Samstag, 20. Dezember 2014

Das rote Zelt


























Regie: Michael Kalatosow

Verloren im Ewigen Eis....

Der italienische Luftschiffpionier und General Umberto Nobile (Peter Finch) wurde durch seine Polarfahrten mit dem Luftschiff weltberühmt. Die erste Polarfahrt fand am 12. Mai 1926 im Luftschiff Norge gemeinsam mit Roald Amundsen (Sean Connery) statt. Damit waren die beiden die ersten Menschen, die den Nordpol zweifelsfrei erreicht haben.  Die italienisch-russische Coproduktion "Das rote Zelt" des Regisseurs Michail Kalatosow (bekannt durch "Die Kraniche ziehen") befasst sich vor allem mit der zweiten Fahrt zum Nordpol, die er ohne Amundsen unternahm. Am 23. Mai 1928 startete er mit dem Luftschiff Italia von Spitzbergen aus, er fuhr am 24. Mai über den Pol. Doch auf dem Rückflug am 25. Mai stürzte die Italia mit 16 Besatzungsmitgliedern vom Nordpol in der Nähe von Spitzbergen ab, wobei die Gondel mit Nobile selbst und neuen seiner Expeditionsmitgliedern sowie einem kleinen Hund auf das Eis krachte. Beim Schleudern aufs Eis verlor einer das Leben, andere wurden zum Teil schwer verletzt. Das Luftschiff selbst - durch den Absturz der Gondel - um ein Vielfaches erleichert stieg mit sechs an Bord verbliebenen Männern rasch wieder auf. Man fand aber nie wieder eine Spur von ihnen. Zum Glück hatte Nobile vor dem Start ein kleines Kurzwellenfunkgerät für den Wellenbereich 30 bis 50 m im Luftschiff deponiert. Dies war Glück im Unglück, denn mit Hilfe dieses Geräts gelnag es dem italienischen Funker Biagi (Mario Adorf) Notrufe abzusetzen. Tagelang hatte dies aber kein Erfolg, erst am 2. Juni 1928 empfing der russische Funkamateur Nikolai Reinhold Schmidt den SOS-Ruf der Nobile-Expedition. Die Rettungskaktionen wurden daraufhin verstärkt.
"Das rote Zelt" ist ein klassischer Abenteuerfilm, der sich die Individualität leistet seine Geschichte als sonderbare Rückblende zu erzählen. Der alte Nobile kann nachts nie richtig schlafen, denn immer noch plagen ihn die Schuldgefühle - obwohl die Katastrophe am Nordpol Jahrzehnte her ist. Er wurde anfangs sehr angefeindet, weil man ihm vorwarf, dass er für den Absturz des Luftschiffs verantworlich war und dass er sich als Expeditionsleiter zuerst von dem schwedischen Piloten Lundborg (Hardy Krüger) retten ließ. Eigentlich war dieser von der Krankenschwester Valeria (Claudia Cardinale) engagiert worden, deren Freund Finn Malmgren (Eduard Marzewitsch), einer der Teilnehmer der Expedition, zu suchen und zu finden. Nobile flog als erster - gemeinsam mit dem Hund - mit dem Flieger in Richtung Zivilisation, da dieser den strikten Befehl hatte zuerst Nobile zu retten. Valeria konnte auch Roald Amundsen für die Rettungsaktion gewinnen, doch dieser kam dabei ums Leben. Und heute - wie in so vielen anderen Nächten - bekommt Nobile imaginären Besuch von den damaligen Wegbegleitern, manche von ihnen überlebten die Katastrophe nicht. So mutet dieser in der Phantasie sich abspielende Schauprozess mitunter sogar wie eine Totenmesse an.



 Die Action ist nie vordergründig, was der Geschichte sehr große Authentizität verleiht. Der interessanteste Aspekt an dieser Form der Erzählung ist dabei aber, dass der Regisseur sich auch mit individueller Schuld, vor allem aber dem Problem, von ihr aufgefressen zu werden, befasst. Denn die Hauptfigur Nobile kann sich selbst nach vielen, vielen Jahren immer noch nicht vergeben und leidet darum noch Jahrzehnte nach dem Ereignis unter dessen Ausgang. Am Ende könnte sich aber eine Versöhnung mit sich selbst andeuten, eine Art Vergebung. Denn der Film beleuchtet beim Thema Schuld einige Facetten, er stellt auch die Frage welche Qualitäten ein Anführer haben muss und wo er sich von seinen direkten Untergebenen vielleicht unterscheiden muss. Insgesamt gefiel mir "Das rote Zelt" trotz einer gewissen Old School Machart sehr gut - der Film lässt sich Zeit seine Geschichte und deren Auswirkungen zu entfalten. Für die Musik war Ennio Morricone verantwortlich - perfekt passend zu diesem roten Zelt inmitten vom ewigen Eis.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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