Freitag, 23. Juni 2017

Blutiger Freitag

























Regie: Rolf Olsen

German Exploitation...

Rolf Olsen war als Regisseur in vielen Filmsparten zu Hause. Er drehte Kömödien (Unsere tollen Tanten), Fernost-Action (Die jungen Tiger von Hongkong), Western (Der letzte Ritt nach Santa Fee) und Gansterfilme wie "Blutiger Freitag" mit einem Riesenschuß Exploitation.
Der Film von 1972 zeigt bereits Jahre vor Sidney Lumets "Hundstage" in seinem Mittelteil einen Bankraub mit Geiseln. Die Gangster verschanzen sich dabei wie Al Pacino und John Cazale mit ihren Opfern in der Bank und warten darauf, dass man ihnen freies Geleit sowie natürlich Geld, Fluchtauto und Flugzeug zur Verfügung stellt.
Dabei zeigt schon die erste Szene, dass es in Olsens Krimi hart zur Sache gehen wird. Als Glücksfall erweist sich der leider viel zu früh verstorbene Raimund Harmsdorf als junger Verbrecher Heinz Klett. Harmsdorf wurde ein Jahr zuvor in der Rolle des brutalen Kapitäns Wolf Larsen in dem von Wolfgang Staudte wunderbar inszenierten ZDF-Weihnachtsvierteiler "Der Seewolf" auf einen Schlag bekannt.
In "Brutaler Freitag" ist er die perfekte Besetzung für diesen skrupellosen Mann, der aufs Ganz geht. In dieser ersten Szene wird er von seinen Kumpanen Luigi (Ginani Maccia) und Stevo (Toto Mignone) im Gericht befreit. Er kann entkommen und prügelt noch zwei Polizeibeamte krankenhausreif. Anschließend wollten die drei Männer den perfekten Raubüberfall verüben...aber Stevo wird vorläufig festgenommen. Luigis Freundin Heidi Hofbauer (Christine Böhm) ist in die kriminellen Pläne eingeweiht und fördert diese sogar - sie ist schwanger, der Job nervt sie und auch Luigi verdient an der Tankstelle nicht viel. Ausserdem muss der sich von einigen arroganten Deutschen anhören, wie faul er - der Italiener - ist. Der dritte Mann wird dann aber doch gefunden in Heidis jüngerem Bruder Christian (Amadeus August, damals bekannt durch die Fernsehserie "Quentin Durward), der Fahnenflucht begangen hat. Auch er träumt von einem Dolce Vita unter Palmen, fernab der tristen BRD. So wird er als Kumpan gewonnen.
Dann laufen die Vorbereitungen an, um die Deutsche Finanzbank in München auszurauben. Am Tag davor muss ein amerikanischer Waffentransporter überfallen werden, das geht beinahe schief und gipfelt sich in einer extremen Verfolgungsjagd auf der bayrischen Landstraße. Ein Radfahrer kommt dabei ums Leben. Nun ist nichts mehr mit aussteigen. Genauso hart wird der Banküberfall realisiert. Dem Bankchef wird in die Hand geschossen, die anderen Angestellten und Kunden als Geiseln genommen und nun verhandelt Heinz Klett seine Forderungen. Als finanzieller Glücksfall könnte sich Marie Lotzmann (Gila von Weitershausen) erweisen. Die Tochter des schwerreichen Industriellen befindet sich ebenfalls in der Gewalt der Gangster. Im Laufe dieser Dynamik kommt es zu zwei weiteren tragischen Todesfällen, einer vor der Bank und einer in der Bank...inzwischen haben sich auch Hundertschaften der Polizei draussen versammelt, noch größer ist aber die Menge an Schaulustigen...




Und hier kann dann Rolf Olsen eine seiner denkwürdigsten Szenen platzieren. Der Fernsehreporter interviewt wahlweise die Passanten und fragt nach, ob man für solche Strolche nicht doch wieder die Todesstrafe einführen soll. Diese Szene wird sehr beunruhigend weil es Olsen fast gelingt ein Stück damalige BRD-Befindlichkeiten perfekt abzubilden: Die Hysterie über den allgegenwärtigen Linksterrorismus. Auch die Polizei wirkt in Olsens Inszenierung sehr chaotisch - sie sind zwar überall, aber immer sehr unkoordiniert und fast hilflos. Natürlich wird im Drehbuch viel zu viel an Story aufgeboten und das Blutbad wird immer üppiger, die Szenerie immer tödlicher. Hier wäre vielleicht etwas weniger viel mehr gewesen - aber dann wär der Film auch kein Exploitationkracher mehr. Es bleibt aber trotz der Übertriebenheit ein sehr spannender Nostalgiekrimi mit einem extrem authentisch wirkenden Raimund Harmstorf, der hier beweist, dass er viel mehr konnte als er in den anderen Folgefilme nach dem Seewolf zeigen durfte.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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