Regie: Robert Zemeckis
Der hartherzige Ebenezer Scrooge...
Charles Dickens Verfilmungen eignen sich sehr gut als optimale
Weihnachtsfilme. Die großartigsten Beispiele dafür sind David Leans
beide Werke "Geheimnisvolle Erbschaft" (1946) und "Oliver Twist" (1948)
sowie die brilliante und düstere Neuverfilmung durch Roman Polanski aus
dem Jahr 2005 mit Ben Kingsley als Fagin. Oft thematisierte Dickens in
seinen Romanen die Armut und die in seiner Zeit bestehende Kinderarbeit
und Kinderkriminalität. 1843 verfasste Dickens die Erzählung "A
Christmas Carol" mit der Absicht, die Aufmerksamkeit des Lesers
auf die Not der Armen in der Gesellschaft Englands zu lenken und ein
moralisches Zeichen zu setzen. Am 19. Dezember 1843 wurde das Werk
erstmalig mit Illustrationen von John Leech veröffentlicht. In der
Geschichte geht es um den herzlosen Geschäftemacher Ebener Scrooge, der
sich während der Weihnachtstage von einem grantigen Geizhalz wieder in
den gütigen, die Not der Menschen lindernden Menschen zurück verwandelt.
Und da wir bei Weihnachtsfilmen sind, kommt die Neuverfilmung von
Robert Zemeckis aus dem Jahr 2009 ins Spiel. Der Regisseur, der durch
den oscarpreisgekrönten "Forrest Gump" seinen größten Welterfolg feiern
konnte, begann ab dem Jahr 2004 mit seinem Faible für mit Motion Capture
komplett computeranimiert hergestellte Filme und gleich seine erste
Arbeit in diesem Bereich war ein Weihnachtsfilm. Auf den "Polarexpress"
folgte die "Legende von Beowulf". "Charles Dickens Eine
Weihnachtsgeschichte" komplettiert dieses Trio. In diesem Film fungiert
Jim Carrey als menschliches Vorbild für die künstlich generierte
Computerfigur Ebenezer Scrooge. Der optisch hervorragend in Szene
gesetzte 3D-animierte Fantasystreifen aus den Anfängen der
viktorianischen Epoche zeigt in seiner ersten Szene den in seinem Sarg
liegenden Jacob Marley, Der Mann ist tot, er starb am Heiligabend - er
war Geschäftspartner, Weggefährte und einziger Freund des verbitterten
Geizhalses Ebenezer Scrooge. 7 Jahre später: Wieder steht Weihnachten
vor der Tür. . Ebenezer, der immer noch voller Kälte ist und seine
furchtbare Kälte überall verbreitet ist der alleinige Inhaber des
Warenhauses "Scrooge and Marley" und hat einen Angestellten, diesen Bob
Cratchit (Gary Oldman) behandelt er mit eiserner Strenge. Er muss ihm
wohl für den Weihnachtstag einen bezahlten Tag freigeben, was dem
Geizkragen aber extrem sonderlich schwer fällt. Wie jedes Jahr bekommt
der hartherzige alte Mann Besuch von seinem Neffen (Colin Firth), der
ihn einmal mehr dazu bewegen will gemeinsam das Weihnachtsfest zu
feiern. Doch wieder erhält die gute Absicht eine vernichtende Absage.
Die kassieren auch zwei Gentlemen, die Spenden für die Armen sammeln.
Kommt ja gar nicht in Frage, denn wozu gibt es Gefängnisse und
Armenhäuser in der Stadt. Sollen die sich doch um das Gesindel kümmern.
Er will das Fest wieder wie immer alleine in seinem großen Haus feiern,
doch dann erscheint ihm der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners
Marley, der zu Lebzeiten noch geiziger war als Scrooge selbst und dieser
warnt ihn vor einem düsteren Ende, wenn er sein Leben nicht grundlegend
ändern wird. Ausserdem kündigt er für die Festtage den Besuch von drei
Geistern. Zuerst soll der Geist der vergangenen Weihnacht escheinen,
danach steht der Besuch der gegenwärtigen Weihnacht an und zuletzt würde
er von der künftigen Weihnacht heimgesucht...
so lässt
die sentimentale Geschichte zuerst die Vergangenheit Revue passieren,
nimmt danach Bezug auf den Ist-Zustand und malt ein logisch konsequentes
Zukunftsszenario dazu aus. Diese Reise mit den Geistern führt -
hoffentlich noch nicht zu spät - für die Veränderung der Figur. Dickens
Werk enthält natürlich stark sozialkritische Töne, mit denen der Autor
die Mißstände im England des 19. Jahrhundert anprangern wollte.
Dazu
benutzt er den moralischen Zeigefinger, der allerdings im Falle von
Ebenezer Scrooge auch bitter notwendig geworden ist. Dickens Flair
wirkt zu Weihnachten sehr großartig, es enthält aber auch trotz
kritischen Tönen eine Menge Kitsch für den Zuschauer bereit. Und
wann...wenn nicht an Weihnachten...ist man besonders empfänglich dafür.
Robert Zemeckis setzt natürlich auch voll auf diese Schiene. Dies
brachte ihm natürlich auch Kritik ein. So lobte man durchweg seinen
Bilderfilm als berauschendes visuelles Vergnügen, warf aber auch vor,
dass durch die vollendete Form der Inhalt gelitten hat. "Seelenlos" war
eines der Attribute, die man dem Film bescheinigte - aber dies war schon
bei seinen beiden früheren Filmen mit der Performance Capture Technik,
in der alle Bewegungen und das Mienenspiel der Schauspieler gescannt und
auf computeranimierte Figuren übertragen werden.
Dennoch
dürften alle drei Filme Potential für spätere Klassiker haben, zwei
davon sind sicherlich bald Stammgast im TV-Programm zwischen dem 24. und
26. Dezember. Die Kinokasse war in beiden Fällen gut gefüllt.
"Polarexpress" brachte es auf 307 Millionen Dollar Einspielergebnis
weltweit und "A Christmas Carol" steigerte sich sogar noch auf 325
Millionen Dollar.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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