Regie: Garth Davis
Saroos Odyssee...
"Hidden Figures" war das Feelgood Movie der Oscar-Nominees und
erwärmte die Herzen trotz dem ernsten Thema der Rassentrennung. Auch
Garth Davis Film "Lion" appelliert an das Gefühl, zelebriert am Schluß
eine Art Happy-End, obwohl es das Schicksal mit dem fünfjährigen
indischen Jungen Saroo gar nicht gut meint.
6 Nominierungen sprangen dabei raus - die Nebendarsteller Nicole
Kidman und Dev Patel, der durch den Indien-Film "Slumdog Millionaire"
bekannt wurde. Ausserdem gabs Nominierungen in den Kategorien "Bester
Film, "Bestes adaptiertes Drehbuch", "Beste Filmmusik" und "Beste
Kamera", des Australiers Greg Fraiser, der bereits mit seinen Arbeiten
in "Let me in", "Zero dark thirty" oder "Foxcatcher" überzeugen konnte.
Auch Regie-Debütant Garth Davies stammt aus Australien.
Der Film basiert auf dem Tatsachenroman "A long way home" von Saroo
Brieley, der seine eigene aufwühlende Lebensgeschichte niederschrieb.
Das Schicksal führt ihn als Kind aus einem Waisenhaus nach
Tasmanien, weil er von Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David
Wenham) adoptiert wurde. Das Ehepaar hatte früh beschlossen keine
eigenen Kinder in die Welt zu setzen, sondern für zwei Waisenkinder aus
Indien den Elternpart zu übernehmen. Saroo wird als Erwachsener von Dev
Patel gespielt - der wird durch Jalebi, eine indische Süßspeise, wieder
an sein Schicksal als Kind erinnert und beschließt daraufhin seine
Wurzeln zu erkunden und nach ca. 20 Jahren seine Familie in Indien
ausfindig zu machen.
Der fünfjährige Saroo (Sunny Pawar) und sein älterer Bruder Guddu
(Abhishek Barathe) müssen schon sehr früh Verantwortung für die Familie
übernehmen. Die Mutter (Priyanka Bose) kann nicht arbeiten, da sie auf
das kleine Baby aufpassen muss. Daher sorgen die beiden Jungens für den
Lebensunterhalt. Das Leben in diesen ärmlichen Verhältnissen ist sehr
hart, aber dafür steht die Familie zueinander. Sein älterer Bruder Guddu
ist gleichzeitig Vorbild, die beiden sind unzertrennlich. Um zu
arbeiten verlassen die beiden Brüder das kleine Dorf und fahren mit dem
Zug in eine größere Stadt in der Nähe. Dort soll der übermüdete Saroo am
Bahnhof warten, bis Guddu wieder kommt. Doch der kommt nicht mehr und
so klettert Saroo in einen leeren Zug...ohne anzuhalten fährt dieser Zug
zwei Tage lang ununterbrochen. Endstation Kalkutta. Die bengalische
Sprache kann er nicht, er spricht nur Hindi. Der kleine Junge kennt auch
nicht seinen Familiennamen und den Namen seines Wohnortes kennt auch
keiner. So wird er ins Waisenhaus gebracht, ehe er zum Glück in
Tasmanien ein liebevolles Zuhause findet und bei guten Eltern und einen
Stiefbruder (als Kind: Keshav Jadhav, als Erwachsener: Divian Ladwa)
aufwächst. Er lernt auch als Erwachsener eine nette Freundin (Rooney
Mara) kennen...
Ein bisschen erinnert "Lion" auch an Danny Boyles "Slumdog
Millionaire", der sich ja auch mit der Armut, mit der riesigen
Bevölkerungsanzahl und den vielen obdachlosen Kindern in Indien
beschäftigt. Es sollen dort 11 bis 18 Millionen Kinder auf der Straße
leben. Der Film ist in zwei Hälften gegliedert - die erste Hälfte ist
der Odyssee des kleinen Saroo gewidmet, als er in einer großen Stadt
verloren geht. Erst in der zweiten Hälfte taucht Hauptdarsteller Dev
Patel auf - vielleicht ist dies ja auch der Grund weshalb er bei der
Oscarwahl nicht als Hauptdarsteller sondern als Nebendarsteller
nominiert wurde. Insgesamt ist der Film visuell extrem beeindruckend und
sensible Zuschauer sollten vielleicht am Ende ein paar Taschentücher
bereitlegen.
Insgesamt konnte der Film ca. 139 Millionen Dollar an der Kasse einspielen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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