Regie: Baltasar Kormakur
Vom Wahnsinn in der Todeszone...
Baltasar Kormakur (101 Reykjavik, Contraband) ist der Regisseur der
britisch-amerikanisch-isländischen Coproduktion "Everest" aus dem Jahr
2015. Er behandelt das tragische Unglück am höchsten Berg der Welt, das
sich am 10. und 11. Mai 1996 ereignete. Damals wurden mehr als 30
Bergsteiger bei dem Versuch, den Gipfel zu erreichen, von einem
gravierenden Wetterumschwung überrascht. Dabei kamen 5 Bergsteiger auf
der Südseite und 3 auf der Nordseite des Berges ums Leben. Auch vor
diesem Unglück forderte die Besteigung des 8848 Meter hohen Berges im
Himalaya immer wieder Todesopfer. Dennoch fand gerade dieses Unglück im
Jahr 1996 weltweite Medienbeachtung. Grund dafür waren einerseits die
Publikationen von Überlebenden in der Folgezeit, sowohl der
amerikanische Journalist Jon Krakauer, der Brite Matt Dickinson und der
kasachische Bergführer Anatoli Bukrejew haben Bücher dazu
veröffentlicht. Andererseits waren unter den Opfern Bergführer von
kommerziellen Expeditionen und genau diese gewinnbringenden
Abenteuer-Besteigungen wurden richtigerweise Ziel von massiven Kritiken.
Zwei dieser Organisationen, die die zunehmende
Attraktivität des Bergbesteigens sich zunutze machten, waren die
Adventure Consultans unter der Führung des neuseeländischen
Expeditionsleiters Rob Hall (Jason Clarke) und die Mountain Madess mit
Geschäftsführer und Expeditionsleiter Scott Fischer (Jake Gyllenhaal)
aus den Staaten. Diese organisieren führ ihre finanziell lukrativen
Kunden vom Einreisevisum über Sherpas und Bergführer bis hin zu den
Sauerstoff-Flaschen für die Besteigung und der Müllentsorgung am Berg
möglichst alles. So gestaltet sich die Besteigung der Kunden, oftmals
unerfahren, mit einem kalkulierbaren Risiko und maximalen
Erfolgschancen. Voraussetzung ist damit auch das bedingungslose
Vertrauen zu den Führern, da diese wissen müssen ab wann Lebensgefahr
droht. Und der Tod ist dennoch allgegenwärtig, denn das Wetter lässt
sich nicht genau vorausplanen, ausserdem tritt der Mensch ab einer
gewissen Höhe in die sogenannte Todeszone ein. Eine Höhe, in der der
Körper beginnt zu sterben. Somit ist man immer auf zusätzlichen
Sauerstoff angewiesen, um die Effekte dieser massiv dünnen Luft in
diesen Höhen zu kompensien, um den Aufstieg und Abstieg zu schaffen.
Dabei
hat Rob Hall (Jason Clarke) diesmal den populären Journalist Jon
Krakauer (Michael Kelly) im Auftrag der Reisezeitschrift "Outside" unter
den Kunden. Ausserdem der Pathologe Beck Weathers (Josh Brolin), dessen
Frau Peach (Robin Wright) und die Kinder (Stormur Jón Kormákur/Meg
Weathers) sich große Sorgen machen, dass er auch gesund zurückkehrt.
Ebenso besorgt ist Halls schwangere Frau Jan (Keira Knighley). Die
Japanerin Yasuko Namba (Naoko Mori) hat bereits sieben Achttausender
bestiegen, zum ganz großen Triumph fehlt ihr der Mount Everest. Auch
Doug Hansen (John Hawkes) ein Bostbote aus Renton gilt als versierter
Bergsteiger.
Im Basislager ist Helen Wilton (Emily
Watson) die Managerin und die Ärztin Dr. Caroline MacKenzie (Elizabeth
Debicki) kümmert sich um die Gesundheit und Fitness der Menschen.
Natürlich geht ohne die vielen Sherpas aus Nepal gar nichts. Irgendwann
im Laufe der Besteigung werden die beiden Unternehmen gemeinsam
weitermachen. Denn sowohl Hall als auch Fischer erkennen, dass der
Massentourismus auf den Gipfel zu lebensgefährlichem Chaos führen kann,
wenn die Temperatur unter 40 Grad minus fällt und das Sauerstoffniveau
um 60 % sinkt. Und dennoch sind es Menschen, die trotz der
Vorsichtsmaßnahmen, an diesem Unglückstag einige graviende Fehler
machen. Nun hängt plötzlich das Leben an einem seidenen Faden...
Kormakur äussert in seinem Film keine Kritik an diesem gefährlichen Abenteuerspielplatz. Er lässt den Zuschauer entscheiden bei der Meinungsbildung. Der isländische Filmemacher hält einfach die Kamera drauf und zeigt das Sterben auf dem Berg - sehr ungeschönt und erbarmungslos. Dabei gelingen ihm sehr eindrückliche Bilder. Dabei wirkt alles sehr realitätsnah. Vielleicht ist die Exposition am Anfang etwas zu lange geraten, aber die ist auch wichtig für die Vorstellung der Protagonisten. Wer einen Actionkracher wie "Vertical Limits" erwartet, ist vielleicht enttäuscht - aber dafür wird der interessierte Zuschauer mit einem Film entschädigt, der eindrücklich zeigt wie klein der Mensch ist angesichts der Naturgewalt. In dieser Hinsicht können sogar Parallelen zu einem der besten Bergsteigerfilme aller Zeiten gezogen werden: Dem legendären Stummfilm "Die weiße Hölle vom Piz Palü" von Arnold Fanck und Georg Wilhelm Pabst aus dem Jahr 1929 . Im Film wird auch öfter deutlich, dass die Männer mit jeder Minute, die sie höher aufsteigen, erschöpfter, aber zugleich zielstrebiger sind. Alle wollen es um jeden Preis schaffen. Du denkst nur noch daran, am Gipfel zu stehen. Wie du runterkommst oder ob du es überhaupt zurück schafft, dass bedenkt man in diesem Moment nicht mehr. .
Kormakur äussert in seinem Film keine Kritik an diesem gefährlichen Abenteuerspielplatz. Er lässt den Zuschauer entscheiden bei der Meinungsbildung. Der isländische Filmemacher hält einfach die Kamera drauf und zeigt das Sterben auf dem Berg - sehr ungeschönt und erbarmungslos. Dabei gelingen ihm sehr eindrückliche Bilder. Dabei wirkt alles sehr realitätsnah. Vielleicht ist die Exposition am Anfang etwas zu lange geraten, aber die ist auch wichtig für die Vorstellung der Protagonisten. Wer einen Actionkracher wie "Vertical Limits" erwartet, ist vielleicht enttäuscht - aber dafür wird der interessierte Zuschauer mit einem Film entschädigt, der eindrücklich zeigt wie klein der Mensch ist angesichts der Naturgewalt. In dieser Hinsicht können sogar Parallelen zu einem der besten Bergsteigerfilme aller Zeiten gezogen werden: Dem legendären Stummfilm "Die weiße Hölle vom Piz Palü" von Arnold Fanck und Georg Wilhelm Pabst aus dem Jahr 1929 . Im Film wird auch öfter deutlich, dass die Männer mit jeder Minute, die sie höher aufsteigen, erschöpfter, aber zugleich zielstrebiger sind. Alle wollen es um jeden Preis schaffen. Du denkst nur noch daran, am Gipfel zu stehen. Wie du runterkommst oder ob du es überhaupt zurück schafft, dass bedenkt man in diesem Moment nicht mehr. .
Jon Krakauer schrieb
später in seinem Buch "Das Schreckliche ist, dass diese Tragödie
absehbar war. Es waren keine richtigen Bergsteiger. Es ging ihnen nicht
ums Klettern, sondern darum, später auf Partys erzählen zu können: Ich
habe den Everest bestiegen".
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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