Regie: Michael Kalatosow
Verloren im Ewigen Eis....
Der italienische Luftschiffpionier und General Umberto Nobile
(Peter Finch) wurde durch seine Polarfahrten mit dem Luftschiff
weltberühmt. Die erste Polarfahrt fand am 12. Mai 1926 im Luftschiff
Norge gemeinsam mit Roald Amundsen (Sean Connery) statt. Damit waren die
beiden die ersten Menschen, die den Nordpol zweifelsfrei erreicht
haben. Die italienisch-russische Coproduktion "Das rote Zelt" des
Regisseurs Michail Kalatosow (bekannt durch "Die Kraniche ziehen")
befasst sich vor allem mit der zweiten Fahrt zum Nordpol, die er ohne
Amundsen unternahm. Am 23. Mai 1928 startete er mit dem Luftschiff
Italia von Spitzbergen aus, er fuhr am 24. Mai über den Pol. Doch auf
dem Rückflug am 25. Mai stürzte die Italia mit 16 Besatzungsmitgliedern
vom Nordpol in der Nähe von Spitzbergen ab, wobei die Gondel mit Nobile
selbst und neuen seiner Expeditionsmitgliedern sowie einem kleinen Hund
auf das Eis krachte. Beim Schleudern aufs Eis verlor einer das Leben,
andere wurden zum Teil schwer verletzt. Das Luftschiff selbst - durch
den Absturz der Gondel - um ein Vielfaches erleichert stieg mit sechs an
Bord verbliebenen Männern rasch wieder auf. Man fand aber nie wieder
eine Spur von ihnen. Zum Glück hatte Nobile vor dem Start ein kleines
Kurzwellenfunkgerät für den Wellenbereich 30 bis 50 m im Luftschiff
deponiert. Dies war Glück im Unglück, denn mit Hilfe dieses Geräts
gelnag es dem italienischen Funker Biagi (Mario Adorf) Notrufe
abzusetzen. Tagelang hatte dies aber kein Erfolg, erst am 2. Juni 1928
empfing der russische Funkamateur Nikolai Reinhold Schmidt den SOS-Ruf
der Nobile-Expedition. Die Rettungskaktionen wurden daraufhin verstärkt.
"Das rote Zelt" ist ein klassischer
Abenteuerfilm, der sich die Individualität leistet seine Geschichte als
sonderbare Rückblende zu erzählen. Der alte Nobile kann nachts nie
richtig schlafen, denn immer noch plagen ihn die Schuldgefühle - obwohl
die Katastrophe am Nordpol Jahrzehnte her ist. Er wurde anfangs sehr
angefeindet, weil man ihm vorwarf, dass er für den Absturz des
Luftschiffs verantworlich war und dass er sich als Expeditionsleiter
zuerst von dem schwedischen Piloten Lundborg (Hardy Krüger) retten ließ.
Eigentlich war dieser von der Krankenschwester Valeria (Claudia
Cardinale) engagiert worden, deren Freund Finn Malmgren (Eduard
Marzewitsch), einer der Teilnehmer der Expedition, zu suchen und zu
finden. Nobile flog als erster - gemeinsam mit dem Hund - mit dem
Flieger in Richtung Zivilisation, da dieser den strikten Befehl hatte
zuerst Nobile zu retten. Valeria konnte auch Roald Amundsen für die
Rettungsaktion gewinnen, doch dieser kam dabei ums Leben. Und heute -
wie in so vielen anderen Nächten - bekommt Nobile imaginären Besuch von
den damaligen Wegbegleitern, manche von ihnen überlebten die Katastrophe
nicht. So mutet dieser in der Phantasie sich abspielende Schauprozess
mitunter sogar wie eine Totenmesse an.
Die Action ist nie vordergründig,
was der Geschichte sehr große Authentizität verleiht. Der
interessanteste Aspekt an dieser Form der Erzählung ist dabei aber, dass
der Regisseur sich auch mit individueller Schuld, vor allem aber dem
Problem, von ihr aufgefressen zu werden, befasst. Denn die Hauptfigur
Nobile kann sich selbst nach vielen, vielen Jahren immer noch nicht
vergeben und leidet darum noch Jahrzehnte nach dem Ereignis unter dessen
Ausgang. Am Ende könnte sich aber eine Versöhnung mit sich selbst
andeuten, eine Art Vergebung. Denn der Film beleuchtet beim Thema Schuld
einige Facetten, er stellt auch die Frage welche Qualitäten ein
Anführer haben muss und wo er sich von seinen direkten Untergebenen
vielleicht unterscheiden muss. Insgesamt gefiel mir "Das rote Zelt"
trotz einer gewissen Old School Machart sehr gut - der Film lässt sich
Zeit seine Geschichte und deren Auswirkungen zu entfalten. Für die Musik
war Ennio Morricone verantwortlich - perfekt passend zu diesem roten
Zelt inmitten vom ewigen Eis.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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