Donnerstag, 29. Juni 2017

Merry Christmas Mr. Lawrence

























Regie: Nagisha Oshima

Ritual und unterdrückte Leidenschaft...

Nagisa Oshimas Film "Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence" aus dem Jahr 1983 spielt in einem japanischen Gefangenenlager auf Java und handelt von Männlichkeitsritualen, der Film stellt auch die Unterschiede zwischen britischen und japanischen Soldaten dar. Dabei spielt sich auch versteckte Homosexualität (vor allem in Kriegszeiten) eine tragende Rolle. Ein Wärter, der einen holländischen Gefangenen zum Sex gezwungen hat, wird in einer der ersten Szenen von dem ruppigen Feldwebel Hara (Takeshi Kitano) zum Harakiri gedrängt. Oberstleutnant Lawrence (Tom Conti), einer der mit der japanischen Lebensart vertraut ist und auch die Sprache beherrscht, wird dazu gezwungen dem merkwürdigen Schauspiel beizuwohnen.
Der noch sehr junge Hauptmann Yonoi (Ryuichi Sakamoto) leitet das Lager und drängt den Kommandanten der britischen Gefangenen, Hicksley (Jack Thompson) darauf, dass er die Namen der Waffenexperten unter den Gefangenen offenlegen soll. Dieser weigert sich und beruft sich auf die Genfer Konventionen. Die Lage spannt sich noch mehr an als der neue Gefangene Major Celliers (David Bowie) ins Lager aufgenommen wird. Der wurde vom Gericht beschuldigt einheimische Guerilla Kämpfer im Kampf gegen die Armee angeführt zu haben. Dass er nicht hingerichtet wurde hat er Yonoi zu verdanken, der sich in der Verhandlung für ihn eingesetzt hat. Überhaupt scheint es so, dass der Hauptmann eine starke Sympathie für den blonden Engländer hegt. Doch er muss diese Gefühle unterdrücken und glaubt er werde vone einem bösen Dämon heimgesucht. Als Cellier für ein Vergehen bestraft wird kommt er mit Lawrence in Einzelhaft, der für ein eingeschmuggeltes Radio enthauptet werden soll. Dort erzählt ihm Celliers von seinem Kindheitserlebnis mit seinem jüngeren Bruder (James Malcolm, in diesen Szenen wird der 12jährige Cellier von Chris Broun gespielt), den er bei einem Aufnahmeritual der Universität im Stich gelassen hatte und ihn dem Spott seiner Mitkommilitonen überließ. Am Weihnachten entscheidet der betrunkene Hara die beiden Gefangenen zu begnadigen. Doch dies führt zu weiteren Eskalationen. Nun soll Hicksley, der sich immer noch permanent weigert Namen zu nennen, exekutiert zu werden. In diesem Moment schreitet Celliers auf den Hauptmann zu und gibt ihm vor allen Männern einen Kuß auf die Wange...




In dieser Szene kommt noch einmal die phänomenale Filmmusik von Ryuichi Sakamoto zum Einsatz, der schon am Anfang des Films der Geschichte seinen ureingenen Stempel aufdrückte und für mich nach wie vor eine der besten Filmsoundtracks aller Zeiten ist. Das musikalische Thema ist immer ein Teil des Geschehens und manifestiert und kräfigt die eindrucksvollen Bilder von Kameramann Toichiro Narushima. Ein bisschen erinnert David Bowie als blonder Celliers an die großartige Performance von Peter O´Toole in "Lawrence von Arabien". Ist es nur Zufall, dass einer der Hauptfiguren Lawrence heißt oder hat Nagisa Oshima den Namen bewusst gewählt. In beiden Filmen spürt man beim Helden unbewusste homoerotische Neigungen und Frauen kommen im Film überhaupt nicht vor. Genauso schillernd wie Bowie ist aber auch Sakamoto, der Darsteller des Hauptmanns Yonoi, der dem bereits sterbenden Celliers (er ist bis auf den Kopf im Sand eingegraben) eine Locke des Haars abschneidet, ein Schmetterling, das Symbol für Wandel und Transformation, setzt sich auf dessen Stirn. Der Film macht es aber seinem Zuschauer nie leicht, denn alles ist nur angedeutet und nie wird etwas sehr konkret ausgesprochen. Die Gesten sind aber manchmal vielsagender als Worte in diesem immer noch sehr eigenwilligen Film über den Clash der Kulturen.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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