Dienstag, 16. Mai 2017

Die Mitte der Welt

























Regie: Jakob M. Erwa

Phils erste große Liebe...

Wieder ein überraschend guter deutscher Coming of Age Film: In "Die Mitte der Welt" brilliert nach "Freistatt" und "Unter dem Sand" zum dritten Mal der Jungschauspieler Louis Hofmann in seiner Rolle des schwulen Phil. Also nicht nur das Erwachsenwerden ist Thema, auch das Erwachen mit der eigenen Sexualität.  Jakob M. Erwas 2016 entstandener Film basiert auf dem Roman von Andreas Steinhöfel aus dem Jahr 1998. Was diesen Jugendfilm besonders sehenswert macht, ist sein völlig umverkrampfter Umgang mit dem Coming Out des 17 Jährigen. Der kehrt von einem Sommercamp nach Hause zurück. Phil (Louis Hoffmann) weiß genauso wenig wie seine Zwillingsschwester Dianne (Ada Philline Stapenbeck) etwas über seinen Vater. Denn die Kids wuchsen alleine bei der Mutter Glass (Sabine Timoteo) auf und die gab den Namen des Erzeugers bis heute nicht preis. Während der Abwesenheit ist aber irgendwas geschehen...das merkt Phil sofort. Und es ist nicht nur die Verwüstung durch einen zerstörerischen Orkan, der hier im Ort riesigen Schaden hinterließ. Auch das gute Verhältnis von Mutter und Dianne hat sich ins Gegenteil verkehrt. Doch keiner will Phil sagen was los ist. Die letzten Ferientage verbringt Phil mit seiner besten Freundin Kat (Svenja Jung) oder mit Teresa (Inka Friedrich) und Pascal (Nina Proll). Immer wieder wird die Handlung durch Phils Erinnerungen an seine Kindheit unterbrochen. Die vielen Männer in Moms Leben und wie sie immer wieder schnell verschwanden. Oder der Wunsch der beiden Kinder herauszufinden, wer ihr Vater ist. Dazu kommt ein Kindheitserlebnis von Phil, dass er bis heute nicht vergessen konnte. Er traf bei einem Einkauf mit der Mutter auf einen etwa gleichaltrigen Jungen, der ihm sehr gut gefiel. Heute mit 17 Jahren bekommt Phils Leben eine Wendung. Denn Nicholas (Jannik Schümann), der neue Mitschüler in seiner Klasse, könnte der Junge von damals sein. Und sofort fühlt Phil sich zu diesem Jungen hingezogen. Kat bemerkt dies etwas eifersüchtig. Eines Tages spricht Nicholas Phil an und es kommt sehr schnell zu einer leidenschaftlichen Affäre...



Diese Liebesgeschichte nimmt auch den größten Platz in "Die Mitte der Welt" ein, was logisch ist, denn neben Phils Familie ist die große erste Leidenschaft wohl sicher die Mitte eines Lebens. Daneben gibt es noch interessante Nebenhandlungen. Zum Beispiel kann Dianne wohl angeblich mit Tieren so kommunizieren wie mit Menschen. Auch der Orkan bekommt später noch ne Bedeutung und vor allem steuert auch die erste Leidenschaft auf den ersten Schmerz zu. Dazu kommt ein sehr schwieriger Konflikt zwischen Mutter und Tochter und neben diesen ganzen Schauplätzen muss der Junge auch noch sein Gefühlsleben in Ordnung bringen. Keine Leichte Aufgabe. Eiin sehr geglückter Film über die erste Liebe und vor allem über die schwierige Identitätssuche. Regisseur Jakob M. Erwa gab dem Film einen sehr eigenständigen Charakter, die guten Darstellungen tragen einen großten Teil dazu bei, dass der Film bestens funktioniert. Einerseits wirkt vieles unbeschwert und voller Poesie, dann aber stehen wieder Konflikte im Weg, die zu meistern sind. Immer wieder schimmert eine schöne Kindheit durch, die lediglich durch das Fehlen des Vaters ein Manko offenbart. Ansonsten hat man das Gefühl, dass sie Mutter den beiden Twins eine Kindheit ohne Zwänge und Verbote geboten hat. Dies machte Phil vielleicht zum Aussenseiter, aber da er weiß, dass Glück auch durch Selbstverwirklichung und Selbstwert funktioniert, steht ihm wohl ein hoffnungsvoller Ausblick bevor.



Bewertung: 8,5 von 10 Punktenl. 

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