Sonntag, 4. April 2021

Hurricane


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Jan Troell

Liebe in Zeiten des Orkans...

In zweierlei Hinsicht war Jan Troells Katastrophenfilm "Hurricane" aus dem Jahr 1979 ein Flop. Zum einen kostete der Film mehr als 20 Millionen Dollar ein - ein Betrag, den er an der Kinokasse bei weitem nicht einspielen konnte und zum zweiten wurde Troells Remake des gleichnamigen John Ford Films (1937) von der Kritik stark verrissen.
Leider muss man sagen, denn "Hurricane" ist viel besser als sein Ruf und für mich ist er sogar dem Originalfilm gleichwertig. "Hurricane" besticht durch wunderbare Bilder vom Inselleben im Südpazifik und Nino Rota liefert eine grandiose Filmmusik dazu.
Gefilmt wurde auf Bora Bora in Französisch-Polynesien und erste Wahl bei der Regie war Roman Polanski. Doch der wurde in dieser Zeit wegen Sex mit einem 13jährigen Mädchen festgenommen. Die Alternative war der schwedische Filmemacher Jan Troell, der einige Jahre zuvor mit dem Zweiteiler "Die Emmigranten" und "Das neue Land" große internationale Anerkennung errang.
Mia Farrow bekam die weibliche Hauptrolle. Obwohl sie mit 35 Jahren zu alt für die Rolle war, bekam sie den Zuschlag - dank ihres sehr jugendlichen Aussehens. Der unbekannte hawaiianische Surfer Dayton Ka´ne bekam die Rolle ihres Filmliebhabers.
Jan Troell meinte später, dass es schwer war den Produzenten Dino de Laurentiis zu überzeugen, die Filmcharaktere sehr markant und komplex erscheinen zu lassen und er hatte am Ende das Gefühl, dass diese Charaktere in den Spezialeffekten verloren gingen. Ich sehe dies nicht so - denn die Hauptfiguren besitzen alle Ecken und Kanten. Am interessantesten ist der von Jason Robards gespielte Captain Charles Bruckner, der von seiner Frau verlassen wurde und ein fast zu inniges Verhältnis zu seiner Tochter Charlotte (Mia Farrow) aufweist, die in Boston bei der Mutter wohnte und nun bei ihrem Vater auf der Insel Alava leben möchte. Die Geschichte spielt in den 20er Jahren und auch Charlottes Verlobter Jack Sanford (Timothy Bottoms) verrichtet dort in der Armee seinen Dienst. Charlottes Vater gibt sich als strenger und unerbittlicher Patriarch und besteht darauf, dass auch die Inselbewohner die strikten Gesetze der amerikanischen Besatzer befolgen. Auf der Charlottes Willkommensparty sieht sie zum ersten Mal den Hausboy Matangi (Dayton Ka´ne, ein Schützling ihres Vaters und der nach westlichem Vorbild erzogen wurde. Ihr gefällt der attraktive junge Mann. Als dessen Vater stirbt, wird Matangi Häuptling seines Stammes, der auf der Nachbarinsel lebt. Bruckner und seine Tochter werden zur Matangis Salbung eingeladen und zwischen Charlotte und Matangi hat es längst gefunkt. Obwohl Matangi mit der schönen Moana (Ariirau Tekurarere) verheiratet soll, kann er die Augen nicht von der blonden Frau lassen. Die überredet ihren Vater, dass sie auf Matangis Insel bleiben kann um zu malen. Dort beginnt die große Leidenschaft und diese beschwört eine Katastrophe herauf...



Zum einen durch die eifersüchtige Haltung des Vaters, der in der Folge Matangi hart bestraft, weil dieser ein verbotenes Stammesritual erlaubt hat und zum zweiten durch einen aufkommenden Hurricane, der in kurzer Zeit die ganze Insel unter Wasser setzt und viele Tote zur Folge hat. In der Rolle des Mediziners Dr. Danielson ist Max von Sydow zu sehen, der Priester wird von Trevor Howard gespielt. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Farrow und Ka´ne stimmt zu 100 & und dies macht die verbotene Liebe sinnlich und erotisch zugeich. Schade, dass dieser Film über einen so schlechten Ruf verfügt, denn ich finde ihn äusserst gut gelungen. Auch wenn das Hauptmerk eher auf der Lovestory als auf den Orkan gelegt wurde.



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 
 

Django - Die Totengräber warten schon

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie:  Enzo G. Castellari

Johnny Hamlet...

Der Rachewestern "Glut der Sonne" aus dem Jahre 1967 ist eine Version des berühmtesten aller Liebesdramen - Romeo und Julia von William Shaktespeare. Gianni Puccini machte daraus eine blutige Tragödie zweier verfeindeter Familien im Wilden Westen. Die Liebenden wurden von Peter Lee Lawrence und Cristian Galbo gespielt. Ein andere Shakespeare Klassiker "Hamlet" bildete die Vorlage für Enzo G. Castellaris "Johnny Hamlet", der in Deutschland den Titel "Django - die Totengräber warten schon" erhielt. Ein junger Mann kehrt aus dem Krieg zurück und erfährt von der heimtückischen Ermordung seines Vaters und findet sich sofort in einer blutigen Familienfehde wieder.
Der sehr ungewöhnliche Western ist eine interessante Entdeckung.
Johnny (Andrea Giordana) bzw. Django (leider wurde der Name von den deutschen Verleihern regelrecht missbraucht und musste als "Marke"  für sehr viele Spaghetti Western herhalten) kommt nach 2 Jahren Dienst in der Südstaatenarmee nach Hause. Im düsteren Alpträumen ist ihm immer wieder der Vater erschienen und als er zu Hause ankommt, erfährt er tatsächlich vom Tode seines Vaters. Angeblich soll er vom Banditenboss Santana (Manuel Serrano) ermordet worden sein. Sein Onkel Claude Hamilton (Horst Frank) hat ihn jedoch gerächt und ist inzwischen mit Johnnys Mutter (Francoise Prevost) verheiratet. Johnny schöpft Verdacht gegen seinen Onkel, zumal der Tod des Vaters noch gar nicht so lange her ist. Kann es sein, dass der Onkel oder gar seine Mutter etwas mit der Ermordung zu tun haben ? Auch Djangos ehemalige Braut (Stefania Carredu) wurde inzwischen mit einem anderen Kerl zwangsverheiratet. Ausserdem tauchen an allen möglichen Orten Stücke von Santanas Gürtelschnalle auf, lange nach dessen Ableben. Johnny macht sich mit Hilfe seines alten Freundes Dazio (Gilbert Roland) auf um herauszufinden was das im Busch ist. Es geht dabei um ein fieses Komplott, bei dem es um viel Gold geht...



Castellarios "Johnny Hamlet" entstand 1968 und gefällt aufgrund seiner guten Kameraarbeit (Angelo Fillipini) und durch einen gewissen selbstironischen Touch. "Keoma" aus dem Jahr 1976 stammt ebenfalls von Enzo G. Castellari und ist ebenfalls Shakespeare nah (King Lear).



 Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Samstag, 3. April 2021

Memphis Belle


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Michael Caton-Jones

Der Jubiläumsflug...

Der schottische Regisseur Michael Caton Jones drehte Filme wie "Scandal", "Doc Hollywood", "This boy´s Life" oder das Remake von "Der Schakal". Sein bekanntester und bester Film dürfte "Rob Roy" sein, bei dem Nebendarsteller Tim Roth eine Oscarnominierung erreichte. Auch das 1990 inszenierte Fliegerdrama "Memphis Belle" sollte erwähnt werden, denn der Film ist stilvoll inszeniert und verfügt über einen guten Spannungsbogen. Auch die jungen Darsteller wie Eric Stoltz, Matthew Modine, Tate Donovan oder Sean Astin machen eine gute Figur.
Bereits 1944 drehte Meisterregisseur William Wyler einen Dokumentarfilm über die echte "Memphis Belle" - diese fliegende Festung war während des 2. Weltkriegs in England stationiert und in Caton-Jones Version startet der Boeing B-17 Bomber für seine 25. und letzte Mission, danach würde die Bestatzung endlich den wohlverdienten Urlaub in die Heimat bekommen. 
Angesichts der vielen bisherigen Toten die bei diesen Missionen über feindlichem Gebiet umkamen, stehen die Chancen für eine wohlbehaltene Rückkehr nicht ganz so gut.
 24 Flüge hat die Besatzung der Memphis Belle, einer Boeing B-17 Flying Fortress der US-Air Force bereits überstanden und alle Crewmitglieder leben noch.
Es sind Captain Dennis Dearborne (Matthew Modine), Copilot Luke Sinclair (Tate Donovan), Funker Danny Boy (Eric Stoltz), Navigator Phil (D.B. Sweeney), Bombenschütze Valentine (Billy Zane), Kugelturmschütze Rascal (Sean Astin), Heckschütze Clay Busby (Harry Connick jr), der Mechaniker und Rumpfschütze Virgin (Reed Edward Diamond), Schütze Eugene (Courtney McVey) und Schütze Jack (Neil Giuntoli). Sollten die Boys den 25sten Feindflug überleben, will der Presseoffizier Derringer (John Lithgow) eine Riesenparty geben, denn Helden werden in der Heimat gut verkauft und ebenso gut verkaufen sich dann die wichtigen Kriegsanleihen fürs Militär. Oberst Craig Harriman (David Strathaim) will die Erwartungen deutlich niedriger halten, denn er weiß wieviele Männer er bereits verloren hat. Und die letzte Mission ist ein Flugzeugwerk in Bremen....




"Memphis Belle" steckt zwar voller bekannter Kriegsklischees, ist aber spannend inszeniert. Denn irgendwie gelingt es dem Regisseur eine starke Identifikation mit den jungen Männern im Bomber aufzubauen, die bis zum Schluß anhält.





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Im Reich der Sonne


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Steven Spielberg

Odyssee im Krieg...

Im Vergleich zu seinen vorherigen Blockbustern und vielen späteren Filmerfolgen ist Steven Spielbergs 1987 entstandenes Kriegsepos "Im Reich der Sonne" eher ein mittelmäßiger Erfolg. An der US-Kasse spielte der Film weniger ein als er kostete, doch immerhin kam er weltweit auf einen Umsatz von 66 Millionen Dollar, was dann doch wieder als zufriedenstellend gewertet werden konnte. Möglicherweise hat Bernardo Bertoluccis etwa zeitgleich erschienener Monumentalfilm "Der letzte Kaiser", der auch in China spielte, den geringeren Umsatz verursacht. Der Film basiert auf dem gleichnamigen halbautobiographischen Roman von J. G. Ballard aus dem Jahr 1984 und erzählt die Geschichte des kleinen britischen Jungen Jamie "Jim" Graham, der während des 2. Weltkriegs mit seinen wohlhabenden Eltern in Shanghai lebte und beim Einmarsch der Japaner zum Kriegsgefangenen wurde. Als Regisseur war sogar David Lean im Gespräch. Am Ende wollte Spielberg den Film aber selbst inszenieren, da er einen Film im Stil seines Vorbilds Lean drehen wollte und ausserdem sehr interessiert war an den Themen des 2. Weltkriegs (danach drehte er mit "Schindlers Liste" und "Soldat James Ryan" zwei weitere preisgekrönte Filme zu diesem Themenkomplex).Während des 2. Weltkriegs erlebt der britische Schüler Jamie Graham (Christian Bale - beim Dreh 12 Jahre alt) die Invasion der Japaner in China. Jamie ist ein Fan der japanischen Armee und noch mehr faszniert von den japanischen Trägerflugzeugen. Die Invasion bringt sein bisher privilegiertes Leben in Shanghai völlig durcheinander. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor beginnen die Japaner auch die Siedlung Shanghai zu besetzen. Tausende Menschen sind plötzlich auf der Flucht - auch Jamie und seine Eltern (Emily Richard/Rupert Fraser). Durch das Chaos verlieren sie sich und im Nu ist der kleine Junge auf sich allein gestellt. Seine Mutter hatte ihm noch zugerufen, dass er im Haus auf sie warten solle. Doch das Haus ist inzwischen von der japanischen Armee beschlagnahmt worden und die Mutter bleibt verschwunden. Jamie hat mächtigen Hunger und will sich bei den Japanern ergeben, doch die ignorieren einen kleinen Jungen. Bald schießt er sich den beiden Amerikanern Basie (John Malkovich) und Frank (Joe Pantoliano)an, die sich mit Schwarzhandel über Wasser halten können. Auf einem ihrer Beutezüge werden die Drei von der Armee gefangengenommen und in das Internierungslager in Suzhou gebracht. Es ist jetzt bereits 1945 - kurz vor dem Ende des Pazifikkrieges. Trotz des täglichen Terrors und der schlechten Lebensbedingungen im Lager, das viele Menschenleben fordert, überlebt der Junge - aber erlebt den schnellen Tod seiner Kindheit...







Der größte Vorzug des Films ist seine hervorragende Optik - hier sind die Vergleiche mit den Lean Epen extrem erstaunlich. Kameramann war Allen Daviau, der für seine Leistung eine verdiente Oscarnominierung erhielt. Aber auch für die Kategorien Ausstattung, Filmmusk, Kostüme, Schnitt und Ton gab es bei der Oscarwahl 1988 weitere Nominierungen. Youngster Christian Bale überzeugt in seiner ersten Rolle und trägt den Film als Hauptdarsteller im Alleingang.






Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Tigerland


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Joel Schumacher

Das Übungscamp...

Der US-Regisseur Joel Schumacher verstarb am 22. Juni 2020 im Alter von 80 Jahren an einer Krebserkrankung. In seiner Filmographie tauchen Nieten wie "Batman Forever" und "Batman und Robin" auf, aber auch gut gemachte Kommerzfilme wie  "St. Elmos Fire", "Flatliners", "Lost Boys", "Falling Down", "Der Klient", "Die Jury" oder"8 MM". Der im Jahr 2000 entstandene Kriegsfilm "Tigerland" fällt dabei deutlich aus dem Rahmen und obwohl der Film keinen Erfolg an der Kinokasse erzielen konnte, muss er zu den besten Arbeiten von Schulmacher gezählt werden.
Der Film sieht ein bisschen aus wie eine Dokumentation. Dies verstärkt die beklemmende Atmosphäre deutlich, die in einem Trainingslager der US-Armee im Jahr 1971 herrscht. In diesem Trainingslager, das "Tigerland" genannt wird, sollen die Soldaten Bedingungen vorfinden, wie sie in Vietnam sind. Der Weg der Soldaten ist damit vorgezeichnet: Zuerst Grundausbildung, dann Tigerland und dann ab nach Vietnam. "Tigerland" ist nicht fiktiv, es gab tatsächlich dieses harte Ausbildungscamp in Fort Polk, Louisiana. Dies war kein Zufall, denn die Gegend rund um das Fort war feucht und schwül und hatte damit Umweltbedingungen, die mit Südvietnam, dem späteren Einsatzgebiet, vergleichbar war.
Einer der Wehrpflichtigen ist der rebellische Roland Bozz (Colin Farrell), der gegen den Krieg ist und wenig Respekt vor Vorgesetzten und Autorität besitzt. Mit seinem Kameraden Jim Paxton (Matthew Davis) freundet er sich ein bisschen an. Jim hat sich freiwillig gemeldet und will seine Kriegserlebnisse in einem Roman verabeiten. Gemeinsam lernen die beiden Soldaten während des Ausgangs zwei Mädels kennen, mit denen sie sich später in ein Hotelzimmer verziehen. Bald macht sich Bozz einen Namen, weil er für schwächere Kameraden Schlupflöcher im Gesetz herausfindet, um aus der ungeliebten Armee austreten zu können. Dies macht ihn bei vielen Kameraden beliebt, auch wenn sie sich manchmal gegen den Ungehorsam und die Unverschämtheiten von Roland Bozz ärgern. Schließlich gibt auch manchmal Strafen für die ganze Einheit, wenn ein Einzelner aufmuckt. Mit dem rassistischen Fanatiker Wilson (Shea Whigham) schafft er sich aber bald einen Feind auf Leben und Tod. Und tatsächlich eskaliert die Situation in "Tigerland" - als der vietnamerfahrene Staff Sergeant Cota (Cole Hauser) die Männer in zwei Gruppen aufteilt. Eine Gruppe sind amerikanische Soldaten, die andere Gruppe müssen Dorfbewohner in Vietnam spielen, bei denen einer ein Spion des Vietkong sein muss...





Als Private Miter ist Clifton Collins jr. zu sehen, Michael Shannon spielt Sergeant Filmore. Für die Bilder war der Kameramann Matthew Libatique verantwortlich, der sehr oft mit Darren Aronofsky zusammenarbeitet und bisher zwei Oscarnominierungen für "Black Swan" und "A star is born" erhielt. Zweifelsohne hat "Tigerland" ein bisschen Ähnlichkeit mit dem ersten Teil von Stanley Kubricks "Full Metal Jacket", der ebenfalls die Ausbildung der Soldaten zum Thema hat. Colin Farrell ist in einer seiner besten Rollen zu sehen - auch Newcomer Matthew Davis überzeugt als dessen bester Kamerad.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.