Regie: Jim Jarmusch
Die gesammelten Werke des Busfahrers....
Bei den Filmfestspielen in Cannes 2016 wurde Jim Jarmuschs Film
"Paterson" für die goldene Palme nominiert. Die englische Dogge Nellie
erhielt für ihre Rolle als Marvin den Palm Dog Award, aber Adam Driver
ist als Gedichte schreibender Busfahrer Paterson aus der Stadt Paterson
in New Jersey leider nicht als bester Hauptdarsteller für einen Oscar
nominiert worden, was verdient gewesen wäre.
Der Film selbst ist in seiner Aussage wunderschön und darf schon
jetzt zu einem der besten Filme des Independent-Directors gezählt
werden.
Wobei aber gar nicht viel passiert in "Paterson" und mit
"Paterson", denn der Mann wacht jeden Morgen in den Armen seiner Frau
Laura (Golshifteh Farahani) auf, frühstückt und geht aus dem Haus zur
Arbeit. Täglich fährt Paterson mit dem Bus durch die Stadt und
beobachtet dabei seine Fahrgäste. Er hört ihnen interessiert bei ihren
Gesprächen zu. Vieles wiederholt sich, fast alles scheint Routine zu
sein. Scheinbar immer das Gleiche, aber Paterson erkennt darin die
Schönheit und die Unterschiede.
Bevor er morgens mit dem Bus losfährt, schreibt er noch kurz ein
paar Gedanken in sein Notizbuch, und auch jede Arbeitspause nutzt er für
seine Gedichte. Nach der Arbeit kehrt er heim, liebevoll erwartet ihn
seine Frau. Während er sehr ruhig ist, hat Laura immer neue kreative
Ideen, die sie verwirklichen möchte. In "Paterson" wird eine ganze woche
des Paares aufgezeichnet, innert dieser 7 Tage entscheidet sich Laura
eine Gitarre zu kaufen, weil sie eine Countrysängerin wie Tammy Wynette
oder Patsy Cline werden möchte. Oder sie beschäftigt sich mit dem
Gedanken eine Cupcake Bäckerei zu eröffnen. Die Ehe der beiden ist
glücklich, gegenseitig geben sie sich Halt. Laura ermutigt Paterson die
Gedichte zu kopieren und vielleicht auch zu veröffentlichen - denn sie
sind nicht schlechter als die Lyrics des bekannten William Carlos
Williams, der zwischen 1946 und 1958 in fünf Bänden das epische Gedicht
"Paterson" veröffentlichte - natürlich ist der Prosa-Autor Patersons
Lieblingsdichter.
Abends geht Paterson mit Hund Marvin Gassi und trinkt in seiner
Stammkneipe noch ein Bier. Dort unterhält er sich mit dem Wirt Doc
(Barry Shabaka Henley) oder mit anderen Stammgästen wie Everett (William
Jackson Harper), der vergeblich in Marie (Chasten Harmon) verliebt ist.
Am Wochenende verkauft Laura ihre selbst gemachten Cupcakes und
verdient gutes Geld. Sie lädt ihren Mann ins Kino ein. Gemeinsam schauen
sie einen alten Horrorfilm. Als sie nach Hause kommen, hat der freche
Marvin Patersons Notizheft zerfetzt - und damit auch Patersons
Gedichte...
Doch die Niedergeschlagenheit ist in "Paterson" nur von kurzer
Dauer, der Zufall oder das Schicksal will es, dass Paterson von einem
Touristen ein Buch mit vielen leeren Seiten geschenkt bekommt. Damit
heißt es "Auf ein Neues" und der Zuschauer wird mit der Erkenntnis das
Kino verlassen, dass der normale Held des Alltags wieder schreiben wird
und sich das Banale mit der Poesie verbindet.
Auf Montag folgt Dienstag folgt Mittwoch - ein Film über gewöhnliche Menschen wie Du und ich.
Man hat das Gefühl, dass über dieser ganz normalen Stadt ein
gewisser Zauber schwebt - wahrscheinlich festgehalten und bemerkbar
durch die Lyrik. Paterson selbst ist ein Träumer, er hängt noch an den
vergangenen Zeiten. Daher hat er auch kein Smartphone, sondern er
schreibt Gedichte über Streichhölzer und Streichholzschachteln. Dabei
trifft er auf Seelenverwandte - ein kleines Mädchen, dass auf ihre
Mutter wartet oder ein Rapper, der in einem Waschsalon seine Lyrics übt.
Jarmusch ist einmal mehr ein sehr ruhiger und harmonischer Film gelungen, ein Loblied auf die Poesie des Alltags.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.