Sonntag, 22. Dezember 2013

Oliver Twist

























Regie: Roman Polanski

Der Weg eines Fürsorgezöglings...

Die Geschichte um den Waisenjungen "Oliver Twist" wurde bereits mehrfach verfilmt. Unvergessen bleibt vor allem David Leans Version sowie die farbenfrohe Musicalverfilmung des britischen Regie-Atmeisters Carol Reed, der mit "Oliver" einige Oscars erringen konnte. Allerdings finde ich keine so gut wie die neue Verfilmung von Roman Polanski aus dem Jahr 2005. Sein "Oliver Twist" wurde aber nicht einhellig begeisternd aufgenommen. Dem jungen Kinopublikum war der Stoff vielleicht zu klassisch und trotz seiner opulenten Bilder hat Polanski auch keinerlei Zugeständnisse an das heutige Publikum gemacht, sondern inszenierte seinen Film als großartiges klassisches Erzählkino. Darüberhinaus gelang es dem Filmemacher den Stoff sozialkritisch, grimmig und überaus düster zu inzenieren.
Die Geschichte ist bekannt und erzählt vom Schicksal des Waisenkindes Oliver Twist, dessen Mutter bei der Geburt starb und ihm nicht mal einen Namen hinterließ. Diesen bekommt der Kleine vom Kirchenspieldiener Mr. Bumble (Jeremy Swift), der jedem Findelkind chronologisch nach dem Alphabet einen Namen gibt. Nach "S" war ein "T" wie Twist dran. Der Junge verbringt einen Teil seiner Kindheit im örtlichen Waisenhaus, wo er zu Kinderarbeit angehalten wird. Die Kinder haben Hunger, dass sie nachts fast nicht einschlafen können. Oliver bittet nach dem Essen, um einen Nachschlag, was die Heimleitung so empört, dass man entscheidet den Jungen einem Lehrherrn zu unterstellen. So kommt Oliver in die Dienste des Leichenbestatters Mr Sowerberry (Michael Heath), der den Jungen eigentlich gut behandelt, was man aber von seiner hysterischen Gattin (Gillian Hannah) nicht behaupten kann. Als sein direkter Vorgesetzter, der etwas ältere Junge Noah (Chris Overton) Olivers Mutter beleidigt, endet das Ganze im Kampf, bei dem Oliver anschliessend schwer bestraft wird. Der Junge flüchtet und macht sich auf einen 70 km langen Marsch ins entfernte London, wo er genauso hungrig ankommt, wie er aus seiner Stadt gekommen ist. Er macht aber Bekanntschaft mit anderen Straßenkindern. Der gewiefte kleine Gauner Artful Dodger (Harry Eden) macht ihn schließlich mit dem jüdischen Bandenführer Fagin (Sir Ben Kingsley) bekannt, unter dessen Obhut sehr viele Kinder als Räuber und Taschendiebe ausgebildet werden. Auch Oliver wird in die Kunst des Diebstahls eingewiesen und macht Bekanntschaft mit dem Gangster Bill Sykes (Jamie Forman) und dessen Freundin Nancy (Leanne Rowe). Der üble Bursche hat in dem Hund Bulleye einen ständigen Begleiter. Als bei einer Diebestour von Artful Dodger Oliver von der Polizei gefasst wird, will es das Schicksal, dass der Junge vorübergehend in die Obhut des vermögenden Mr. Brwonlow (Edward Hardwicke) gelangt. Dort könnte es endlich aufwärts gehen, doch die Vergangenheit holt den Jungen wieder ein...



 Polanski legt viel Wert auf tolle Bilder, sein London des Jahres 1830 ist betörend schön aufgenommen worden. Man kann in eine längst vergessene Zeit eintauchen, doch Vorsicht: Diese Zeit der Frühindustrialisierung hat sehr unmenschliche Züge. Große Armut, Verbrechen und Kinderarbeit prägen diese dunkle Zeit, die Polanski perfekt mit seinen Bildern einfangen kann. Hinter der Kamera Pawel Edelmann, der polnische Kameramann ist bekannt durch "Der Pianist" oder "Die Mühle und das Kreuz" - ein ebenfalls sehr empfehlenswerter Film mit exzellenter Kameraführung. Sehr hervorragend sind auch die Schauspielerleistungen, allen voran Ben Kingsley, der eine grandiose Vorstellung seines großen Könnens gibt. Seine ambivalente Darstellung des Hehlers, Kingsley gelingt es diese Figur authentisch und sehr glaubwürdig mit all seinen vielschichtigen Facetten darzustellen. Darüberhinaus zähle ich Polanskis "Oliver Twist" vor allem durch seine optische Stärke zu den ganz großen Kinofilmen der vergangenen Kinodekade und natürlich ist die Geschichte wie geschaffen für das ganz große Festtagsprogramm. 



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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