Samstag, 20. Dezember 2014

Turn me on

























Regie: Jannicke Systad Jacobsen

Almas Welt....

Unsere deutsche Helen aus dem Film "Feuchtgebiete" hat eine seelenverwandte Schwester im entfernten Norwegen. Oder besser gesgt in dem kleinen verschlafenen Dörfchen Skoddeheimen, irgendwo im Hinterland von Westnorwegen. Dort lebt die 16jährige Alma (Helene Bergsholm) und denkt - wie kann es anders in diesem Alter sein - die ganze Zeit nur an Sex. Damit überfordert sie ihre alleinerziehende Mutter (Henriette Stenstrup), die eines Tages beim Öffnen der Telefonrechnung beinahe einen Herzinfarkt bekommt. Ihre Tochter hat mit ausgiebigem Telefonsex bei einer Hotline diese horrenden Kosten verursacht. Almas großer Schwarm ist der etwa gleichaltrige Artur (Matias Myren). Der ist aber recht schüchtern, wie die meisten Jungs in diesem Alter eben sind. Mit ihrer besten Freundin Sara (Malin Bjorhovde) und der Klassenkameradin Ingrid (Beate Stofring) hängt sie in ihrer Freizeit ab. Ingrid hat auch ein Auge auf Artur geworfen. In Almas Träumen läuft es in Sachen Sex aber besser ab, dort in ihrer Phantasie sind sie und Artur ein Liebespaar. Bei einem Dorffest kommt allerdings auch real etwas Dynamik in die Geschichte, denn sie wird dort von Artur sexuell angebaggert. Als sie davon ihren beiden Freundinnen erzählt, glauben die kein Wort. So wird das Mädchen im Nu zur unbeliebtesten Schülerin von Skoddeheimen, niemand will plötzlich was mit ihr zu tun haben. Artur selbst streitet alles ab. Schnell wird Alma immer mehr zum Gespött der Klasse, findet sich als Motiv wenig schmeichelhafter Toilettengraffiti "Schwanz Alma" wieder und ist noch mehr allein gelassen mit ihrer Lust als zuvor.


Was leicht in eine eher schlüpfrige Richtung hätte abgleiten können, wird in "Turn Me On" zu einem pointierten Film über das sexuelle Erwachen eines jungen Mädchens. Er ist sehr sympathisch umgesetzt worden von der Regisseurin Jannikce Systad Jacobsen, heißt im Original "Få meg på, for faen" und erhielt den den deutschen Titel "Mach’ mich an, verdammt nochmal". Es braucht vielleicht ein bisschen Zeit bis man in die Geschichte hineinkommt - vielleicht sind es die ersten eher spröden Bilder, die verursachen, dass das Auftauen beim Zuschauer etwas verzögert stattfindet - aber insgesamt gefällt der Coming of Age Film mit einer guten Portion trockenem Humor und vor allem läuft die Geschichte frisch und unverklemmt ab.  Der Film basiert auf dem gleichnamigen Jugendbuch von Olaug Nilssen und hatte in Deutschland am 8. Mai 2014 Kinopremiere. Realisiert wurde der Film aber bereits im Jahr 2011. Die Handlung thematisiert die erste Liebe, die ersten sexuellen Entdeckungen - aber auch problematischere Bereiche wie den Umgang mit Ablehnung bis hin zum Mobbing. Immerhiin dauert dies bei Alma nicht so lange, dass es ernsthafte Folgen haben könnte. Ihre Freundin besinnt sich darauf, dass es wichtiger ist zu den Freunden zu stehen und eben nicht alles nachzumachen, was die Masse vorgibt. Diese Eigenständigkeit  findet dann auch in deren Wahl ihres ersten Freundes eine logisch konsequente Fortsetzung: Auf den Inhalt kommt es an und dann ist plötzlich Kjartan (Lars Nordveit Listau) ein Thema, obwohl der Junge meint, dass man der Köreprhygiene einen viel zu hohen Wert beimisst...und damit schliesst sich der Kreis und wir wären wieder bei dem deutschen Jugendfilm "Feuchtgebiete".


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

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