Sonntag, 7. Juli 2024

The Zone of Interest


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Jonathan Glazer

Tür an Tür mit dem Grauen...

The Zone of Interest" ist ein sehr ungewöhnlicher Spielfilm über die Schrecken im Dritten Reich, denn Regisseur Jonathan Glaser gibt dem Zuschauer einen Einblick in den Alltag von Rudolf Höß, dem Lagerkommandanten des Konzentrationslagers Ausschwitz, seiner Frau, seinen Kindern, den Bediensteten und somit seinem gesamten privaten Umfeld. Das Haus in dem Höß (Christian Friedel) und seine Frau Hedwig (Sandra Hüller) mit den fünf Kindern Klaus (Johann Kartaus), Hans-Jürgen (Louis Noah Witte), Heidetraut (Lili Falk), Ingebritt (Nele Ahrensmeier) und dem Baby Annegret leben, grenzt direkt an die Mauer des Lagers, in dem ständig aggressive Stimmen, Schreie, Schüsse und sonstige schreckliche Geräusche zu hören sind. Doch die Familie genießt ihr Leben und liegen bei schönem Wetter am Ufer der Sola. Frau Hedwig hat einen reichhaltigen Garten dort angelegt, auf den sie mächtig stolz ist. Zu diesem Prachtstück von Garten gehört auch ein Gewächshaus, ein Pavillon und ein gemauertes Plantschbecken für die Kids.
Daneben sind viele junge Polinnen als Hausmädchen bei der Familie beschäftigt. Oft hat Hedwig Besuch von anderen Offiziersfrauen. Die bedrückenden Geräusche, die von dem Lager kommen, scheint keiner mehr wahrzunehmen.
Jonathan Glazer wollte mit "The Zone of Interest" einen Film machen, der die Täter des Holocaust entmystifiziert, denn sollten die Täter stets mythologisch böse dargestellt werden, bliebe alles im Bereich der Vergangenheit - er aber wollte eine Geschichte des Hier und Jetzt. Es sollte ein Gefühl der Unsicherheit wachgerufen werden, denn Glazers Ansatz ist, dass wir der Täterkultur emotional und politisch viel näher sind, als wir denken möchten.
Trotz seiner eigenen Abneigung, Nazifiguren zu spielen, war der Hauptdarsteller Chrstian Friedel von Glazers Ansatz fasziniert, der darauf abzielte, dieser bösen monströsen Geschichtsfigur ein menschliches Gesicht zu geben“. Hößw wurde 1947 zum Tode verurteilt, die Gutachter fanden keine sadistischen Neigungen beim ihm. Jedoch ein druchweg fehlendes Einfühlsvermögen. Er war nicht der sadistische, rohe und brutale Massenmörder, vielmehr ein Mann des Durchschnitts, kleinbürgerlich, ordnungsliebend, pflichtbewusst und naturverbunden. Diese Qualitäten bwahrten ihn jedoch nicht dafür jegliche Menschlichkeit, Moral und Ethik auszublenden und keinerlei Empfindungen für das Leid der Opfer aufzubringen.
Er stellte seine Tugenden in einer pervertierten Art und Weise in den Dienst der Massenmörder.Ein überaus privilegiertes Leben. Die Einheimischen erledigen die Hausarbeit, und die Habseligkeiten der ermordeten Juden werden der Familie übergeben. Hinter der Gartenmauer sind Schüsse, Geschrei und das Geräusch von Zügen und Öfen zu hören. Höß genehmigt den Entwurf eines neuen Krematoriums von Topf und Söhnen. Eines Tages bemerkt er menschliche Überreste im Fluss und holt seine Kinder aus dem Wasser, in dem sie gespielt haben. Er schickt auch eine Nachricht an das SS-Personal, in der er sie für ihre Nachlässigkeit tadelt, "Flieder zu pflücken“, was zu Verletzungen geführt habe. Während Höß seinen Töchtern nachts das deutsche Märchen "Hänsel und Gretel“ vorliest, schleicht sich ein polnisches Mädchen hinaus und versteckt Essen an den Arbeitsstätten der Gefangenen. Hedwigs Mutter (Imogen Kogge) kommt zu Besuch und ist beeindruckt und erfreut über den materiellen Status, den ihre Tochter erreicht hat. Höß erhält die Nachricht, dass er zum stellvertretenden Inspektor der Konzentrationslager befördert wird und nach Oranienburg in der Nähe von Berlin ziehen muss. Er erhebt Einspruch und hält Hedwig die Neuigkeit mehrere Tage lang vor. Hedwig bittet ihn, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, sie und die Kinder in ihrem Haus bleiben zu lassen; der Antrag wird genehmigt. Hedwigs Mutter reist unangekündigt ab, nachdem sie nachts das brennende Krematorium gesehen hat. Sie hinterlässt eine Nachricht, die Hedwig aufregt. In Berlin wird Höß von Oswald Pohl als Anerkennung für seine Arbeit damit beauftragt, eine nach ihm benannte Operation zu leiten, bei der 700.000 ungarische Juden zur Arbeit in die Lager oder zur Ermordung transportiert werden sollen. Dadurch kann er nach Auschwitz zurückkehren und sich mit seiner Familie wiedervereinigen. Er besucht geistesabwesend eine Party, die vom Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS organisiert wird. Danach erzählt er Hedwig am Telefon, dass er die Zeit auf der Party damit verbracht habe, darüber nachzudenken, wie man die Gäste am effizientesten vergasen könne. Als Höß sein Berliner Büro verlässt und eine Treppe hinuntergeht, bleibt er stehen, würgt wiederholt und starrt in die Dunkelheit der Korridore des Gebäudes. Es folgt die Schlußszene: In der Gegenwart putzt eine Gruppe von Hausmeistern das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau. Zurück im Jahr 1944 geht Höß weiter die Treppe hinunter und steigt in die Dunkelheit hinab....







Glazers Film spielte insgesamt 51 Millionen Dollar ein und wurde mit vielen Filmpreisen geehrt. Der Film gewann zwei Oscars (bester Auslandsfilm und bester Ton) , wobei er auch in den Kategorien bester Film, beste Regie und bestes adaptiertes Drehbuch nominiert war. Bei den British Film Awards gewann er den Hauptpreis als bester Film sowie den preis als bester nichtenglischsprachiger Film (Glazer hat seinen Film in deutscher Sprache gedreht). Bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises wurde Sandra Hüller für ihre Rolle als Hedwig Höß nominiert, damit kam sie auf zwei Nominierungen in der Kategorie "Beste Darstellerin", denn sie wurde auch für ihre Rolle in "Anatomie eines Falles" nominiert. Ebenso war Christian Friedel unter den Nominierten, Jonathan Glazer sogar dreimal als Producer, als Regisseur und als Autor. Allerdings gab es bei der Felix Verleihung nur einmal einen Sieg: Tarn Willers und Johnny Burn siegten in der Kategorie "Bester Ton".









Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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