Sonntag, 7. Juli 2024

Poor Things


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Giorgos Lanthimos

Bella Baxters Welt...

Laut Kameramann Robbie Ryan (Fish Tank, Ich Daniel Blake, The Favourite) war vor allem Francis Ford Coppolas Horrorfilm "Bram Stokers Dracula" aus dem Jahr 1992 die Hauptinspirationsquelle für alle Beteiligten, die an dem Film "Poor Things" (Arme Dinger) mitwirkten. Und dies wird bereits in der ersten Szene des Films sichtbar, als eine Frau von der Tower Bridge in die Themse springt, um sich das Leben zu nehmen. Dieser Moment sieht genauso aus wie die Szene, in der Winona Ryder als Elisabetha sich das Leben nimmt, als sie vom Tod ihres Bräutigams Dracul erfährt. Regisseur dieser neuen, recht unanständigen "Frankenstein" Variante ist der griechische Filmemacher Giorgos Lanthimos, der durch Filme wie "Dogtooth", "The Killing of a Sacred Deer" oder "Lobster" bekannt wurde und bereits mehrere europäische Filmpreise (u.a. auch für seinen vorherigen Oscarerfolg "The Favourite") gewinnen konnte.
In der Tat ist "Poor Things" aber auch einigermassen genresprengend, denn neben dem "Gothic Style" ist der Film auch grelle Sexkomödie, nicht zuletzt mit feministischer Dominanz. Denn die Hauptfigur "Bella", obwohl das Produkt eines Mad Scientist, wird im Laufe ihres Lebens durchaus sehr empanzpiert und kann sich letztendlich gegen eine Männerwelt durchsetzen.
Im viktorianischen London wird der Medizinstudent Max McCandles (Rami Youssef) vom verrückten und körperlich entstellten Wissenschaftler Godwin Baxter (Willem Dafoe) angeworben, um das Verhalten einer seltsamen, fast stummen Frau (Emma Stone) aufzuzeichnen, die in Godwins Haus lebt. Godwin enthüllt, dass Bellas Körper der einer Frau ist, die schwanger war und Selbstmord beging, indem sie von einer Brücke sprang; Godwin ersetzte das Gehirn der Frau durch das des Fötus, gab ihr den Geist eines Kindes und nannte sie Bella Baxter. Im Laufe der Wochen verbessert sich Bellas Wortschatz und sie zeigt kindliches Staunen über die Welt. Mit Godwins Ermutigung verliebt sich Max in Bella und macht ihr einen Heiratsantrag. Bella nimmt an, entdeckt aber bald Masturbation und sexuelle Lust, was sie dazu bringt, mit Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo), einem ausschweifenden Anwalt, nach Lissabon durchzubrennen. Dort haben sie fast ständig Geschlechtsverkehr, da Bella nur für das Vergnügen lebt. Sie wird von einem anderen Hotelgast fälschlicherweise als "Victoria Blessington“ angesprochen. Als Duncan Bella immer schwerer zu bändigen hat, schmuggelt er sie auf ein Kreuzfahrtschiff, wo sie sich mit zwei Passagieren (Hanna Schygulla, Jerrod Carmichael) anfreundet, die ihr die Philosophie näherbringen. Duncan versucht vergeblich, ihre Entwicklung zu hemmen, und gibt sich dem Trinken und Glücksspiel hin. Während eines Zwischenstopps in Alexandria wird Bella Zeugin des Leidens der Armen und ist verzweifelt. Sie möchte ihnen helfen und vertraut Duncans Gewinn skrupellosen Mitgliedern der Crew an, die ihnen fälschlicherweise versprechen, ihn ihnen zu geben. Da sie sich den Rest der Reise nicht leisten können, werden Bella und Duncan in Marseille abgesetzt und machen sich mittellos auf den Weg nach Paris. Auf der Suche nach Geld und einer Unterkunft beginnt Bella in einem Bordell zu arbeiten. Wütend bricht Duncan zusammen und Bella verlässt ihn. Im Bordell wird sie von Madame Swiney (Kathryn Huntr)  betreut und beginnt eine Beziehung mit der Prostituierten Toinette (Suzy Bemba), die sie in den Sozialismus einführt. Godwin ist inzwischen todkrank und bittet Max, Bella zu ihm zu bringen. Max findet sie, nachdem er Duncan aufgespürt hat, der in einer Anstalt untergebracht ist. Zurück in London versöhnt sich Bella mit Godwin und erneuert ihre Pläne, Max zu heiraten, doch ihre Hochzeit wird von Duncan und General Alfie Blessington (Christopher Abbott) unterbrochen. Letzterer, der Bella als Victoria anspricht, erklärt, dass sie vor ihrem Verschwinden verheiratet waren und dass er gekommen ist, um sie zurückzuholen. Bella verlässt Max, um mehr über ihr früheres Leben zu erfahren, entdeckt jedoch Alfies gewalttätige und sadistische Natur und erkennt, dass Victoria Selbstmord begangen hat, um ihm zu entkommen. Alfie sperrt Bella in seine Villa ein und erzählt ihr, dass er vorhat, ihre Klitoris entfernen zu lassen und sie zu schwängern, wobei er sie mit einer Waffe bedroht und verlangt, dass sie ein Beruhigungsmittel trinkt. Sie wirft ihm das Beruhigungsmittel ins Gesicht und Alfie schießt sich versehentlich in den Fuß, bevor er ohnmächtig wird. Bella kehrt zu Godwins Haus zurück und transplantiert mit Max‘ Hilfe ein Ziegenhirn in Alfies Kopf. Godwin stirbt friedlich mit Bella und Max an seiner Seite, und Bella, Max und Toinette beginnen ein neues Leben in Godwins Haus...






"Poor Things" spielte weltweit gute 117 Millionen Dollar ein und wurde für 11 Oscars nominiert: Bester Film, Beste Regie, Beste Darstellerin Emma Stone, Bester Nebendarsteller Mark Ruffalo, Bestes Drehbuch Tony McNamara, bester Score Jerskin Fendrix, beste Ausstattung, beste Kameran, Bestes Makeup, beste Kostüme und bester Schnitt. Vier davon (Emma Stone, Ausstattung, Make up und Kostüme) konnten in Siege umgewandelt werden.
Auch die anderen Preise können sich sehen lassen. So gewann der Film den Golden Löwen von Venedig und gewann zwei Golden Globes, einer davon als bester Film, den anderen gewann Emma Stone. Im Gegensatz zu "Frankenstein" erschaffen in "Poor Things" die beiden Mediziner eine Frau sowie ein Leben aus zwei Individuen: Dem Körper einer Selbstmörderin und dem transplantierten Gehirn ihres ungeborenen Kindes. Während sich Frankenstein sich gegen das Monster wendet, dass er erschuf und es aufgibt, versuchen aber diese beiden Wissenschaftler ihre schöne erschaffene Frau zu pflegen und sie zu erziehen. Baxter selbst sieht aus wie ein hässliches Monster. Die Geschichte ist originell und steckt voller Drehungen und Wendungen. Auch optisch ist der Film eine Klasse für sich.







Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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