Mittwoch, 4. Oktober 2017

Ein kurzer Film über das Töten

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Krzystof Kieslowski

Das 5. Gebot...
 
Der Europäische Filmpreis (Felix) wurde erstmalig im Jahr 1988 verliehen. Überraschend gewann der polnische Regisseur Krzystof Kieslowski mit seinem Film "Ein kurzer Film über das Töten" den Hauptpreis als bester Film trotz der starken Konkurrenz aus Dänemark (Pelle, der Eroberer), Deutschland (Der Himmel über Berlin), Spanien (Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruchs) oder Frankreich (Auf Wiedersehen, Kinder).
Der Film ist die Langversion eines Teils seiner Kurzfilmreihe "Dekalog", die er zwischen 1988 und 1989 gedreht hatte. Die Geschichten basieren auf den zehn Geboten und spielen alle in oder in der Nähe eines Warschauer Hochhauses. Im Laufe der Zeit wurde die Reihe sehr populär und heute zählt sie mit zu den meistgefeierten Filmserien der Kinogeschichte.
Der Filmemacher schrieb gemeinsam mit Krzystof Piesiewicz die Drehbücher und für jeden dieser Film wurde ein anderer Kameramann verpflichtet. Bei dem 5. Gebot sorgte Slawomir Idziak (Drei Farben Blau, Black Hawk Down, Gattaca) für die Komposition der Bilder. Diese sind auch sehr eigenwillig, oft durchzieht ein grün- und orangefarbiger Schleier einen Teil des Bildes. Interessanterweise führt diese Verwendung von Farbfiltern zu einer seltsamen Unwirklichkeit - Realität in einem sonderbaren Schleier eingebettet.
Zwei der Dekalog Filme erhielten eine Langfassung. Neben "Ein kurzer Film über das Töten" auch "Ein kurzer Film über die Leibe". Stanley Kubrick war von Kieslowski begeistern, er bescheinigte den Filmen die große Qualität das Publikum zu fesseln und darüberhinaus die Geschichte so erforscht, was in dem Film los ist, statt sich nur einfach unterhalten zu lassen. Das eigene Innere wird nachhaltig berührt.
Dies kann ich nur bestätigen, die Geschichte über den jungen Mörder eines Taxifahrers, berührt und lässt so schnell nicht wieder los.
Leider starb der Filmemacher im Alter von nur 54 Jahren am 13. März 1996 an einem Herzinfarkt während einer Herzoperation.
Das 5. Gebot heißt "Du sollst nicht töten" und dementsprechend wird genau dies in dem aufwühlenden polnischen Film zum beklemmenden Thema.
Dabei kreuzen sich die Lebensgeschichten von drei sehr unterschiedlichen Männern schicksalshaft. Ort des Geschehens ist Warschau. Der Zuschauer wird in die triste Welt der Plattenbauten geführt, ebenso wird er Zeuge der Ereignisse eines bestimmten Tages in der Warschauer Altstadt und später in einem abgelegenen Vorort.
Einer deiser Männer ist der nicht sonderlich sympathische Taxifahrer Waldemar Rekowski (Jan Tesarz). Er ist nicht besonders freundlich zu seinen Nachbarn und auch seine potentiellen Fahrgäste stößt er manchmal vor den Kopf mit seiner rohen Art. Er starrt gerne jungen Frauen nach, gibt auch auch schon mal einem hungrigen Hund auf der Straße etwas von seinem belegten Brot ab. Ob die Wohngegend ihn auch geprägt hat ? Jedenfalls wohnt er einem nicht sehr einladenden Hochhaus. In der ersten Einstellung sieht man dort an einer Tür eine erhängte Katze. Ein schreckliches Bild einer Tierquälerei, die letzte Szene des Films wird an dieses Bild erinnern. Denn am Ende dieser tragischen Geschichte wird ein Mörder erhängt.
Der 21jährige Herumtreiber Jacek Lazar (Miroslaw Baka) wird an diesem Tag zu diesem Mörder. Er irrt ziellos durch die Straßen von Warschau und scheint Freude daran zu haben seinen Mitmenschen Schaden zuzufügen. In einer Toilette wirft einer einen Fremden in das Urinal einer öffentlichen Toilette, Kurz zuvor spielt er auf einer Autobahnbrücke mit dem Gedanken Steine hinunterzuwerfen um Unfälle bei den Autofahrern hervorzuprovozieren.
In einem Cafe in der Altstadt sitzt er später an einem Tisch und ist immer mehr angespannt. Er hat ein Seil und einen Stock bei sich, man hat das Gefühl er würde diese beiden Gegenstände gerne als eine Waffe einsetzen. Zuvor hat er bei einem Fotografen das Bild eines Mädchens an ihrem Kommunionstag zur Vergrößerung abgegeben. Das Bild weißt große Verschleißerscheinungen auf, dennoch besteht Jacek auf die Vergrößerung dieses ihm sehr wichtigen Bildes.
Jacek wird irgendwann im Laufe des Tages in das freie Taxi von Waldemar Rekowksi einsteigen und ihn an einem abgelegen Ort in der Nähe der Hauptstadt brutal ermorden.
Im Cafe in der Altstadt sitzt auch der junge und idealistische Anwalt Piotr Balicki (Krzystof Globisz), ein Gegner der Todesstrafe. Er feiert gerade mit seiner Freundin seine kurz zuvor bestandene Prüfung als Rechtsanwalt.
Das Schicksal will es, dass Balicki den Angeklagten Jacek vor Gericht verteidigen wird und ein Plädoyer gegen die Todesstrafe hält. Doch trotz seiner Überzeugungskraft ist das Gericht der Auffassung, dass der Mörder Jacek sterben muss.
Im letzten Drittel des Films bereitet der Henker seine Arbeit vor und Jacek wird ein letztes Gespräch mit seinem Verteidiger gewährt. Am Ende steht der Akt des Tötens...




Wahrlich keine leichte Kost dieser düstere Film. Beide Tötungsszenen - der Mord und die staatlich angeordnete Tötung - sind sich sehr ähnlich. Es braucht sehr viel Dynamik, Mühe und Gewalt um Leben zu nehmen. Immer wieder wird der Zuschauer damit konfrontiert, zu was für Greueltaten die Menschen in der Lage sind. Angefangen von der strangulierten Katze in der Anfangsszene, hin zur quälend langen Einstellung der Tötung des Taxifahrers, der noch in den letzten Sekunden, bittet und fleht. Danach die Vollstreckung. Auch der Mörder kämpft noch am Ende verzweifelt darum sein Leben behalten zu können.
Ein schonungsloser Film und vielleicht Kieslowskis bester Film überhaupt.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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