Samstag, 20. Dezember 2014

Ipcress - Streng geheim

























Regie: Sidney J. Furie

Harry Palmer....

"Ipcress - Streng geheim" (Original: The Ipress File) wurde 1965 unter der Regie von Sidney J. Furie verfilmt. Der kanadische Regisseur drehte später unter anderem die Blockbuster "Superman IV" oder "Der stählerne Adler". Bei der Kritik kamen vor allem "Die Boys von Kompanie C" oder "Entity" ganz gut weg - dennoch dürfte dieser britische Agententhriller sein bester Film sein. Darin spielt Michael Caine eine etwas proletarischere Ausgabe von James Bond. Wie der populäre 007 wurde auch "Ipcress" von Harry Saltzman produziert. Die Geschichte spielt natürlich in der Zeit des Kalten Krieges, Harry Palmer ist der recht arrogante, wenig angepasste und stellenweise auch sehr aufmüpfige Spion aus der Arbeiterklasse, wie die Kritik treffend bemerkte. Obwohl als Agent ein Topmann, enthält die Personalakte von Palmer auch einige weniger positive Charakter-Aussagen. "Der Mann ist nicht nur anmaßend, sondern auch undurchsichtig". Sein Vorgesetzter Colonel Ross (Guy Doleman) hält aber dennoch viel von ihm. Trotzdem lässt er ihn versetzen - sein Befehl lautet zu einer kleineren Spionageabwehr-Einheit unter der Leitung des strengeren Major Dalby (Nigel Green) zu wechseln. Er muss dort die Lücken füllen, denn sein Vorgänger in dieser kleinen Einheit wurde beim Versuch die Entführung eines britischen Atomphysikers zu verhindern, von unbekannten Killern getötet.  Mit seinen Arbeitskollegen Jock Carswell (Gordon Jackson) und Jean Courtney (Sue Lloyd) kommt er schnell klar. Sein erster Auftrag ist es einen gewissen Grantby und dessen Handlanger Housemartin zu finden. Die beiden Männer werden verdächtigt mit der Entführung in Verbindung zu stehen. Durch seine Connections bei Scotland Yard gelingt es Palmer ohne großen bürokratischen Aufwand die beiden gesuchten Männer aufzuspüren. Dies bringt ihm Pluspunkte beim neuen Chef, der ansonsten immer etwas mürrig daherkommt. Doch die Freude hält nicht lange. Der inzwischen verhaftete Housemartin wird in seiner Zelle nur noch tot aufgefunden. Zeugen werden berichten, dass der Killer  sich als "Harry Palmer" ausgab. Die Lagerhalle, in der Housemartin aufgegriffen wurde, wird untersucht und man findet ein Tonband mit der Beschriftung "Ipcress", doch auf dem Band ist lediglich eine undefinierbare Geräuschkulisse zu hören. Beim Einkaufen im Supermarkt läuft Palmer ganz "zufällig" sein Exchef Ross über den Weg, der ihn bittet Dalby etwas näher zu beobachten. Palmer lehnt das Ansinnen ab. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Nach einer gescheiterten Übergabe des gekidnappten Physikers findet sich Palmer in einer kalten Zelle wieder. Er muss irgendwo in Albanien sein, seine Entführer wollen ihn durch Gehirnwäsche und fiese psychologische Foltersitzungen für ihre Zwecke gefügig machen...


Aus heutiger Sicht ist "Ipcress" gar nicht mal so verschieden im Vergleich mit seinem damaligen Gegenentwurf James Bond. Vor allem gibts Ähnlichkeiten zu den Bond Abenteuern der ersten Stunde "Dr. No" oder "Liebesgrüße aus Moskau" zumindest in der tollen Sixties Optik, die heute mehr denn je begeistert - auch wenn 007 viel mehr Girls hat und natürlich auch etwas cooler und locker-flockiger seine Fälle löst. Mehr Realismus gibts bei Harry Palmer, der mit Brille und Londoner Cockney Akzent ermittelt - dabei eine Liebe für klassiche Musik hat, gerne - obwohl ausgesprochener Gourmet - im Supermarkt einkauft, eine Wohnung in Notting Hill hat und im Grunde seines Herzens ziemlich obrigkeitsfeindlich wirkt. Interessanterweise sind seine beiden Chefs, die ihm in der Geschichte nahestehendsten Personen überhaupt, wenn man seine kurze Liason zu Kollegin Jean mal ignoriert. In "Ipcress" dominiert die interessante Hauptfigur, Action- und Kampfszenen sind nur weniger vorhanden. Trotzdem wirken die Bilder von Otto Heller sehr nachhaltig und machten Michael Caine zum Star des britischen Kinos. Inzwischen belegt der Film im Ranking des BFI Rang 59 der besten britischen Filme aller Zeiten und ist damit auf gleicher Augenhöhe zum smarteren Vorbild Bond. Die Story selbst bleibt bis zum Ende angenehm rätselhaft und bietet dann noch zusätzlich die in den Thrillern der 60er Jahren beliebte "Gehirnwäsche" - drei Jahre vorher gruselte sich der Kinozuschauer von dem perfiden Hypnosespiel in Frankenheimers "Botschafter der Angst".


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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