Samstag, 17. Juni 2017

Hacksaw Ridge
















Regie: Mel Gibson

Mit der Bibel und ohne Waffe an der Front...

Diesen Desmond Thomas Doss, Held im Mel Gibson Film "Hacksaw Ridge" gab es wirklich. Er wurde am 7. Februar 1919 in Lynchburg, Virginia geboren und starb am 23. März 2006 in Alabama. Als  Veteran der United States Army ging er in deren Geschichtsbücher als erster Militärangehöriger verzeichnet, der den Dienst an der Waffe verweigerte und dennoch als Sanitäter seinen Dienst an der Front verrichtete. Obwohl ihm angeboten wurde, sich aufgrund seines Glaubens vom Kriegsdienst zurückzustellen, lehnte er dies ab. Er wollte seinem Land dienen, soweit ihm sein Glaube dies zuließ.
Mel Gibson hat diese aussergewöhnliche Lebensgeschichte natürlich extrem publikumswirksam auf die Leinwand gezaubert - es ist seine fünfte Regiearbeit nach "Der Mann ohne Gesicht", dem oscarprämierten "Braveheart", dem umstrittenen Blockbuster "Die Passion Christie" und dem archaischen Dschungelabenteuer "Apocalypto". "Hacksaw Ridge" ist sein Comeback als Regisseur und wurde auch mit 6 Oscarnominierungen belohnt. Die Preise für den besten Ton und den besten Schnitt konnte er gewinnen, in den Kategorien "Bester Film", "beste Regie", bester Hauptdarsteller" und bester Tonschnitt unterlag er der Konkurrenz. Das weltweite Einspielergebnis von 175 Millionen Dollar kann sich sehen lassen.
Der 140 Minuten lange Film lässt sich viel Zeit für die Einführung der Figuren und es dauert sehr lange bis Mel Gibson den Zuschauer mit auf die Reise in die Hölle nimmt - genauer gesagt in die Schlacht um Okinawa am 1. April 1945. Dort kam es am 29. April erstmalig zu Kampfhandlungen. Es gelang dem Mann ohne Waffe 75 verwundete Soldaten zu retten - obwohl das Kampfgebiet andauernd unter japanischem Feuer stand. Doss begann die Verwundeten einen nach dem anderen einzusammeln und die verletzten Männner eine steile Felswand hinunterzuseilen - Erinnerungen an Forrest Gump kommen auf.
Erneut geht Mel Gibson mit einem religiös geprägten Film ins Kinorennen - er zeigt in den ersten Szenen Desmond als Kind (Darcy Pryce), der in einem Streit seinen jüngeren Bruder Harold (Roman Gueriero; als älterer Harold ist Nathaniel Buzolic) zu sehen) sehr schwer mit einem Stein verletzt. Die Jungs haben einen probematischen Vater (Hugo Weaving), der von seinen kriegserlebnissen traumatsiert ist und manchmal alkoholisiert seine Frau (Rachel Griffiths) schlägt. Dies macht aus dem anfänglich aggressiven Jungen als junger Erwachsener (Andrew Garfield) genau das Gegenteil - er versucht ein friedlicher Mensch zu sein und findet in seinem Glauben Halt und Stärke. Dieses Rüstzeug braucht er auch als er sich freiwillig in die Armee einschreibt. Sehr zum Ärger seiner Freundin Dorothy Schutte (Teresa Palmer), die nicht wollte, dass er in den Krieg zieht.
Seine Kameraden können nicht begreifen, dass er keine Waffe in die Hand nehmen wollen und misstrauen ihm. Vor allem der streitsüchtige und etwas aggressive Smitty Ryker (Luke Bracey). Sergeant Howell (Vince Vaughn) soll aus dem Haufen Jungs eine brauchbare, kampfstarke Einheit machen. Es gelingt ihm aber nicht Desmond zu bewegen die Waffe anzurühren. Dies erregt auch den Zorn von Captain Clover (Sam Worthington), der Howell instruiert es Desmond so schwer zu machen, dass dieser freiwillig die Armee verlassen wird. Doch keiner hat mit dem Durchhaltevermögen von Desmond gerechnet....




Andrew Garfield erinnert mich immer mehr an den jungen Anthony Perkins und liefert hier eine sehr gute Schauspielerleistung. Natürlich stilisiert Mel Gibson wie auch in "Braveheart" die Hauptfigur zum ultimativen Helden. Manchmal erscheint die Heldentat fast schon etwas übertrieben, aber dann kommt wieder in Erinnerung, dass diese heroische Taten tatsächlich stattfanden. Am Ende des Films kommt der echte Desmond in einer Filmeinspielung zu Wort und meint bescheiden "dann wollte ich noch einen retten und dann noch einen"..."Hacksaw Ridge" ist sicherlich eine Geschichte über einen gläubigen Menschen, der in einer Notsituation völlig über sich hinausgewachsen ist und wie in Trance diese Rettungen ausführte, Kräfte mobilisieren konnte, die weit über das Limit hinausgingen. Diesem Mann, der anfänglich als "Feigling" tituliert wurde und von seinen kameraden verprügelt wurde, wird der höchste Respekt der ganzen Kompanie zuteil. Das sind natürlich emotionale Kinomomente und davon versteht der EX-Mad Max eine ganze Menge. Interessant auch die Verbindung zwischen dem unbedingten Gottesglauben inmitten einer Szenerie des Kampfes. Dort in dieser mörderischen Hölle findet Mel Gibson zum Ausgleich an die gefühlsvollen Inhalte einmal mehr das ganz brutale Bild. Da zerplatzen die Schädel im Kugelhagel, Blut spritzt literweise und die Körper der Soldaten werden in Teile gerissen - als die Niederlage für die Japaner sichtbar wird, begeht der japanische General (Nobuaki Shimamoto) den Suizid durch Seppuko. Insgesamt ein sehr spannender und emotionaler Kinohit der alten Schule mit klassischer Erzählstruktur und mit gutem Timing. Kameramann Simon Duggin, der bereits mit seiner Arbeit für Baz Luhrmans "Der große Gatsby" positiv auffiel, macht auch hier eine gute Arbeit.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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