Samstag, 20. Dezember 2014

Jack rechnet ab






















Regie: Mike Hodges

Tod und beerdigt in Newcastle

Schade, dass der Film "Jack rechnet ab" (Im Original: Get Carter) aus dem Jahr 1971 bislang noch nicht auf einer deutschsprachigen DVD erschienen ist. Denn der Gangsterstreifen von Mike Hodges ist nicht nur ein Highlight in der Filmographie von Michael Caine sondern sogar einer der besten britischen Filme aller Zeiten. Dabei zeigt die Kamera von Wolfgang Suschitzky extrem stimmungsvolle Bilder von Newcastle, mit dreckigen Hinterhöfen und als Gegensatz schicke Landsitze, wo die Schönen und Reichen und vor allem auch die großen Gangster leben. Jack Carter (Michael Caine) ist ebenfalls durch und durch ein skrupelloser Gangster, aber er arbeitet in London. Dort ist er die rechte Hand vom Boss Gerald Fletcher (Terence Rigby), hat aber ein gefährliches heimliches Verhältnis mit dessen attraktiver Geliebten Anna (Britt Ekland). Als er die Nachricht vom plötzlichen Tod seines Bruders Frank erhält, setzt er sich sofort in den Zug und fährt in seine ehemalige Heimat. Man sagt Frank wäre betrunken gewesen und hätte deshalb diesen fatalen Autounfall verursacht, doch Jack misstraut dieser Version. Er mietet sich ein etwas heruntergekommenes Zimmer in einer Pension bei Edna (Rosemary Dunham)  und beginnt mit der Auffrischung früherer Bekanntschaften. Zu diesen gehört auch Franks Lebensgefährtin Margaret (Dorothy White) und deren Tochter Doreen (Petra Markham), die möglicherweise aber auch Jacks Kind sein könnte, da er mit Margaret zu dieser Zeit eine kurze Affäre hatte. Jack beginnt nachzuforschen und erste Spuren führen in zu Eric Paice (Ian Hendry), den er natürlich ebenfalls von früher kennt und der mittlerweile für den zwielichtigen Geschäftsmann Cyril Kinnear (John Osborne) arbeitet. Bei einem Besuch auf dessen Landsitz lernt Jack dessen Geliebte Glenda (Geraldine Moffat) kennen und erfährt, dass Kinnear in einem Gangsterkonkurrenzkampf mit Cliff Brumby (Bryan Mosley) steckt. Dies wirkt sich auf die Nachforschungen aus, der Schnüffler aus London gerät irgendwie zwischen die Fronten. Auch die Nachforschungen werden nicht gerne gesehen. Schläger lauern ihm auf und versuchen ihn zu zwingen den letzten Nachtzug nach London zu nehmen...



Natürlich dreht Michael Caine dann erst richtig auf und er spielt regelrecht enthusiastisch diesen Gangster, der bei seinem Rachefeldzug bald kein Erbarmen mehr kennt und am Ende zahlreiche Leichen hinterlässt. Seine Nachforschungen arten in ein regelrechtes Schlachtfest aus, dazwischen hat er aber immer mal wieder Zeit für eine kleine Affäre oder eine schnelle Nummer. Jack Carter ist eine großartige Gangsterfigur und seine besten Szenen sind unvergessene Kinomomente. Aber auch die Nebenrollen sind sehr gut gewählt. Der Film ist durchgehend grimmig und düster inszeniert und man ahnt sehr bald, dass der Rachefeldzug immer mehr ins Destruktive ausartet, ohne Aussicht auf Gewinner. Nie wieder gelang dem Regisseur Mike Hodges ein Film dieser klassischen Größe, auch wenn er ein Jahr in "Pulp" noch einmal mit Michael Caine zusammenarbeitete.
Bei der zeitgenössischen Kritik kam der dreckige Gangsterstreifen nicht so gut weg, aber "Get Carter" schaffte es in all  den Jahren einen guten Kultstatus zu erreichen. Dadurch sieht nun auch die Neubewertung des Films um ein Vielfaches besser aus. Bei der Wahl des BFI der 100 besten britischen Filme gelangte der Film überraschend auf dem 16. Platz. Eine Wertschätzung, die dieses staubtrockene Genre Meisterwerk sich auf alle Fälle verdient hat.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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