Freitag, 11. April 2025

Dieses Land ist mein Land


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Hal Ashby

Die Reisen des Woody Guthrie...

Sowohl Jack Nicholson als auch Dustin Hoffman lehten die Rolle des Folk- und Protestsängers Woody Guthrie in Hal Ashbys Musikerbiographie "Bound for Glory" im Jahr 1976 ab. Deshalb ging die Rolle an den damaligen "Kung Fu" TV-Liebling David Carradine. Der Film wurde ein großer kritikerfavorit und erhielt insgesamt 6 Oscarnominierungen (bester Film, bestes Drehbuch, bester Kameramann, Beste Kostüme, bester Schnitt und bester Song Score). Leonard Rosenman konnte sich in der letzgeannnten Kategorie durchsetzen und durfte den Oscar mit nach Hause nehmen. Der zweite Sieg für den Film ging an Kameramann haskell Wexler.  1936, mitten in der Weltwirtschaftskrise, spielt Woody Guthrie (David Carradine) Gitarre an einer Tankstelle. Ein Kunde bietet jedem, der seine Sorgen ausräumen kann, einen Dollar, und Guthrie gelingt es, eine zufriedenstellende Antwort zu finden. Anschließend beginnt Guthrie, ein Schild zu malen, frustriert aber seine Frau Mary (Melinda Dillon), indem er diesen Job – ihre einzige verlässliche Einnahmequelle – aufgibt, um sich stattdessen der Musik zu widmen. In einer Bar spielt Guthrie für Sue Ann (Mary Kay Place) und verbringt die Nacht mit ihr. Auf seiner Veranda begegnet er Heavy Chandler, einem kürzlich entlassenen Geisteskranken, und ermutigt ihn, seine Gedanken durch Malerei auszudrücken. Nach einem Square Dance-Auftritt zwingt ein Staubsturm alle in die Häuser. Guthrie schlägt Mary vor, sich Arbeit zu suchen, und reist schließlich ab, wobei er ihr eine Nachricht hinterlässt. Auf seinen Reisen fährt Guthrie mit Slim Snedeger (Ji Tu Chumbuka) und anderen Landstreichern Zug. Als es zu einer Schlägerei kommt, springen Guthrie und Slim in einen anderen Zug; Bahnpolizisten zwingen jedoch diejenigen ohne Geld zum Aussteigen. Slim kann sich das Fahrgeld leisten, doch Guthrie, pleite, geht zu Fuß weiter, und ihre Wege trennen sich. Guthrie beleidigt später ein bürgerliches Paar, das ihn mitnimmt, woraufhin sie ihn wieder absetzen. In einer Bar verdient er sich mit Klavierspielen ein Essen und verbringt die Nacht bei einer Kellnerin. Anschließend fährt er mit einer Familie nach Kalifornien, doch an der Staatsgrenze verlangt die Polizei 50 Dollar Eintritt. Guthrie verlässt die Familie und schließt sich einem nahegelegenen Landstreicherlager an. In Los Angeles trifft er Luther (Randy Quaid) und Liz Johnson (Elizabeth Macey), ein Migrantenpaar, das Schwierigkeiten hat, eine Arbeit zu finden. Als Guthrie erfährt, dass Jobs rar und schlecht bezahlt sind, bietet er an, in einer Suppenküche ein Schild zu malen, doch seine einzige Belohnung ist eine Portion Suppe. Später trifft der Gewerkschaftsorganisator Ozark Bule (Ronny Cox) im Lager ein und singt Gewerkschaftslieder. Als Schläger der Firma die Versammlung stören, flieht Guthrie mit Ozark, der ihm zu einem Job beim Radio verhilft, wo Guthries Lieder über die Arbeiterklasse populär werden. Senderbesitzer Mr. Locke (John Lehne) besteht jedoch darauf, dass Guthrie nicht mehr über Gewerkschaften singt und sich stattdessen auf Unterhaltung konzentriert. Obwohl Guthrie zunächst nachgibt, nimmt er schließlich seine Protestlieder wieder auf, was zu Konflikten mit Locke führt. Da Guthrie sich schließlich weigert, Kompromisse einzugehen, wird er entlassen. Er bringt Mary und die Kinder nach Los Angeles, fühlt sich aber inmitten des Reichtums, der ihn umgibt, fehl am Platz. Luther, von Schlägen gezeichnet, erklärt Guthrie, dass seine Lieder den Arbeitern Inspiration seien. Frustriert zerreißt Guthrie eine Liste mit "unbedenklichen“ Liedern, verlässt das Studio und setzt seine Reise fort, um Protestlieder in Migrantenlagern und Fabriken aufzuführen. Bei einem Auftritt in einer Obstverpackungsanlage wird Guthrie von Mitarbeitern des Unternehmens angegriffen, die seine Gitarre zerstören. Unbeirrt reist er weiter mit dem Zug und trägt seine Lieder vor. Nach seiner Rückkehr nach Los Angeles bietet Locke Guthrie eine letzte Chance, doch er wird erneut entlassen, nachdem er ein Lied den Landarbeitern gewidmet hat. Als Guthrie geht, informiert ihn Ozark, dass ein Agent für ihn eine landesweite Radiosendung organisiert und ihm ein Vorsprechen im renommierten Ambassador Hotel gesichert hat. Guthrie kauft Spielzeug für seine Kinder, muss aber feststellen, dass Mary und die Mädchen bereits abgereist sind. Während des Vorsprechens bietet ihm der Hotelbesitzer eine Stelle an, besteht aber darauf, ihn in Overalls zu kleiden und ihn als Teil einer Hinterwäldler-Show zu präsentieren. Da Guthrie sich weigert, den Reichen zu gefallen, verlässt er das Hotel, kehrt zum Rangierbahnhof zurück, springt auf einen Zug und singt wieder Protestlieder vom Dach eines Güterwagens – seinen Wurzeln treu...








In der Rolle der reichen Pauline, mit der Woody eine Liason beginnt, ist Gail Strickland zu sehen. Guthries bekanntester Song "This land is your land" kommt am Ende des Films zum Einsatz. Guthrie hat die weitere Entwicklung der Folkmusic wie kein anderer beeinflusst. "Ein Folksong handelt von Problemen und wie  man sie löst" war sein credo. Er gilt als der großartigsten Balladenschreiber, den Amerika hervorgebracht hat.  Der US-amerikanische Musikexperte Bill C. Malone urteilt, dass es fast ausschließlich Guthries Wirkung war, die zum Aufblühen der New Yorker Protestfolkszene der frühen 1960er-Jahre führte. Er war auch "Der Held" für Bob Dylan, der sein idol am Krankenbett besuchte. 









Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

The Doors



Regie: Oliver Stone

Das kurze Leben des Jim Morrison...

Der 1991 entstandene Musikerfilm "The Doors" von Oliver Stone ist vor allem ein Film, der sich mit dem Mythos des Leadsängers Jim Morrison auseinandersetzt. Mit ihren Rocksongs voller Verheißungen, einer faszinierenden Metaphorik, hypnotischen Gebärden und genauso hypnotischen Sounds sowie den rebellischen zornigen Äußerungen trafen die Doors das Lebensgefühl einer Generation von aufbegehrenden junger Menschen, die sich gegen den Vietnamkrieg wandten und/oder bewusstseinserweiternde Drogen ausprobierten. Dabei sah Jim Morrison sehr attraktiv aus. Der Fotograf Joel Brodsky setzte den Doors Frontmann bereits 1967 mit einigen Schwarzweiß Fotos erotisch in Szene. Die Frauen machten ihn so auch zum neuen Sexsymbol Amerikas.  1949 reisen der junge Jim Morrison (Sean Stone, später Val Kilmer) und seine Familie auf einer Wüstenstraße in New Mexico, wo sie auf einen Autounfall stoßen und einen älteren amerikanischen Ureinwohner am Straßenrand sterben sehen. 1965 kommt Jim nach Kalifornien und integriert sich in die Kultur von Venice Beach. Während seines Studiums an der UCLA lernt er Pamela Courson (Meg Ryan) kennen, die beiden verlieben sich und werden ein Paar. Außerdem begegnet er Ray Manzarek (Kyle McLachlan) zum ersten Mal sowie Robby Krieger (Frank Whaley)und John Densmore (Kevin Dillon), die zusammen mit Morrison die Doors gründen. Jim überredet seine Bandkollegen, ins Death Valley zu reisen und die Wirkung psychedelischer Drogen zu erleben. Zurück in Los Angeles spielen sie mehrere Konzerte im berühmten Nachtclub Whisky a Go Go und entwickeln eine begeisterte Fangemeinde. Jims Bühnenauftritte und seine anstößige Darbietung des Bandsongs "The End“ erzürnen die Clubbesitzer, und die Band wird des Lokals verwiesen. Nach der Show werden sie von den Produzenten Paul A. Rothchild (Michael Wincott) und Jac Holzman (Marc Moses) von Elektra Records angesprochen und erhalten ein Angebot für die Aufnahme ihres ersten Albums. Die Doors werden bald zu einem Auftritt in der Ed Sullivan Show eingeladen, doch einer der Produzenten weist sie an, den Text "girl we couldn't get much higher“ im Song "Light My Fire“ aufgrund eines Drogenbezugs zu ändern. Trotzdem singt Morrison den Originaltext während der Live-Übertragung, und die Band darf nicht mehr in der Show auftreten. Mit dem anhaltenden Erfolg der Doors verfällt Jim zunehmend seinem eigenen Image als "Echsenkönig“ und entwickelt eine Alkohol- und Drogensucht. Jim freundet sich mit der Rockjournalistin Patricia Kennealy (Kathleen Quinlan) an, die ihn in ihre Hexerei verwickelt und an einer mystischen Handfasting-Zeremonie teilnimmt. Währenddessen beobachtet ein älterer Geist (es ist immer dieser sterbende Indianer aus dem Autounfall, den er als Junge mit ansieht) diese Ereignisse. Der Rest der Band wird Jims verpassten Aufnahmesitzungen und Konzerten überdrüssig. Jim kommt zu spät und betrunken zu einem Konzert in Miami, Florida. Er wird dem Publikum gegenüber zunehmend konfrontativ und droht, sich auf der Bühne zu entblößen. Der Vorfall markiert einen Tiefpunkt für die Band und führt zu Strafanzeigen gegen Jim, Absagen von Auftritten, dem Scheitern von Jims persönlichen Beziehungen und dem Groll der anderen Bandmitglieder. 1970 wird Jim nach einem langwierigen Prozess der Erregung öffentlichen Ärgernisses für schuldig befunden und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er bleibt jedoch bis zum Ausgang der Berufung gegen Kaution auf freiem Fuß. Patricia erzählt Jim, dass sie von ihm schwanger ist, doch Jim überredet sie zu einer Abtreibung. Jim besucht seine Bandkollegen ein letztes Mal auf einer von Ray ausgerichteten Geburtstagsparty, wünscht der Band viel Glück für ihre Zukunft und schenkt jedem von ihnen ein Exemplar seines Gedichtbandes "An American Prayer“. Als Jim mit den Kindern im Vorgarten spielt, sieht er, dass eines von ihnen sein Kindheits-Ich ist, und kommentiert: "Das ist das seltsamste Leben, das ich je gekannt habe“ (eine Textzeile aus dem Doors-Song "Waiting for the Sun“), bevor er ohnmächtig wird. 1971 ziehen Jim und Pam nach Paris, um dem Druck des L.A.-Lebens zu entfliehen. Am Abend des 3. Juli findet Pam Jim tot in der Badewanne ihrer Wohnung. Er wird auf dem Friedhof Père Lachaise begraben, neben anderen berühmten Persönlichkeiten wie Oscar Wilde, Marcel Proust und Molière. Auch Pam stirbt drei Jahre später im Alter von 27 Jahren...









Stone inszenierte Morrison vielleicht zu oft als Drogenjunkie mit der Flasche oder der Spritze in der Hand. Dabei bleibt vielleicht der nachdenkliche Poet auf der Strecke. Immerhin gab der Film Val Kilmer die Gelegenheit sein Können zu zeigen. Von Dämonen zerfressen und ständig mit Exzessen und zügellosen Sexerlebnissen die Abgründe seiner Seele zu suchen...das ist eine nicht gerade sympathische Rolle, die er hier spielen musste. Als Mensch vielleicht verloren, als Musiker genial - wenn man an die unsterblichen Klassiker denkt, die er gemacht hat: "Riders on the storm", "The End", "Break on through (to the other side) oder "Light my fire" denkt. Interessanterweise hat Kilmer einige der LiveSongs aus dem Doors Repertoire für den Film selbst eingesungen.











Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Der Holzschuhbaum


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Ermanno Olmi

Das Leben lombardischer Bauern...

"Der Holzschuhbaum" (italienischer Originaltitel: L´albero degli zoccoli) wurde 1978 von Ermanno Olmi geschrieben und inszeniert. Der Film zeigt das Leben von lombardischen Bauern in einem riesigen Bauernhaus (Cascina) im späten 19. Jahrhundert. Dieser Gutshof in der Po-Ebene gehört "dem Herrn" - ebenso der große Teil des Viehs und auch das umliegende Land. Die vier Bauernfamilien, die auf dem Gutshof leben und ihn bewirtschaften müssen auch zwei Drittel ihrer Ernte dem Gutshofbesitzer abgeben. Olmi wählte für seine Filmfiguren echte Bauern und Einheimische aus. Der Film kann beinahe schon als Dokumentation angesehen werden, so authentisch ist der Ablauf eines Jahres auf dem Gutshof. Dabei erinnert "Der Holzschuhbaum" sehr stark an die früheren italienischen Klassiker des Neorealismus, weil er das Leben der Armen in den Mittelpunkt stellt. Olmi erhielt viel Lob und sein bester Film gewann vierzehn Preise, darunter die Goldene Palme und den Cesar für den besten fremdsprachigen Film. Am Anfang des Films überredet der Pfarrer den Bauern Battisti (Luigi Ornhagi) und dessen Frau (Francesca Morrigi) ihren Sohn Minek (Omar Brignoli) auf die Schule zu schicken. Damit fällt der kleine Junge weitestgehend als Arbeitskraft auf dem Hof aus. Battistas Frau ist zudem schwanger - wieder ein Kind, wieder einer mehr, der essen will. Dann zerbricht auch noch zu allem Unglück auf dem Heimweg von der Schule Mineks Holzschuh. Um Schuhe zu kaufen, ist kein Geld da. Heimlich schleicht sich Battisti nachts aus dem Haus und fällt eine kleine Erlenpappel und genauso heimlich shcnitzt er seinem Sohn einen neuen Schuh als dem gestohlenen Holz. Kinder werden geboren, Feldfrüchte angebaut, Tiere geschlachtet (eine Gans und ein Schwein: Diese Szenen sah ich mir als Tierschützer und Vegetarier mit Widerwillen an) und Paare heiraten. Im gemeinsamen Bauernhaus werden Geschichten ausgetauscht und Gebete gesprochen. Obwohl die Bauern die unterschwelligen Strömungen der Revolution wahrnehmen, bleiben sie von den politischen Unruhen weitgehend unberührt. Ein kommunistischer Agitator hält eine Rede auf einem Jahrmarkt, und ein frisch verheiratetes Paar wird bei einem Besuch in Mailand Zeuge der Verhaftung politischer Gefangener. In der Familie Finard gibt es oft Streit, da der Vater sehr geizig ist. Neben den Battistis und Finards lebt die Witwe Runk (Teresa Brescianini) mit ihren sechs Kindern sowie die Familie Brena mit auf dem Hof. Mit ihrem Verdienst als Wäscherin kann die Witwe ihre Sprösslinge kaum ernähren. Sie plant daher, mit Hilfe des Pfarrers die beiden jüngsten Kinder in ein Heim zu geben. Ihr ältester Sohn Peppino (Carlo Rota) wehrt sich aber dagegen. Lieber will er Tag und Nacht arbeiten, als dass die Familie zerbricht. Als die Kuh der Familie erkrankt und der Arzt prophezeit, dass das Tier sterben wird, gibt die Mutter dem Tier Wasser zu trinken, das sie neben der Kapelle geschöpft hat. Die Kuh gesundet wider Erwarten, wird jedoch später samt Kalb vom Gutsverwalter abgeholt. Die Familie Brena steckt in Hochzeitsvorbereitungen – Tochter Maddalena (Lucia Pezzoli) heiratet Stefano (Franco Pilenga), der ihr schon seit längerem den Hof gemacht hat. Die Hochzeitsreise verbringt das Paar bei der frommen Tante des Mädchens in Mailand, die ein Waisenhaus leitet. Sie gelangen mit einem Flusskahn in die Stadt, die zu dieser Zeit von Demonstrationen und Unruhen streikender Arbeiter heimgesucht wird. Die Zeiten ändern sich - doch mit Protest und Rebellion haben die religiös geprägten Menschen auf dem Land nichts zu tun. Sie sehen ihr Leben in Armut als Gott gegeben an. Ihre Hochzeitsnacht verbringt das junge Paar in zwei zusammengeschobenen und mit einem Kranz geschmückten Betten im Klostersaal. Einen Tag später gelingt es der Tante, Maddalena und Stefano zur Adoption eines Kindes zu überreden... 












Am Ende wird Battista für das Fällen des Baums hart bestraft. Der Besitzer kündigt der Familie fristlos. Im Abenddunkel beladen sie einen Karren mit ihren wenigen Habseligkeiten. Erst als das Gefährt in der Dunkelheit verschwindet, kommen die Nachbarn heraus, die drinnen für die Familie gebetet haben, und schauen dem Karren, der bald verschwindet, von der Ferne aus zu. Olmis Film wird von vielen bewundert - von Mike Leigh, von Al Pacino, der "Albero degli zoccoli" als seinen Lieblingsfilm nannte. Auch von mir, denn die Geschichte, die fast 3 Stunden dauert und keine besonderen Höhepunkte ausweist, ist geprägt von großem Respekt und spürbarer Anteilnahme und Empathie für diese einfachen Menschen. 











Bewertung: 10 von 10 Punkten