Regie: Mohammad Rasoulof
Die Familie des Ermittlungsrichters....
Mohammad Rasoulofs Politfilm "Die Saat des heiligen Feigenbaums" ist eine deutsch-französische Coproduktion und wurde von Deutschland ins Oscarrennen um den besten ausländischen Film ins Rennen geschickt - dort gelang es auch eine Nominierung zu erhalten. Der Titel spielt metaphorisch auf eine Feigenart an, die sich an anderen Bäumen festklammert und sie schließlich erstickt, was als Symbol für das theokratische System im Iran interpretiert wird. Aufgrund der politischen Lage in der Islamischen Republik Iran war sein Wirken in hohem Maße eingeschränkt. Rasulof lebte in Teheran und in Hamburg. Im Juli 2022 wurde er in Iran festgenommen und im Mai 2024 zu acht Jahren Haft und Peitschenhieben verurteilt. Daraufhin floh er aus Iran - inzwischen lebt er im Exil, wahrscheinlich in Deutschland. Mohammad Rasoulof hatte in der Vergangenheit mit seinen Filmen wiederholt gegen iranische Zensurbestimmungen verstoßen. 2020 gewann sein Film "There Is No Evil“ den Hauptpreis der 70. Internationalen Filmfestspiele Berlin, der in seiner Abwesenheit verliehen wurde. Rasoulof sollte ursprünglich 2023 als Jurymitglied der Sektion "Un Certain Regard“ an den Filmfestspielen von Cannes teilnehmen. Er wurde jedoch im Juli 2022 verhaftet, nachdem er das Vorgehen der Regierung gegen Demonstranten in der südwestlichen Stadt Abadan nach einem tödlichen Gebäudeeinsturz kritisiert hatte. Iman (Missagh Zareh), ein engagierter und ehrlicher Anwalt, lebt mit seiner Frau Najmeh (Soheila Golestani) und ihren beiden Töchtern Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) zusammen. Iman wurde kürzlich zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran ernannt. Die Position bringt ihm ein höheres Gehalt und eine größere Wohnung für seine Familie ein, die sich seine Frau wünscht. Als sich die landesweiten politischen Proteste gegen die autoritäre Regierung ausbreiten, erfährt Iman, dass er nicht dafür eingestellt wurde, seine juristische Expertise in Ermittlungen einzusetzen. Von ihm wird erwartet, dass er die ihm von seinen Vorgesetzten vorgelegten Urteile, darunter auch Todesurteile, ohne Prüfung der Beweise billigt. Er erfährt, dass sein Vorgänger wegen dieser Weigerung entlassen wurde. Die Position verpflichtet Iman zur Anonymität. Iman wird angewiesen, Informationen vor Freunden und Familie geheim zu halten, die ihm als Druckmittel zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Regierung stellt Iman zum Schutz seiner Familie eine Pistole zur Verfügung, doch er ist völlig unvorbereitet im Umgang mit der Waffe und versäumt es, sie ordnungsgemäß in einem sicheren Fach im Haus aufzubewahren. Als Sadaf (Niousha Akhshi), eine gute Freundin von Rezvan, während einer Demonstration gegen die Hijab-Pflicht auf offener Straße ins Gesicht geschossen wird, leisten Najmeh und ihre Töchter in ihrer Wohnung Erste Hilfe. Sie beschließen, den Vorfall vor Iman geheim zu halten. Kurze Zeit später wird Sadaf verhaftet. Najmeh, die ebenso gläubig ist wie Iman, rät ihren Töchtern, sich von ihren revolutionären Freunden fernzuhalten, was die Familie belastet. Als sich die landesweiten politischen Proteste verschärfen, wird Iman misstrauisch und paranoid. Die Proteste zwingen ihn, täglich mehrere hundert Urteile zu unterschreiben. Währenddessen verfolgen Rezvan und Sana die Proteste entsetzt in den sozialen Medien. Rezvan rebelliert schließlich beim Abendessen gegen ihren Vater, woraufhin Iman sie für ihr feministisches Empfinden beschimpft, das er als feindliche Propaganda abtut. Gleichzeitig verschwindet Imans Pistole auf mysteriöse Weise, und er wird misstrauisch. Er glaubt, jemand aus seiner Familie habe sie genommen und belüge ihn. Er zwingt seine beiden Töchter und seine Frau, sich mit einem Kollegen, Alireza, zum Verhör zu treffen. Iman rechtfertigt diese Behandlung damit, dass er sich zu Hause nicht mehr sicher fühle, da er seiner Familie nicht mehr vertrauen könne. Es ist ein Verhör, dass man "Therapiesitzung" nennt...
Die Geschichte, die der Filmemacher erzählt beginnt als politisches und häusliches Drama, wird dann immer paranoider und am Ende eskaliert dann alles in etwas übertrieben Verrücktes. Ein Film über Theokratie und auch über Frauenfeindlichkeit, die erst gegen Ende der Handlung voll zum Tragen kommt. Da hat der Mann das Sagen. Ein Konflikt zwischen Traditionen und zwischen Fortschritt. Neben der begehrten Oscarnominierung konnte der Film auch eine Golden Globe Nominierung und mehrere Preise in Cannes gewinnen. Bei der Vergabe des europäischen Filmpreises erhielt Rasoulof für den Film, die Regie und das Drehbuch insgesamt drei Nominierung, welche aber nicht zum Sieg führten. Beim deutschen Filmpreis konnte sich aber Hauptdarsteller Misagh Zare als Sieger in der Kategorie "Bester Schauspieler" durchsetzen - aussserdem erhielt der Film das Filmband in Silber.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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