Donnerstag, 25. Dezember 2014

Alfie - der Verführer lässt schön grüßen





















Regie: Lewis Gilbert

Süchtig und entwurzelt...

Michael Caine ist auf alle Fälle ein sehr charismatischer Schauspieler und obwohl er im Jahr 2011 seinen Rücktritt vom Filmgeschäft bekannt gab, ist er im neuen Christopher Nolan Film "Interstellar" wieder zurückgekehrt. Der 1933 geborene Brite erhielt zweimal den begehrten Oscar: Im Jahr 1987 für "Hannah und ihre Schwestern" und 2001 für "Gottes Werk und Teufels Beitrag". Darüberhinaus wurde er mehrfach nominiert. Seine besten Arbeiten sind meines Erachtens die Filme aus den 60ern und 70ern. Gerade die britischen Arbeiten wie "Zulu", "Jack rechnet ab", "Ipcress" oder "Italien Job" sind inzwischen als Meisterwerke anerkannt. Auch "Alfie" aus dem Jahr 1966 gehört dazu, der fünffach für den Oscar nominiert wurde (Bester Film, Caine selbst, Vivien Merchant, bestes adaptiertes Drehbuch und Filmsong) , aber gegen Zinnemanns "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" und Mike Nichols "Wer hat Angst vor Virginia Wolf ?" keine Chance hatte. Der Film handelt von dem Streuner Alfie (Michael Caine), der als Londoner Vorstadt Casanova das Leben genießt. Dabei ist die Sexualität und die Eroberung von möglichst vielen Frauen ein Hobby, dem er sich jeden Tag mit großer Begeisterung widmet. Die erste Szene führt den Zuschauer in eine dunkle Ecke in der Nähe der Themse, dort streunt nicht nur ein kleiner Hund durchs Gebiet, sondern es ist auch ein Wagen dort abgestellt und die Fenster sind arg beschlagen. Was an Action liegt, die gerade im Innern des Autos abläuft. Alfie und Siddie (Millicent Martin), eine verheiratete Frau, amüsieren sich prächtig, dann steigt Alfie aus dem Wagen, läuft um ihn herum und dieser lasterhafte Antiheld wendet sich direkt an den Zuschauer und stellt sich vor. Siddie ist ihn auf jeden Fall inzwischen zu gefährlich geworden, denn die verheirate Frau beginnt darüberhinaus auch noch Zuneigung für ihn zu empfinden. Ein Fehler, denn Alfie will zwar das totale Vergnügen, aber auf keinen Fall eine weitergehende emotionale Bindung. Er wird sich nicht mehr mit ihr treffen, auch wenn er ihr sagt, dass er sich bereits aufs nächste Date mit ihr freut. Gilda (Julia Foster) mag er vor allem dafür, dass sie nie Besitzansprüche stellt und die ist plötzlich von ihm schwanger. Eine Nachricht, die zuerst mal Panik und Schock auslöst, denn sie riecht nach Verantwortung und genau dies ist ein Fremdwort für Alfie. Dennoch freut er sich auf die Geburt seines Sohnes und manchmal geht er sogar ein bisschen in seiner Vaterrolle auf. Doch vor der letzten Konsequenz Gilda auch zu heiraten und so als Familie aufzutreten, scheut er sich. Statdessen lässt er es zu, dass die junge Frau ihren Verehrer Humphrey (Graham Stark). Eine Ärztin diagnostiziert bei Alfie eine Tuberkulose, im Sanatorium kann er die Krankenschwester erorbern. Auch Lily (Vivien Merchant), die Frau eines Mitpatienten (Alfie Bass) fällt auf die Verführungskünste Alfies herein. Das Resultat ist, dass die verheiratete Frau in Abwesenheit ihres Mannes, der weiterhin im Spital ist, ein Kind erwartet. Alfie engagiert einen Kurpfuscher (Denholm Elliot) und stürzt sich in weitere Affären mit der Amerikanerin Ruby (Shelley Winters), mit der Anhalterin Annie (Jane Asher) und mit Carla (Shirley Ann Field). Eines Nachts erwischt er Ruby mit einem anderen Mann, die ihm unverblümt gesteht, dass "der Jüngere" halt auch attraktiver im Bett ist...


der Film endet mit dem nächlichen Spaziergang durch eine einsame Gegend in London, dort triftt der Verführer wieder auf den streunenden Hund. Man muss sich zuerst einmal daran gewöhnen, dass Regisseur Lewis Gilbert (Man lebt nur zweimal, Moonraker, Der Spion, der mich liebte, Rita will es endlich wissen, Hauted Haus der Geister) dem Zuschauer die Balance zwischen Komödie und Drama nicht immer einfach macht. Aber dennoch halte ich die Tragikomödie im Swinging Sixties Flair sehr geglückt. Vor allem in den Szenen mit seinem kleinen Jungen und dann noch drastischer bei der Abtreibung in der Wohnung gelingt es dem Regisseur sehr gut die tragische Entwurzelung seines Protagonisten nahe zu bringen. Hier hält der Film plötzlich einen Tiefgang bereit, den man neben dem frivolen Treiben nun nicht erwartet hätte. Zu Recht wurde Michael Caine für den Oscar vorgeschlagen. Hinter der rauen Philosophie, für die seine Figur steht, offenbart der Schauspieler auch immer einen Hauch von Traurigkeit und das Bedauern sich nicht anders entscheiden zu können.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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