Regie: Herrmann Zschoche
Romeo und Julia in Ostdeutschland...
Herrmann Zschoche (geboren 1934 in Dresden) war in seiner aktiven Zeit ein erfolgreicher Regisseur von authentischen und atmosphärisch glaubwürdig inszenierten Jugendfilmen. Sein 1978 gedrehter DEFA-Streifen "7 Sommersprossen" wurde in der DDR ein riesiger Kassenerfolg. Mehr als 1,2 Millionen Zuschauer wollten die Teenie-Romanze, die in einem Ferienlager spielt, im Kino sehen. Bereits 4 Jahren früher drehte Zschocke den ebenfalls erfolgreichen Jugendfilm "Liebe mit 16" und auch nach "7 Sommersprossen" blieb er dem Genre mit "Und nächstes Jahr am Balaton" treu. Zeitgleich feierten ja auch in den Lichtspielhäusern der BRD solche Teeniestreifen riesige Erfolge. Filme wie "Her mit den kleinen Engländerinnen", "Eis am Stiel", "Grease" oder "La Boum" waren echte Publikumslieblinge. Inspiriert wurde Zschoche durch den 1975 erschienenen und auf der Berlinale mit dem silbernen Bären auszeichnete sowjetische Jugendfilm "Hundert Tage nach der Kindheit", der das erste Verliebtsein und die großen Erwartungen in einem Sommer zwischen Kindheit und Erwachsenwerden schildert. Auch dieser russische Film spielt in einem Ferienlager.
Am Anfang sieht man die Helden der Geschichte in ihrem normalen Umfeld. Karoline (Kareen Schröter) lebt bei ihrer Mutter (Barbara Dittus). Die Frau ist alleinerziehende Mutter von 3 Kindern. Karolines ältere Schwester wurde bereits mit 17 Jahren schwanger und ist mit dem Baby irgendwie überfordert. Robert (Harald Rathman) hat einen reichen Vater, der nicht besonders zufrieden mit seinem Sohn ist. Der wirkt nämlich lustlos und hat ein enttäuschendes Zeugnis heimgebracht. Beide Jugendliche steigen in den gleichen Zug, da beide ins gleiche Ferienlager im Grünen fahren. Während der Zugfahrt gaffen die Jungs die Mädels an und umgekehrt. Da Robert gut aussieht, wird er schnell von vielen Mädchen bemerkt, Marlene (Janine Beilfuß) beobachtet den begehrten Jungen durch ihren kleinen Spiegel. Was keiner weiß: Robert und Karoline kennen sich von früher und sind schon mal beinahe "miteinander gegangen" - doch als Robert wegzog endete der Kontakt. Im Ferienlager herrscht eine strikte Aufteilung von Jungen und Mädchen, die sich auch nicht gegenseitig in ihren Baracken besuchen dürfen. Die Lagerleiterin Frau Kränkel (Christa Löser) fordert Disziplin und Anstand.
Der junge Betreuer Benedikt (Jan Bereska) flirtet mit der jungen Betreuerin Bettina (Evelyn Opoczynski) und beide haben eine viel moderne und lockere Einstellung. Trotz des streng reglementierten Tagesablaufes und der Überdosis an Körperertüchtigung weckt Benedict das Interesse der Kids für Shakespears "Romeo und Julia" und will mit ihnen gemeinsam das Stück aufführen. Dies passt der Lagerleiterin gar nicht, vor allem sieht sie eine Gefahr wegen des Inhalts. Die Jügendlichen könnten ja auf dumme Gedanken kommen. Doch diese dummen Gedanken spielen auch ohne Theaterstück schon eine große Rolle - vor allem bei Robby und Karoline. Beim Nacktbaden finden sie wieder zueinander und genießen das Verliebtsein. Da sie zu spät im Camp erscheinen, gibt es Konsequenzen. Vor allem auch deshalb, weil unter Karolines Kissen ein Päckchen mit Antibabypillen gefunden wird...
Am Ende darf Karoline die Julia spielen und nicht Konkurrentin Marlene, die von einer Wespe gestochen wird. Selbst die strenge Lagerleiterin ist begeistert und wird durch die zeitlose Liebesgeschichte zu Tränen gerührt. Ende gut, alles gut. Ein schöner Sommerfilm ist Herrmann Zschoche hier gelungen. Er setzt nicht auf Kalauer ala "Eis am Stiel" oder "Cola Candy Chocolate", sondern nimmt die Gefühle des ersten Verliebtseins sehr ernst.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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