Regie: David Fincher
Amazing Amy ist verschwunden...
Der dritte Teil der Alien Saga im Jahr 1992 war David Finchers
Debüt als Regisseur. Kein optimaler Einstand also, denn der Film blieb
hinter den finanziellen Erwartungen zurück, obwohl er kein Flop war und
erhielt schlechtere Kritiken wie die beiden legendären Vorgängerfilme
von Ridley Scott und James Cameron. Doch mit seinem zweiten Film
"Sieben" konnte er restlos überzeugen und schuf damit 1995 einen der
besten Serienkilerfilme aller Zeiten. Es folgte "The Game" mit Michael
Douglas, der bis heute etwas unterbewertet ist und mit sehr viel
Suspence angereichert war. Schlüsselwerk zum Kultregisseur war "Fight
Club", der nach seiner Video- und DVD Auswertung immer mehr Anhänger
weltweit fand und Finchers guten Ruf nachhaltig festigte.
Die
weiteren Arbeiten fielen qualitativ und inhaltlich unterschiedlich aus.
Während "Panic Room" etwas zu konventionell gestaltet war, empfanden
viele Kinozuschauer den anspruchsvollen Serienkillerfilm "Zodiac" als zu
wenig spannend, obwohl der Film bis heute eine seiner besten Arbeiten
war. Mit "Das Leben des Benjamim Button" verließ er das Thriller-Terrain
und wurde zum Absahner zahlreicher Oscar-Nominierungen. Gleiches gelang
ihm auch mit "The Social Network". Mit dem US-Remake des europäischen
Kulthrillers "Verblendung" nach dem Roman von Stieg Larsson meldete er
sich eindrucksvoll in seinem bevorzugten Genre zurück. Dabei ist sein
"The Girl with the Dragon Tatoo" dem schwedischen Original sogar
ebenbürtig. Auch sein neuer Film "Gone Girl" kann auf allen Ebenen
restlos überzeugen und wird einerseits getragen von der extrem
spannenden Geschichte mit einigen überraschenden Wendungen und
andererseits durch das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller Ben
Affleck und Ex-Bondgirl Rosamund Pike, die - wenn es eine Gerechtigkeit
gibt - für diese starke Leistung am 22. Februar auch den Oscar bekommen
muss. Leider unterlag sie bei den Golden Globes der triumphierenden
Julianne Moore als Alzheimer Patienten in "Still Alive".
Womit
einmal mehr bewiesen ist, dass das schauspielstarke Drama meistens vor
der herausragenden Genreleistung im Thrillerfach gekürt wird. Aber noch
gibt es Hoffnung.
Die Handlung konzentriert sich auf die
beiden Protagonisten Nick (Ben Affleck) und Amy Elliot Dunne (Rosamund
Pike). In der Anfangsszene sieht man das Ehepaar eng aneinander
geschmiegt, er streicht ihr zärtlich übers Haar und nach dieser
liebevollen Geste hört man seine Stimme im Off, die uns mitteilt, er
würde ihr am liebsten den Schädel spalten.
"Gone Girl" erzählt
die Geschichte dieser Ehe und beginnt mit dem 5. Hochzeitstag, an dem
Amy plötzlich spurlos verschwindet. Es gab wohl einen handfesten Krach
und um sich abzureagieren geht Nick in seine von seiner Frau
finanzierten Kneipe, wo seine Schwester Margo (Carrie Coon) bedient und
sich seine Nöte anhört. Als Nick zurückkehrt, findet er das Haus leer
vor. Ein Glastisch im Wohnzimmer liegt in Trümmern und etwas Blut kann
man in der Küche entdecken. Grund genug die Polizei zu verständigen. In
der Vermisstensache ermitteln die beiden Detektives Rhonda Boney (Kim
Dickens) und Jim Gilpin (Patrick Fugit). Die verschwundene Amy wurde als
Kind von ihren Psychotherapeuten-Eltern als Wunderkind und
Kinderbuchfigur "Amazing Amy" landesweit erfolgreich vermarktet und ihr
Verschwinden ist daher von größtem öffentlichen Interesse. Sie besitzt
mehrere Auszeichnungen von Eliite Universitäten und bislang galt ihre
Ehe mit dem ganz normalen Kerl aus Missouri als ausserordentlich
perfekt. Doch bei den Ermittlungen kommen den Detektives langsam Zweifel
und immer mehr tun sich auch Verdachtsmomente gegen Nick auf, hat er
seiner Frau etwas angetan ?
Mit dem Auftauchen eines
Tagesbuchs erhärtet sich die Theorie und keine Sorge: Es werden noch
weitere belastende Indizien gefunden, die immer mehr den Schluß
zulassen, dass Nick eben nicht dieser brave Mann an der Seite einer
starken Frau war. Fincher gibt seiner Story bald eine überraschende
Wende jagt die nächste. Dabei ist Finchers Movie ein echter
Verwandlungskünstler. Aus einem Ehehorror wird eine Mörderballade, die
in eine der fiesesten Rachestorys der Filmgeschichte einmündet. Am Ende
dieses neuen Grand Guignol Klassikers steht aber Doppelfahrkarte ohne
Rückfahrt in die eigene Hölle. Dieser brilliante Thriller über
Soziopathen des Alltags ist schon jetzt einer der besten
DVD-Erscheinungen in diesem Jahr.
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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