Dienstag, 13. Februar 2018
God´s own Country
Regie: Francis Lee
Liebe auf dem Bauernhof...
"Sight and Sound" listet die britische Gay-Lovestory "God´s own Country" unter die besten Filme des Jahres 2017. Damit wird dem Independentfilm von Regisseur Francis Lee eine große aber auch verdiente Ehre zu Teil. Sein Film spielt in der wilden und wunderschönen Landschaft von Yorkshire und der junge Nachwuchsschauspieler Josh O´Connor übernahm dabei die Hauptrolle des etwas mürrischen und homosexuellen Schafzüchters Johnny Saxby. Der Regisseur wollte soviel Authentizität wie möglich und so bereitete sich der Akteur auf seine Rolle vor, indem er auf verschiedenen Bauernhöfen wochenlang mitarbeitete. Diese Arbeiten umfassten auch die Ablammung und das Trockenmauern - dies war auch im Drehbuch vorgesehen. Die Arbeit auf dem Bauernhof begeisterte ihn so sehr, dass er auch nach den Dreharbeiten weiterhin guten Kontakt zu diesen Bauern pflegt, die er kennenlernte.
"God´s own Country" wirkt sehr echt und nie aufgesetzt - kein Wunder, denn der Regisseur wuchs selbst auf einem Bauernhof auf. Möglicherweise hat er persönliche Erlebnisse in diese Geschichte eingebaut - er konnte damit auch eine Nominierung als bester britischer Film bei den British Film Awards gewinnen. Bei den British Independent Awards lief es noch besser. Von den insgesamt 9 nominierungen konnte der Film den Hauptpreis Bester Film erringen - auch Hauptdarsteller O´Connor wurde ausgezeichnet, genauso wie das Drehbuch, dass Francis Lee schrieb.
Der Film macht gar nicht soviel Worte und aufgrund der betörenden wie herben Landschaftsbildern kann man "God´s own Country" auch als einen echten Bilderfilm bezeichnen. Vergleiche zum populären Gay NeoWestern "Brokeback Mountain" können gezogen werden, jedoch ist "God´s own Country" viel bodenständiger und auch etwas versöhnlicher mit den schwulen Kerlen. Denn sie werden von ihrer homophoben Umgebung nicht zu passiven Opfern der Anpassung, sondern irgendwann kämpft der Bauernjunge sehr robust und beherzt für sein Glück. Mich hat der britische Film an den deutschen Verwandten "Stadt Land Fluß" von Benjamin Cantu erinnert. Dieser 2011 gedrehte Film setzt auch auf das Thema "Schwule Liebe auf dem Bauernhof" und wirkt ähnlich authentisch. Nur die Protagonisten sind jünger und erfahren ihre erste Liebe. In Francis Lees Film haben die beiden Männer schon reichlich - auch eher bittere - Erfahrungen hinter sich.
Sex holt sich der junge Johnny (Josh O´Connor) meistens an anonymen Orten. Auf der Toilette im Pub mit einem Studenten (John McCrae) oder auf Auktionen, bei denen Tiere verkauft werden. Dort hat er einem Typen (Harry Lister Smith) sein Interesse signalisiert und kurze Zeit später treffen sie sich im Stall zu einem Quickie. Glücklich ist Johnny dabei aber nicht. Er würde gerne aus seinem Alltag auf dem Bauernhof ausbrechen. Seine Mom ist früh gestorben und für seinen Dad (Ian Hart) ist die Arbeit nach einem Schlaganfall sehr schwierig geworden. So bleibt alles an dem Jungen hängen. Jeder Tag gestaltet sich gleich. Harte Arbeit, die Oma (Gemma Jones) kocht für die Männer und ist genauso schweigsam wie Johnnys Vater.
Immerhin hat der Vater entschieden, dass für die die nächsten Tage ein rumänischer Leiharbeiter (Alec Secareanu) auf dem Hof mitarbeiten soll. Das passt Johnny gar nicht - er zeigt sich dem Fremden, der Gheorge heißt, zuerst sehr abweisend. Er beschimpft den Ausländer als Zigeuner, doch die beiden kommen sich näher...
Gerade dadurch, dass vieles gar nicht ausgesprochen wird, macht die Geschichte noch viel interessanter. Vieles bleibt auch ungesagt, aber der Zuschauer versteht dennoch - wie auch die Protagonisten. Dabei wirkt die Natur machmal sogar etwas magisch, wie wenn sie ein bisschen Einfluss auf das Schicksal der Menschen in ihrer Umgebung haben könnte. Gute Darstellerleistungen sind gegeben, der Film wurde in Yorkshire gedreht. Diese Landschaft hatte bereits der englischen Schriftstellerin Emily Bronte als Kulisse für den weltberühmten Roman "Wuthering Heights" gedient.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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