Dienstag, 17. Februar 2015

Gone Girl

























Regie: David Fincher

Amazing Amy ist verschwunden...

Der dritte Teil der Alien Saga im Jahr 1992 war David Finchers Debüt als Regisseur. Kein optimaler Einstand also, denn der Film blieb hinter den finanziellen Erwartungen zurück, obwohl er kein Flop war und erhielt schlechtere Kritiken wie die beiden legendären Vorgängerfilme von Ridley Scott und James Cameron. Doch mit seinem zweiten Film "Sieben" konnte er restlos überzeugen und schuf damit 1995 einen der besten Serienkilerfilme aller Zeiten. Es folgte "The Game" mit Michael Douglas, der bis heute etwas unterbewertet ist und mit sehr viel Suspence angereichert war. Schlüsselwerk zum Kultregisseur war "Fight Club", der nach seiner Video- und DVD Auswertung immer mehr Anhänger weltweit fand und Finchers guten Ruf nachhaltig festigte.
Die weiteren Arbeiten fielen qualitativ und inhaltlich unterschiedlich aus. Während "Panic Room" etwas zu konventionell gestaltet war, empfanden viele Kinozuschauer den anspruchsvollen Serienkillerfilm "Zodiac" als zu wenig spannend, obwohl der Film bis heute eine seiner besten Arbeiten war. Mit "Das Leben des Benjamim Button" verließ er das Thriller-Terrain und wurde zum Absahner zahlreicher Oscar-Nominierungen. Gleiches gelang ihm auch mit "The Social Network". Mit dem US-Remake des europäischen Kulthrillers "Verblendung" nach dem Roman von Stieg Larsson meldete er sich eindrucksvoll in seinem bevorzugten Genre zurück. Dabei ist sein "The Girl with the Dragon Tatoo" dem schwedischen Original sogar ebenbürtig. Auch sein neuer Film "Gone Girl" kann auf allen Ebenen restlos überzeugen und wird einerseits getragen von der extrem spannenden Geschichte mit einigen überraschenden Wendungen und andererseits durch das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller Ben Affleck und Ex-Bondgirl Rosamund Pike, die - wenn es eine Gerechtigkeit gibt - für diese starke Leistung am 22. Februar auch den Oscar bekommen muss. Leider unterlag sie bei den Golden Globes der triumphierenden Julianne Moore als Alzheimer Patienten in  "Still Alive".
Womit einmal mehr bewiesen ist, dass das schauspielstarke Drama meistens vor der herausragenden Genreleistung im Thrillerfach gekürt wird. Aber noch gibt es Hoffnung.
Die Handlung konzentriert sich auf die beiden Protagonisten Nick (Ben Affleck) und Amy Elliot Dunne (Rosamund Pike). In der Anfangsszene sieht man das Ehepaar eng aneinander geschmiegt, er streicht ihr zärtlich übers Haar und nach dieser liebevollen Geste hört man seine Stimme im Off, die uns mitteilt, er würde ihr am liebsten den Schädel spalten.
"Gone Girl" erzählt die Geschichte dieser Ehe und beginnt mit dem 5. Hochzeitstag, an dem Amy plötzlich spurlos verschwindet. Es gab wohl einen handfesten Krach und um sich abzureagieren geht Nick in seine von seiner Frau finanzierten Kneipe, wo seine Schwester Margo (Carrie Coon) bedient und sich seine Nöte anhört. Als Nick zurückkehrt, findet er das Haus leer vor. Ein Glastisch im Wohnzimmer liegt in Trümmern und etwas Blut kann man in der Küche entdecken. Grund genug die Polizei zu verständigen. In der Vermisstensache ermitteln die beiden Detektives Rhonda Boney (Kim Dickens) und Jim Gilpin (Patrick Fugit). Die verschwundene Amy wurde als Kind von ihren Psychotherapeuten-Eltern als Wunderkind und Kinderbuchfigur "Amazing Amy" landesweit erfolgreich vermarktet und ihr Verschwinden ist daher von größtem öffentlichen Interesse. Sie besitzt mehrere Auszeichnungen von Eliite Universitäten und bislang galt ihre Ehe mit dem ganz normalen Kerl aus Missouri als ausserordentlich perfekt. Doch bei den Ermittlungen kommen den Detektives langsam Zweifel und immer mehr tun sich auch Verdachtsmomente gegen Nick auf, hat er seiner Frau etwas angetan ?


 Mit dem Auftauchen eines Tagesbuchs erhärtet sich die Theorie und keine Sorge: Es werden noch weitere belastende Indizien gefunden, die immer mehr den Schluß zulassen, dass Nick eben nicht dieser brave Mann an der Seite einer starken Frau war. Fincher gibt seiner Story bald eine überraschende Wende jagt die nächste. Dabei ist Finchers Movie ein echter Verwandlungskünstler. Aus einem Ehehorror wird eine Mörderballade, die in eine der fiesesten Rachestorys der Filmgeschichte einmündet. Am Ende dieses neuen Grand Guignol Klassikers steht aber Doppelfahrkarte ohne Rückfahrt in die eigene Hölle. Dieser brilliante Thriller über Soziopathen des Alltags ist schon jetzt einer der besten DVD-Erscheinungen in diesem Jahr.


Bewertung: 9 von 10 Punkten

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