Regie: Martin Scorsese
30 Jahre Gangsterleben...
"Solange ich denken kann, wollte ich immer Gangster werden" - dies
ist der Leitspruch des Halbitalieners Henry Hill. Als Junge,
aufgewachsen in den 50ern Jahren in Brooklyn, ist er total fasziniert
von Leben der lokalen Mafiagrößen und von ihrem Lebensstil. Martin
Scorsese kehrte mit dem Film "Good Fellas" in die verschworene Welt der
Mobster zurück, die er bereits mit seinem 1973 inszenierten
"Hexenkessel" betrat. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit und
zeigt Aufstieg und Fall einer Gangstertruppe, die der Cosa Nostra
angehören.
Bei der Oscarverleihung zählten neben dem späteren Gewinner "Der
mit dem Wolf tanzt" auch zwei Mafiaepen zu den Favoriten. Der eine war
der langersehnte dritte Teil des Paten, der zweite Martin Scorseses
nüchterner, aber ebenso spannender Verwandter. Insgesamt 6 Nominierungen
fielen ab: Bester Film, beste Regie, beste Nebendarstellerin Lorraine
Braco, Bester Nebendarsteller Joe Pesci, bester schnitt und bestes
Drehbuch. Aber lediglich Joe Pesci war siegreich. Und dies völlig
berechtigt, denn auch wenn Robert de Niro wie gewohnt brilliant den
Gangster gibt, ist es doch Pescis Figur Tommy, die beinahe allen die
Schau stielt. Pesci ist geradezu überwältigend als haltloser Psychopath,
dessen großes Ziel es ist bei den ganz Oberen der Familie aufgenommen
zu werden.
Erzählt wird aber vor allem die Geschichte von Henry Hill. Schon
als 11jähriger Halbitaliener (Christopher Serrone) träumt er von einer
Karriere als Krimineller. Er bricht die Schule ab und verschafft sich
erste Botengänge bei der Lucchese Familie und wird tatsächlich von ihrem
Kopf Paulie Cicero (Paul Sorvino) protegiert. So beginnt sein Aufstieg
bei der Mafia. Er lernt dabei auch sein Idol Jimmy the Gent Conway
(Robert de Niro) kennen, der zu seinem besten Freund und Mentor wird.
Natürlich wird der Youngster irgendwann erwischt, doch er hält dicht und
verrät keinen der Familie. Damit ist der Grundstein gelegt ein
erfolgreicher Mobster zu werden, integriert in eine einflussreiche
Gangsterfamilie, die mit ihrem Feinden keine Gnade walten lässt. 10
Jahre später ist aus dem pfiffigen Jungen ein rücksichtsloser Gangster
(Ray Liotta) geworden. Neben Jimmy ist auch der durchgeknallte Tommy
DeVito (Joe Pesci) sein Freund, der immer wieder von Null auf Hundert
fiese Wutausbrüche bekommt, die ihn für seine Umbebung unberechenbar
machen. Geld haben die Jungs immer. Kein Wunder, denn sie finanzieren
sich mit lukrativen Diebstählen, Einbrüchen und mit effektiven
Schutzgelderpressungen. Durch Tommy lernt Henry auch seine spätere Frau
Karen (Lorraine Braco) kennen. Ein attraktives jüdisches Mädchen aus gut
bürgerlichem Hause, die aber auch fasziniert ist vom Lebensstil ihres
Mannes und deshalb im Laufe der Jahre auch zu einer gewissen Komplizin
ihres Mannes wird. Am Ende der Geschichte steht aber der tiefe Fall von
Henrys Gangstertum und damit auch der Bruch mit der "Familie"...
Kameramann Michael Ballhaus begeistert mit einer nüchternen Optik
und zeigt durchweg gelungene Bilder der verschiedenen Dekaden,
angefangen von den 50s bis hin zu den 80ern. Somit ist auch der
Soundtrack ein buntes chronologisches Panorama geworden und Scoreses
gelingt es fast zweieinhalb Stunden Spannung und Faszination auf hoher
Stufe zu halten. "Good Fellas" gilt inzwischen als einer der besten
Filme von Martin Scorsese. Das American Film Institute wählte Scorseses
Maifaepos sowohl 1998 als auch 2007 in die Liste der 100 besten
amerikanischen Filme aller Zeiten. Bei den Filmfans steht "Good Fellas"
fast genauso hoch im Kurs wie "Taxi Driver" oder "Raging Bull".
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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