Freitag, 26. Dezember 2014

Yanks - Gestern waren wir noch Fremde




Regie: John Schlesinger

Warten auf den D-Day...

Die ganz großen Filme des britischen Filmregisseurs John Schlesinger (1926 bis 2003) sind "Asphalt Cowboy" (1969), "Der Tag der Heuschrecke" (1975) und "Der Marathon Mann" (1976), die er alle drei in den USA realisierte. Für "Yanks - Gestern waren wir noch Fremde" kehrte er 1979 in seine Heimat zurück und auch wenn der Film im ersten Moment vielleicht etwas unscheinbar wirkt, gelang ihm auch hier ein guter Film, der vor allem schön fotografiert und ausgestattet ist und mit seiner unspektakulärer Liebesgeschichte während des 2. Weltkriegs bewegend und berührend ist. Die Geschichte, die Schlesinger erzählt, ist im sehr feinsinnig und glaubwürdig.
Die Ereignisse führen den Zuschauer zurück ins Jahr 1943/1944, vor der allierten Invasion in der Normandie. Dort in einer kleinen englischen Provinzstadt werden immer mehr amerikanische Soldaten stationiert.
Zwischen den Einheimischen und den US-Boys herrscht aber lange nicht nur Eintracht: Als Verbündete sind diese "Yanks" zwar willkommen, doch ihre Bräuche und Sitten wirken auf die Englägner befremdlich und stiften in schöner Regelmäßigkeit auch Konflikte.
Vor allem wird es nicht gerne gesehen, wenn die jungen GIs den Frauen im Ort schöne Augen machen - meistens sind diese ja verheiratet oder verlobt und deren Männer kämpfen bereits an der Front.
Bei einem Stadturlaub lernen die Soldaten Danny Ruffelo (Chick Vennera) und Matt Dyson (Richard Gere) die zwei englischen Mädchen Jean Moreton (Lisa Eichhorn) und Mollie (Wendy Morgan) kennen. Sie gehen gemeinsam ins Kino und während das Kennenlernen zwischen Danny und Mollie eher unkompliziert abläuft, hat Truppenkoch Matt mit der Kaufmannstochter größere Probleme, denn deren Eltern (Rachel Roberts, Tony Melody) lehnen die beginnende Romanze eher ab. Vor allem gibts da noch Jeans Verlobten Ken (Derek Thompson), der an der Front kämpft. Auch Matts Vorgesetzter John (William Devane) beginnt eine Freundschaft mit einer verheirateten Gutsbesitzerin (Vanessa Redgrave), die unglücklich verheiratet ist wie er selbst.  Die Beziehung wird tief, bleibt aber platonisch. Matt und Jean merken aber wie sehr sie ineinander verliebt sind, schließlich wird die gutherzige Matt von der Familie Moreton akzeptiert. Doch der Krieg fordert Opfer und die Operation Overload wird bereits eingeläutet...



Schlesinger inszenierte irgendwie mit einer epischen Gelassenheit. Ein bisschen fühlt man sich an den Detailreichtum von David Lean erinnert. Bereits bei seinem Erscheinen 1979 und heute umso mehr ist der Film auf angenehme Weise altmodisch. Ein romantischer Film wegen seinem Thema "Liebe", aber Schlesinger spart nicht mit kritischen Aspekten. So zeigt er unbeschönigt die engstirnige Fremdenfeindlichkeit seiner Landsleute, aber auch den Rassenhass der Amis, der sich im Suff bei einer Tanzveranstaltung entlädt.
Auch die darstellerischen Leistungen sind erwähnenswert: Vor allem Lisa Eichhorn in ihrer ersten Filmrolle überzeugt, auch Rachel Roberts, unvergessen in "Mord im Orient Express" und "Picknick am Valentinstag" liefert eine ausgezeichnete Leistung. Leider nahm sich die Schauspielerin im Jahr 1980 im Alter von 53 Jahren das Leben. Für den jungen Richard Gere war dies nadh "Auf der Suche nach Mr. Goodbar" und "In der Glut des Südens" seine dritte bemerkenswerte Rolle, bereits ein Jahr später gelang ihm mit "American Gigolo" der Durchbruch zum Weltstar.  


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Alfie - der Verführer lässt schön grüßen





















Regie: Lewis Gilbert

Süchtig und entwurzelt...

Michael Caine ist auf alle Fälle ein sehr charismatischer Schauspieler und obwohl er im Jahr 2011 seinen Rücktritt vom Filmgeschäft bekannt gab, ist er im neuen Christopher Nolan Film "Interstellar" wieder zurückgekehrt. Der 1933 geborene Brite erhielt zweimal den begehrten Oscar: Im Jahr 1987 für "Hannah und ihre Schwestern" und 2001 für "Gottes Werk und Teufels Beitrag". Darüberhinaus wurde er mehrfach nominiert. Seine besten Arbeiten sind meines Erachtens die Filme aus den 60ern und 70ern. Gerade die britischen Arbeiten wie "Zulu", "Jack rechnet ab", "Ipcress" oder "Italien Job" sind inzwischen als Meisterwerke anerkannt. Auch "Alfie" aus dem Jahr 1966 gehört dazu, der fünffach für den Oscar nominiert wurde (Bester Film, Caine selbst, Vivien Merchant, bestes adaptiertes Drehbuch und Filmsong) , aber gegen Zinnemanns "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" und Mike Nichols "Wer hat Angst vor Virginia Wolf ?" keine Chance hatte. Der Film handelt von dem Streuner Alfie (Michael Caine), der als Londoner Vorstadt Casanova das Leben genießt. Dabei ist die Sexualität und die Eroberung von möglichst vielen Frauen ein Hobby, dem er sich jeden Tag mit großer Begeisterung widmet. Die erste Szene führt den Zuschauer in eine dunkle Ecke in der Nähe der Themse, dort streunt nicht nur ein kleiner Hund durchs Gebiet, sondern es ist auch ein Wagen dort abgestellt und die Fenster sind arg beschlagen. Was an Action liegt, die gerade im Innern des Autos abläuft. Alfie und Siddie (Millicent Martin), eine verheiratete Frau, amüsieren sich prächtig, dann steigt Alfie aus dem Wagen, läuft um ihn herum und dieser lasterhafte Antiheld wendet sich direkt an den Zuschauer und stellt sich vor. Siddie ist ihn auf jeden Fall inzwischen zu gefährlich geworden, denn die verheirate Frau beginnt darüberhinaus auch noch Zuneigung für ihn zu empfinden. Ein Fehler, denn Alfie will zwar das totale Vergnügen, aber auf keinen Fall eine weitergehende emotionale Bindung. Er wird sich nicht mehr mit ihr treffen, auch wenn er ihr sagt, dass er sich bereits aufs nächste Date mit ihr freut. Gilda (Julia Foster) mag er vor allem dafür, dass sie nie Besitzansprüche stellt und die ist plötzlich von ihm schwanger. Eine Nachricht, die zuerst mal Panik und Schock auslöst, denn sie riecht nach Verantwortung und genau dies ist ein Fremdwort für Alfie. Dennoch freut er sich auf die Geburt seines Sohnes und manchmal geht er sogar ein bisschen in seiner Vaterrolle auf. Doch vor der letzten Konsequenz Gilda auch zu heiraten und so als Familie aufzutreten, scheut er sich. Statdessen lässt er es zu, dass die junge Frau ihren Verehrer Humphrey (Graham Stark). Eine Ärztin diagnostiziert bei Alfie eine Tuberkulose, im Sanatorium kann er die Krankenschwester erorbern. Auch Lily (Vivien Merchant), die Frau eines Mitpatienten (Alfie Bass) fällt auf die Verführungskünste Alfies herein. Das Resultat ist, dass die verheiratete Frau in Abwesenheit ihres Mannes, der weiterhin im Spital ist, ein Kind erwartet. Alfie engagiert einen Kurpfuscher (Denholm Elliot) und stürzt sich in weitere Affären mit der Amerikanerin Ruby (Shelley Winters), mit der Anhalterin Annie (Jane Asher) und mit Carla (Shirley Ann Field). Eines Nachts erwischt er Ruby mit einem anderen Mann, die ihm unverblümt gesteht, dass "der Jüngere" halt auch attraktiver im Bett ist...


der Film endet mit dem nächlichen Spaziergang durch eine einsame Gegend in London, dort triftt der Verführer wieder auf den streunenden Hund. Man muss sich zuerst einmal daran gewöhnen, dass Regisseur Lewis Gilbert (Man lebt nur zweimal, Moonraker, Der Spion, der mich liebte, Rita will es endlich wissen, Hauted Haus der Geister) dem Zuschauer die Balance zwischen Komödie und Drama nicht immer einfach macht. Aber dennoch halte ich die Tragikomödie im Swinging Sixties Flair sehr geglückt. Vor allem in den Szenen mit seinem kleinen Jungen und dann noch drastischer bei der Abtreibung in der Wohnung gelingt es dem Regisseur sehr gut die tragische Entwurzelung seines Protagonisten nahe zu bringen. Hier hält der Film plötzlich einen Tiefgang bereit, den man neben dem frivolen Treiben nun nicht erwartet hätte. Zu Recht wurde Michael Caine für den Oscar vorgeschlagen. Hinter der rauen Philosophie, für die seine Figur steht, offenbart der Schauspieler auch immer einen Hauch von Traurigkeit und das Bedauern sich nicht anders entscheiden zu können.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Michael Kohlhaas


























Regie: Arnaud des Pallieres

Im Namen der Gerechtigkeit...

 "An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit"..so begann Heinrich von Kleist seine 1810 erschienene Novelle. Die Erzählung spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts und handelt vom Pferdehändler Michael Kohlhaas, der gegen ein Unrecht, das man ihm angetan hat, zur Selbstjustiz greift und dabei nach der Devise handelt "Es soll Gerechtigkeit geschehen und gehe auch die Welt daran zugrunde". Die Verfilmung von Arnaud des Pallieres verlegt die Handlung der Geschichte in die schroffe felsige Landschaft der Cevennen und der Filmemacher zeigt auch immer wieder Pferde. Sie sind nicht nur im Beruf des Pferdehändlers wichtig, sondern sogar seine große Leidenschaft. Eine Pferdegeburt wird gezeigt. Michael Kohlhaas lebt mit seiner Frau Judith (Delphine Chuillot) und seiner Tochter Lisbeth (Mélusine Mayance) auf einem großen Hof. Es geht ihm gut, er ist nicht arm. Als er eines Tages zum Markt muß, wird er von den Männern des jungen Barons (Swann Arlaud) an einem Schlagbaum angehalten. Man fordert ihn auf einen Passagierschein vorzuzeigen. Kohlhaas hat keinen, er hat auch nie einen gebraucht - doch er lässt zwei seiner schönen Pferde mitsamt dem Knecht Cesar (David Bennent) als Pfand zurück. Während er dann in der Stadt mit dem dortigen Gouverneur (Bruno Ganz) Handel treibt, wird Cesar von den Männern des Barons misshandelt. Er hatte protestiert, weil man die beiden Rappen für die Ackerarbeit missbrauchte und sie sich dadurch verletzten. Er kann den Hunden, die auf ihn gehetzt werden, gerade noch entkommen. Kohlhaas verklagt den Baron für die Misshandlung seines Knechtes und für die Pferde, die in einem miserablen Gesundheitszustand sind, aber das herrschende Feudalsystem sieht es nicht vor, dass die Untergebenenen gegen die Adligen triumphieren könnten. Als seine Frau bei der Prinzessin (Roxane Duran) vorspricht, wird sie vom Hof gejagt und kommt schwer verletzt nach Hause. Sie stirbt an den Folgen der Gewalt. Er gibt daraufhin seine Tochter in die Obhut eines Predigers (David Kross) und zieht in den Krieg gegen den Baron. An seiner Seite stehen viele Bauern. Die Rache fängt mit dem Abschlachten der Männer des Barons an, der Baron kann aber fliehen...


 Des Pallières verzichtet darauf, die Motivation des Protagonisten ausführlich zu erklären, und das ist auch gut so. Denn Hauptdarsteller Mads Mikkelsen wirkt auch ohne große Worte: Stoisch, authentisch und charismatisch. Streng, karg und spröde sind die Bilder dazu - Kamerafrau Jeanne Lapoirie liefert eine sehr gute Arbeit ab - was sehr gut zur Geschichte passt. Der Regisseur selbst hatte die Motivation einen Western zu machen, was zwar insgesamt nicht ganz gelang. Aber vortrefflich ist die archaische Kraft, die die Geschichte vermittelt. Sie orientiert sich aber vielmehr am europäischen Kunstkino als bei Clint Eastwoods einsamem Reiter.
Sehr gut getroffen ist der Eindruck, dasss Kohlhaas - trotz der vielen Mitstreiter - immer allein und einsam ist. Auch die Rolle der Tochter Lisbeth, die zuerst weggegeben und dann zur Gefährtin wird, bleibt rätselhaft.
Die Geschichte selbst ist bekanntlich immer wieder aktuell - damals wars die ungerechte Machtverteilung zwischen Adel und Bürgern. Ungerechte Verteilung wird ja auch heute wieder immer mehr zum großen Thema, dazu kommt die daraus resultierende Ohnmacht des Einzelnen gegen das vorherrschende System. Der Film gefiel mir sehr gut - gerade seine spröde und grimmige Machart hat mich doch an der einen anderen Stelle auch mitgerissen.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Blancanieves


























Regie: Pablo Berger

Schneewittchens Stierkampf...

Obwohl ich ein entschiedener Gegner des Stierkampfes bin, hat mich der spanische Film "Blancavienes" dennoch extrem faszniert. Nach drei hervorragenden Schwarz-Weiß Filmen in diesem Jahr (Nebraska, Die neue Heimat, Ida) komplettiert nun ein weiteres Highlight dieses geniale Quartett. Der Regisseur Pablo Berger hat darüberhinaus auf die Sprache verzichtet und schickte einen Stummfilm ins Kinorennen. Da denkt man natürlich gleich an den preisgekrönten "The Artist" des Franzosen Michel Hazanavicius, der vor 3 Jahren mit seinem Film ohne Sprache das alte Hollywood der 20er Jahre wieder aufleben ließ. Doch "Blancavienes" ist deutlich unterschiedlich, denn der spanische Filmemacher hat den deutlich düsteren Beitrag hervorgebracht, der sich vor allem am großen europäischen Kino orientiert. Da ich erst vor kurzem den restaurierten Klassiker der Weimarer Republik "Das Cabinett des Dr. Caligari" gesehen habe, waren die expressionistischen Ähnlichkeiten noch sehr präsent. Aber auch an das europäische Filmschaffen großer individueller Filmfiguren wie beispielsweise Ingmar Bergman wird man unweigerlich erinnert, wie er sehr subtil die sensiblen Gesichter seiner Filme einfängt. Nicht zuletzt taucht auch bei Pablo Berger eine Wandertruppe auf, die "Blancanieves (Sofia Ora und später Macarena Garcia) bei sich aufnimmt, nachdem ihre böse Stiefmutter Encarna (Maribel Verdu) ihrem ihr sklavisch ergebenen Liebhaber den Auftrag gab, das Mädchen zu töten. Aber dieser Verlauf hat eine Vorgeschichte und beginnt in Sevilla im Jahr 1910.  Die vielen Zuschauer fiebern gebannt mit beim Auftritt des berühmten Stierkämpfers Antonio Villalta (Daniel Gimenez Cacho). Seine hochschwangere Frau Carmen de Triana (Irma Cuesta) ist besonders aufgeregt und ängstigt sich natürlich auch um ihren Mann. Beim Todesstoß will ein Fotograf das beste Bild erwischen. Dies lenkt den Torero ab und in diesem Moment wird er vom Stier angegriffen. Schwer verletzt wird er aus der Arena getragen. Während der große Villalta notoperiert wird, setzen bei Carmen die Wehen ein. Auch sie muß notfallmässig ins Krankenhaus und stirbt bei der Geburt der kleinen Tochter. Antonio überlebt  - aber er ist an Armen und Beinen gelähmt. Der Mann lehnt sein Kind ab und lässt es bei der Großmutter Dona Concha (Angelina Molina) aufwachsen. Antonio selbst wird von der Krankenschwester Encarna gepflegt, die später seine zweite Frau wird. Während der Kommunionsfeier der kleinen Carmencita stirbt die Großmutter beim Tanzen, sie fällt tot um. Nun kommt sie in Antonios Haus unter. Doch den Vater, der im ersten Stock abgeschieden von der Außenwelt lebt, bekommt sie nie zu Gesicht. Nur die böse Stiefmutter, die das Kind wie eine Magd behandelt. Das kleine Mädchen muss nicht nur harte Arbeit verrichten, sondern sich ständig Sorgen machen um ihren geliebten Hahn Pepe, der vielleicht bald im Topf landen könnte.
Als sie diesen wieder einmal einfangen muss, um ihn vor der Köchin zu retten, führt ihr Weg in den verbotenen 1. Stock...



 "Blancanieves" heißt übersetzt "Schneewittchen", somit hat sich Pablo Berger am Märchen der Gebrüder Grimm orientiert, verlegt aber die Handlung in das ganz frühe 20. Jahrhundert.
Als ihr die Flucht zu einer Schaustellertruppe kleinwüchsiger Toreros gelingt, entdeckt Carmen ihre wahre Berufung und wird zur Königin der Corridas. Dies alles wird präsentiert als brilliante Hommage an den europäischen Stummfilm und auch der Geist des Märchens bleibt gewahrt. Man gruselt sich daher sogar ein bisschen. Aber der Film, der die Sinne vergnüglich anspricht, ist vor allem eine überwältigende Verschwelzung zwischen Bildern und Musik.
So werden Phantasie, Dramatik, Humor und Emotionen mit einer gehörigen Prise dunklen, bösen, bisweilen abgründigen expressionistischen Kinos gewürzt und setzen den Film ganz weit vorne ins Ranking der besten Movies des Jahres. Zum Lohn gabs auch 10 Goyas, den Fresh Blood Award beim Fantasy Filmfest und nicht zuletzt auch einen Felix (Europäischer Filmpreis) für das beste Bühnenbild. Indem der Film die Sternstunden des europäischen Kinos würdigt, wird er selbst zu einer neuen Sternstunde.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Montag, 22. Dezember 2014

Zulu




Regie: Cy Endfield

Die Schlacht am Rorkes Drift...

Die Schlacht von Isandhlwana war die erste und gleichzeitig eine der größten Schlachten im Zulukrieg (1879), der zwischen dem britischen Empire und dem Zuls-Staat ausbrach.  Die Streitmacht von etwa 20.000 Zulu von König Cetshwayo besiegte eine deutlich kleinere britische Abteilung. Am Anfang von "Zulu" wird aus dem Off ein Brief dazu verlesen. Die vernichtende Niederlage kostete 1.500 britischen Soldaten am Morgen des 22. Januar 1979 das Leben. Ein Geräusch und der Blick sengender Flammen gibt den Blick auf das Schlachtfeld frei. Die Kamera zeigt die imposante Landschaft und den blauen Himmel - aber überall steigt noch der Rauch auf, Leichen in den roten Uniformen der britischen Krone und brennende Planwagen sind zu sehen. Die Sieger strömen stolz ins Bild. Mit ihren Speeren und fellverzierten Schilden haben sie der technologischen Überlegenheit der auferzwungenen Kolonialherren eine empfindliche Niederlage beschert. Isandhlwana ist ein Schock für das Königreich. Der gleichnamige Filmtitel drängt sich dem Zuschauer in flammender Schrift entgegen - denn dort wo die Schlacht beendet war, fangen die nachfolgenden Ereignisse im Film von Cy Endfield erst an. Sein imposanten und farbiges Schlachtenepos ist eine Art "Alamo" des United Kingdom und erweist sich durchgehend als grimmiges Heldenepos. Der Regisseur, der gemeinsam mit Hauptdarsteller Stanley Baker produzierte, bediente sich bei der üppigen Inszenierung an den Westernszenarios seiner Heimat, die er aufgrund seines Namens auf der Schwarzen Liste, verlassen musste. Er geriet im Vorfeld immer mehr in die Fänge des berüchtigten Komitees für unamerikanische Umtriebe und konnte dort nicht weiterarbeiten. In seiner Wahlheimat gelang ihm aber nur dieser eine Großerfolg.
Auslöser für den Zulukrieg war die Tatsache, dass im Jahr 1943 das Gebiet von Natal formell von den Briten annektiert wurde. Der mächtige militaristische Zulustaat in der Nachbarschaft erschien den Briten aber als Bedrohung ihrer dortigen Siedlingen. Deshalb drangen sie von Natal aus in das Reich der Zulu ein.
Es folgte die Schlacht und Niederlage, doch noch am gleichen Tag des Sieges entschied der Häuptling auch noch die kleine Missionsstation Rorkes Drift anzugreifen.
Dem schwedische Missionar Witt (Jack Hawkins) und seine Tochter Margareta (Ulla Jacobsson) gelingt es noch die kleine Einheit dort zu warnen. Die Station dient als Versorgungsdepot und Hospital. Dem Lieutenant der Royal Enigeers John Chard (Stanley Baker) und dem Lagerkommandant Lieutenant Gonville Bromhead (Michael Caine) bleibt also nur noch wenig Zeit für die Vorbereitung auf den Sturm des mächtigen Stammes. Sie soll aus 4.000 Mann bestehen und ist bereits im Anmarsch. Chard, der als Dienstältester das Kommando übernimmt, entscheidet, dass die Missionsstation verteidigt werden soll. Er untersagt dem Missionar mit den vielen Verwundeten das Lager zu verlassen. Die britische Besatzung der Station besteht überwiegend aus tapferen Soldaten des 24. Regiment of Foot und war 139 Mann stark. Nach zehnstündigem Kampf hatten die Zulu rund 350 Mann verloren und zogen sich zurück....



 so die Geschichte. Die britischen Verluste betrugen lediglich 15 Tote und 12 Verwundete, von denen aber zwei bald darauf noch ihren Verletzungen erlagen. Für diesen Kampf wurden 11 der Männer mit dem Viktoriakreuz ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung Großbritanniens für überragende Taperkeit im Angesichts des Feindes. Dies sahen auch die Zulu so, denn am Ende - kurz nach ihrem Abzug - nehmen sie noch einmal die kriegerische Position ein, grüßen aber ihre Feinde, die mit soviel Mut ausgestattet waren.
Es wird zwar im Film nie ausgespochen - aber in den Gesichtern der Soldaten steht es deutlich. Für die hässliche Seite militärisches Expansion müssen sie nun ihr Leben lassen. Afrika wurde zum Spielball westlicher Mächte, die zahlreiche Schlachten dort in der Fremde ausfochten. Enfield hat in hervorragender Weise ein verbürgtes Heldenepos mit großem Detailreichtum rekonstruiert. Der Gegner wirkt von Anfang an furchteinflössend, sogar noch vor dem Eintreffen. Man hört in der Ferne das Geräusch des heranströmenden Krieger. Und im Kampf selbst werden sie als respekt einflössende disziplinierte Armee ihren Gegnern, die das Fort verteidigen, das Fürchten lernen. Hier ist der Macher immer mittendrin im Kriegsgeschehen und lässt auch dem Zuschauer keine ruhige Sekunde. Michael Caine verkörperte in seiner ersten Hauptrolle den arroganten, aber aufrechten Offizier und Gentleman. Am Ende empfindet er Scham..genauso wie Chard, der hier eigentlich nur eine Brücke bauen wollte. Im Top 100 Ranking der besten britischen Filme ever des BFI belegt der Film einen hervorragenden 31. Platz.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Disneys Eine Weihnachtsgeschichte


















Regie: Robert Zemeckis

Der hartherzige Ebenezer Scrooge...

Charles Dickens Verfilmungen eignen sich sehr gut als optimale Weihnachtsfilme. Die großartigsten Beispiele dafür sind David Leans beide Werke "Geheimnisvolle Erbschaft" (1946) und "Oliver Twist" (1948) sowie die brilliante und düstere Neuverfilmung durch Roman Polanski aus dem Jahr 2005 mit Ben Kingsley als Fagin. Oft thematisierte Dickens in seinen Romanen die Armut und die in seiner Zeit bestehende Kinderarbeit und Kinderkriminalität.  1843 verfasste Dickens die Erzählung "A Christmas Carol"  mit  der Absicht, die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Not der Armen in der Gesellschaft Englands zu lenken und ein moralisches Zeichen zu setzen. Am 19. Dezember 1843 wurde das Werk erstmalig mit Illustrationen von John Leech veröffentlicht. In der Geschichte geht es um den herzlosen Geschäftemacher Ebener Scrooge, der sich während der Weihnachtstage von einem grantigen Geizhalz wieder in den gütigen, die Not der Menschen lindernden Menschen zurück verwandelt. Und da wir bei Weihnachtsfilmen sind, kommt die Neuverfilmung von Robert Zemeckis aus dem Jahr 2009 ins Spiel. Der Regisseur, der durch den oscarpreisgekrönten "Forrest Gump" seinen größten Welterfolg feiern konnte, begann ab dem Jahr 2004 mit seinem Faible für mit Motion Capture komplett computeranimiert hergestellte Filme und gleich seine erste Arbeit in diesem Bereich war ein Weihnachtsfilm. Auf den "Polarexpress" folgte die "Legende von Beowulf". "Charles Dickens Eine Weihnachtsgeschichte" komplettiert dieses Trio. In diesem Film fungiert Jim Carrey als menschliches Vorbild für die künstlich generierte Computerfigur Ebenezer Scrooge.  Der optisch hervorragend in Szene gesetzte 3D-animierte Fantasystreifen aus den Anfängen der viktorianischen Epoche zeigt in seiner ersten Szene den in seinem Sarg liegenden Jacob Marley, Der Mann ist tot, er starb am Heiligabend - er war Geschäftspartner, Weggefährte und einziger Freund des verbitterten Geizhalses Ebenezer Scrooge.  7 Jahre später: Wieder steht Weihnachten vor der Tür. .  Ebenezer, der immer noch voller Kälte ist und seine furchtbare Kälte überall verbreitet ist  der alleinige Inhaber des Warenhauses "Scrooge and Marley" und hat einen Angestellten, diesen Bob Cratchit (Gary Oldman) behandelt er mit eiserner Strenge. Er muss ihm wohl für den Weihnachtstag einen bezahlten Tag freigeben, was dem Geizkragen aber extrem sonderlich schwer fällt. Wie jedes Jahr bekommt der hartherzige alte Mann Besuch von seinem Neffen (Colin Firth), der ihn einmal mehr dazu bewegen will gemeinsam das Weihnachtsfest zu feiern. Doch wieder erhält die gute Absicht eine vernichtende Absage. Die kassieren auch zwei Gentlemen, die Spenden für die Armen sammeln. Kommt ja gar nicht in Frage, denn wozu gibt es Gefängnisse und Armenhäuser in der Stadt. Sollen die sich doch um das Gesindel kümmern. Er will das Fest wieder wie immer alleine in seinem großen Haus feiern, doch dann erscheint ihm der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Marley, der zu Lebzeiten noch geiziger war als Scrooge selbst und dieser warnt ihn vor einem düsteren Ende, wenn er sein Leben nicht grundlegend ändern wird. Ausserdem kündigt er für die Festtage den Besuch von drei Geistern. Zuerst soll der Geist der vergangenen Weihnacht escheinen, danach steht der Besuch der gegenwärtigen Weihnacht an und zuletzt würde er von der künftigen Weihnacht heimgesucht...



so lässt die sentimentale Geschichte zuerst die Vergangenheit Revue passieren, nimmt danach Bezug auf den Ist-Zustand und malt ein logisch konsequentes Zukunftsszenario dazu aus. Diese Reise mit den Geistern führt - hoffentlich noch nicht zu spät - für die Veränderung der Figur. Dickens Werk enthält natürlich stark sozialkritische Töne, mit denen der Autor die Mißstände im England des 19. Jahrhundert anprangern wollte.
Dazu benutzt er den moralischen Zeigefinger, der allerdings im Falle von Ebenezer Scrooge auch bitter notwendig geworden ist.  Dickens Flair wirkt zu Weihnachten sehr großartig, es enthält aber auch trotz kritischen Tönen eine Menge Kitsch für den Zuschauer bereit. Und wann...wenn nicht an Weihnachten...ist man besonders empfänglich dafür. Robert Zemeckis setzt natürlich auch voll auf diese Schiene. Dies brachte ihm natürlich auch Kritik ein. So lobte man durchweg seinen Bilderfilm als berauschendes visuelles Vergnügen, warf aber auch vor, dass durch die vollendete Form der Inhalt gelitten hat. "Seelenlos" war eines der Attribute, die man dem Film bescheinigte - aber dies war schon bei seinen beiden früheren Filmen mit der Performance Capture Technik, in der alle Bewegungen und das Mienenspiel der Schauspieler gescannt und auf computeranimierte Figuren übertragen werden.
Dennoch dürften alle drei Filme Potential für spätere Klassiker haben, zwei davon sind sicherlich bald Stammgast im TV-Programm zwischen dem 24. und 26. Dezember. Die Kinokasse war in beiden Fällen gut gefüllt. "Polarexpress" brachte es auf 307 Millionen Dollar Einspielergebnis weltweit und "A Christmas Carol" steigerte sich sogar noch auf 325 Millionen Dollar.



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.