vorfall in einem Club nach Hause gebracht, bei dem Adam eine Panikattacke erlitten hatte. Adam spricht über die Einzelheiten des Todes seiner Eltern. Er erzählt, dass sein Vater bei dem Autounfall sofort gestorben ist, während seine Mutter mehrere Tage im Krankenhaus lag. Seine Großmutter hat Adam davon abgehalten, seine Mutter zu sehen, da ihr Zustand so schlimm war, dass er sie nie mehr sehen konnte. Adam bietet Harry an, mit ihm seine Eltern zu treffen. Harry ist skeptisch und etwas beunruhigt über Adams Verhalten. Sie finden das Haus leer vor. Harry ist besorgt über Adams Geisteszustand und drängt zu gehen. Dann sieht man Adams Mutter hinter dem Fenster, die sie durch das Glas beobachtet. Adam hämmert gegen die Tür, bis das Glas zerbricht. Als er am nächsten Morgen mit seinen Eltern aufwacht, erklären sie ihm, dass Harry nach Hause gegangen ist. Sie sagen Adam, dass er sie gehen lassen und sein Leben mit Harry fortsetzen muss, um glücklich zu sein. Sie bringen ihn in sein Lieblingsrestaurant aus der Kindheit und fragen ihn nach den Umständen ihres Todes. Adam sagt ihnen, dass sie beide sofort gestorben sind, was für seine Mutter eine Erleichterung ist, obwohl es nicht stimmt. Die drei bekräftigen unter Tränen ihre Liebe zueinander, woraufhin beide Eltern verschwinden. Nachdem er den Verlust seiner Eltern akzeptiert hat, geht Adam nach Hause, um Harry zu sehen. Er betritt Harrys Wohnung und bemerkt einen schrecklichen Gestank, Drogenrückstände auf einem Tisch und Dreck in der ganzen Wohnung. Adam findet Harry tot im Schlafzimmer, in der Hand dieselbe Whiskyflasche, die er in der Nacht getrunken hat, als sie sich kennengelernt haben. Harry war die ganze Zeit tot, ebenfalls eine Vision aus Adams Vorstellungskraft, ähnlich wie seine Eltern. Außerhalb des Zimmers ist Harrys Geist verzweifelt und weint, weil er nicht wollte, dass Adam ihn als Leiche sieht. Adam versichert Harry, dass alles gut wird, und nimmt Harry mit in seine Wohnung. Die beiden liegen zusammen im Bett, eng in den Armen des anderen. Als Harry Adam bittet, eine Platte aufzulegen, legt er „The Power of Love“ von Frankie Goes to Hollywood auf. Die beiden verschwinden in einem kleinen Lichtstrahl zwischen den Sternen am Nachthimmel, als der Bildschirm schwarz wird..
Ein rätselhafter, aber interessanter Film über Trauer und Verlust, über verschenkte Möglichkeiten und über die Phantasie. Die beiden Hauptdarsteller Andrew Scott und Paul Mescal (Oscarnominierung für Aftersun) agieren gefühlvoll.
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