Samstag, 29. Juli 2017

Elle

























Regie: Paul Verhoeven

Auf der Suche nach dem Maskenmann...

"Elle" - der neue Film des holländischen Filmemachers Paul Verhoeven wurde als offizieller französischer Kandidat für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" ausgewählt. Er schaffte es aber nicht in die Endrunde der fünf Besten. Dennoch bekam Isabelle Huppert eine Nominierung als beste Schauspielerin und dem Film gelang der Sieg bei der Golden Globe Verleihung. Ausserdem waren Film, Regisseur und Hauptdarstellerin für den Europäischen Filmpreis nominiert und bei der Cesar Wahl gabs auch noch zwei Preise, einmal für den besten Film und natürlich wurde Isabelle Huppert als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Die ist auch in der Rolle der skrupellosen Michele Leblanc eine Wucht und auch Regisseur Verhoeven hat lange nicht mehr einen so interessanten Film gemacht.
An dem spannenden Erotik Thriller waren auch deutsche Produzenten beteiligt und die Geschichte basiert auf dem Roman "Oh..." von Philippe Dijan. Gleich in der ersten Szene geht es extrem grauenhaft zur Sache. Die Katze der selbstsicheren Geschäftsfrau Michele Leblanc ist zu sehen, sie beobachtet still aus einer gewissen Entfernung wie ein unbekannter Maskenmann über Michele herfällt, sie schlägt und brutal vergewaltigt. Danach folgt ein sehr sonderbares, beinahe schon märchenhaft anmutendes Drama über diese Zeit nach der drastischen Tat - ganz anders als beispielsweise in Bergmans bekanntem "Vom Angesicht zu Angesicht" mit Liv Ullman, wo diese Tat zu einer vielfältigen Konfliktsituation für das Opfer führt, begleitet von Selbstmordversuchen und Nervenzusammenbrüchen.
Aber die knapp 50jährige Chefin eines erfolgreichen Computerspielunternehmens reagiert anders. Als Tochter eines in ganz Frankreich bekannten Massenmörders meidet sie den Gang zur Polizei. Sie lässt sich in einer Mittagspause auf HIV und Hepatitis untersuchen und kauft sich Pfefferspray und einen kleinen Hammer als Waffe. Und sie führt auf eigene Faust Ermittlungen, ob der Unbekannte einer ihrer jungen Angestellten wie Kurt (Lukas Prisor) oder Kevin (Arthur Mazet) aus der Firma sein könnte. Das Leben geht aber weiter und so ist sie auch mit ihrem Sohn Vincent (Jonas Bloquet) beschäftigt, der sich von seiner schwangeren Freundin Josie (Alice Isaaz) ausnützen lässt. Mit ihrem Exmann Richard Casamayou (Charles Berling) verbindet sie nach wie vor eine Freundschaft, sie reagiert aber etwas eifersüchtig als der seine neue Freundin Helene (Vimala Pons).
Ebenbürtige Geschäftspartnerin im Unternehmen ist ihre Freundin Anna (Anne Consigny), mit der sie schon lange Jahre befreundet ist. Das hält Michele allerdings nicht davon ab, dass sie seit etwa einem halben Jahr eine Sexaffäre mit Annas Mann Robert (Christian Berkel) begonnen hat. Auch der neue Nachbar Patrick (Laurent Lafitte) gefällt ihr gut. Doch der ist mit der sehr gläubigen Rebecca (Virginie Efira) verheiratet. Auch mit ihrer Mutter Irene (Judith Magre) gibts Streit, da die alte Dame einen viel jüngeren Liebhaber (Raphael Lenglet) finanziert und Michele bittet ihren Vater im Gefängnis zu besuchen...




Der Film ist vor allem durch die Familien- und  Figurenkonstellation immer wieder interessant und wird von einem großartigen Ensemble getragen. Die Vergewaltigung bleibt dennoch Mittelpunkt der Geschichte und bietet Isabelle Huppert endlich wieder eine ebenbürtige Rolle wie in ihren Chabrol Filmen "Violette Noziere", "Biester" oder "Süßes Gift" und annähernd so verstörend wie in Hanekes "Die Klavierspielerin". Kameramann Stephane Fontaine begeistert durch die stimmungsvollen Bilder eines scheinbar friedlichen Wohngebiets im nächtlichen Paris.



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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