Regie: Antonio Roman und Mario Bava
Ein Fremder kommt vorbei...
"Nebraska Jim ist der zweite von drei Western, die Mario Bavo in seiner aktiven Zeit als Regisseur schuf. Leider kann Bavas inszenatorische Einzigartigkeit durch die dramaturgische Gewichtung seiner Wildwestfilme in keinem dieser drei Werke zur vollen Entfaltung kommn. Es war auch kein Geheimnis, dass der epochenprägende Meister des Horrors keinen besonderen Bezug zum Western hatte. So muten "Der Ritt nach Alamo" und auch "Nebraska Jim" eher wie klassische US-Western an. Jedoch ist bei beiden Filmen die starke Bildqualität hervorzuheben - dies ist sicherlich nicht nur die gute Arbeit von Kameramann Guglielmo Mancori, hier zeigt sich auch der Einfluss von Bava selbst, der als Kameramann seine Karriere beim Film begann und das Handwerk von seinem Vater Eugenio lernte. "Nebraska Jim" entstand 1966. Nach dem finanziellen Erfolg von Für eine Handvoll Dollar (1964) in Italien wurden mehrere Western-Drehbücher basierend auf zuvor zurückgestellten Romanen von Karl May in Produktion genommen. Diese Filme mit Figuren wie Django, Ringo und Sartana wurden als Spaghetti-Western bekannt. Mit dem Erfolg von Duccio Tessaris Ringo-Filmen von 1965 (Eine Pistole für Ringo und Ringo kommt heim) wurde eine Welle von Filmen mit dem Namen "Ringo“ im Titel veröffentlicht. Zwischen 1965 und 1972 wurden fast 30 Filme gedreht, darunter "Hunderttausend Dollar für Ringo" und "Ringo mit dem goldenen Colt". Diese Filme hatten kaum eine Verbindung zu den beiden Originalfilmen und wurden so benannt, um von deren Popularität dieser Filmfiguren zu profitieren. "Nebraska Dollars" - so der Internationale Filmtitel - ist einer dieser Filme, sein ursprünglicher italienischer Titel lautet" Ringo del Nebraska"; Der Name des Protagonisten wurde durch nachträgliche Synchronisation in "Nebraska Jim" geändert Die Regiearbeit teilte sich Bava mit Antonio Román. Der Film erzählt die Geschichte eines Herumtreibers, der ein Bauernpaar vor einem skrupellosen Landbesitzer beschützt. Die an der Produktion Beteiligten stritten darüber, wie stark Mario Bava wirklich Regie führte. Schauspieler Renato Rossini gab an, sich nicht daran erinnern zu können, dass Bava am Set anwesend war. Bavas Sohn Lamberto, der als Regieassistent fungierte, erinnerte sich, dass sein Vater lediglich für die Erstellung von Matte Paintings engagiert wurde. Bava-Biograf Tim Lucas diskutierte die Frage auf Grundlage dieser Erinnerungen, während der Filmhistoriker Troy Howarth sogar behauptete, Bava habe 99 % des Films inszeniert und auch geschnitten. Zumindest ist optisch seine Handschrift leicht zu erkennen. Drei Banditen verwunden einen Viehhüter tödlich auf der Ranch von Marthy Hillman (Alfonso Royas) in New Mexico. Marthy lebt mit seiner Frau Kay (Yvonne Bastien) auf der Farm, mit der er sich häufig streitet: Das Paar versteckt Geld und ist von einem zwielichtigen Mann namens Bill Carter (Peter Carter) und seinen Männern verfolgt. Als eines Tages der junge Cowboy Nebraska Jim (Ken Clark) auf ihrem Grundstück auftaucht, sind beide fasziniert: Marthy von seinem Geschick mit dem Gewehr und Kay von seinem rauen, aber herzlichen Charme. Ringo Nebraska willigt ein, auf der Farm zu bleiben und für sie zu arbeiten. Bei einem Ausflug entdecken Marthy und Ringo die Leiche des ermordeten Wächters und beschließen, in die Stadt zu gehen. Im Saloon erzählen sie Sheriff Bert (Charles Lawrence) alles, der entschlossen ist, mit Doktor Parson (Paco Sanz) eine Partie Schach zu spielen, und beschuldigen Carter, der mit seinen Handlangern an einem Tisch sitzt, offen. Während die drei Angeklagten, die den Wächter tätlich angegriffen haben, ins Gefängnis kommen und Marthy den Papierkram mit dem Sheriff erledigt, streiten Carter und Ringo im Saloon. Später, nach Marthys Rückkehr, beschließen er und Ringo, zur Ranch zurückzukehren. Doch unterwegs schießt ein Scharfschütze auf Ringos Pferd und verwundet Marthy. Inzwischen musste der Sheriff die drei Handlanger freilassen, da Carter Zeugen gefunden hatte. Unmittelbar danach begibt sich der Sheriff zur Hillman-Ranch, wird jedoch genau an der Stelle ermordet, an der Ringo und Marthy erschossen wurden. Der Saloonbesitzer Brack (Anthony Gradwell) wird neuer Sheriff und reist mit Carters Gang zur Ranch. Alles scheint gegen Nebraska Him zu laufen, der wegen des Mordes an dem Sheriff gesucht wird. Er kehrt unterdessen zur Farm zurück, wo Kay ihm alles erzählt und ihn, immer verliebter, leidenschaftlich küsst. Dann beschließt er, Carters Männer aufzuspüren und sie zum Reden zu bringen...
Gut zur Handlung passt die Filmmusik von Nino Oliveira. Die Songs "Quando muore il sole" von Vittorio Bezzi und "4x4" von Nora Orlandi sind gut gewählt. Ausgangslage der Geschichte ist die oft verwendete Konstellation eines Fremden, der zufällig vorbei kommt und in einen existenziellen Kampf zwischen zwei Parteien verwickelt wird. Mit diesem Grundgerüst kommen aber auch einige Abweichungen vor, die den Film ein bisschen eigenständiger machen. Die Figuren sind etwas widersprüchlich, nicht sehr schnell zu durchschauen. Das hebt "Nebraska Jim" schon leicht über den Durchschnitt im Bereich der Spaghetti Western.
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