Mittwoch, 6. Juni 2018

Carlos

























Regie: Olivier Assayas

Aus dem Leben eines Terroristen...

"Carlos - Der Schakal" von Olivier Assayas existiert als gekürzter Kinofilm (187 Minuten) und als Directors Cut (331 Minuten), der als Miniserie im TV zu sehen war.  Der Film präsentiert in chronologischer Form die Geschichte des venezolanischen Terroristen Ilich Ramirez Sanchez, der in den 70er Jahren als Terrorist "Carlos" zum Star der Terroristen aufstieg und beim Bürger für Angst und Schrecken sorgte. Sehr wahrscheinlich ist dem Zuschauer auf alle Fälle die Langfassung zu empfehlen, denn die Kurzversion, die aber immer noch die monumentale Laufzeit von 3 Stunden aufweist, wirkt besonders in der zweiten Hälfte etwas abgehackt. Dennoch darf man jetzt schon den ambitionierten Terroristenfilm als Klassiker des Genres bezeichnen.
Besonders gut gelungen - ja sogar perfekt - sind die Szenen über den Pariser Polizistenmord und der anschließenden OPEC-Geiselnahme in Wien. Diese beiden Szenen sind auch sehr ausufernd erzählt, was dem Film eine ungeheure Dichte gibt.
Carlos wird gespielt von Edgar Ramirez und gibt sich Anfang der 70er Jahre den Kampfnamen "Carlos" - er arbeitet zuerst in Auftrag der Volksfront zur Befreiung Palästinas und wird durch zahlreiche terroristischen Anschläge in ganz Europa gesucht. Sein Phantombild hängt in jeder Polizeidienststelle. In Paris wird Kontaktmann Michel Moukharbal (Fadi Abi Samra) verhaftet, der verrät auf Druck der Polizei, wo Carlos untergetaucht ist und führt die Beamten zu seinem Versteck bei einer Freundin. Dort gibt es ein Blutbad - Carlos erschießt zwei Polizisten und auch Moukharbal. Er muss nach Beirut untertauchen und fällt in Ungnade beim PFLP Führer Wadi Haddad (Ahmad Kabour). Doch er bekommt eine zweite Chance - Als Kopf eines sechsköpfigen Terrorkommandos, bei dem auch zwei Mitglieder der deutschen revolutionären Zellen Hans-Joachim Klein (Christoph Bach) und Gabriele Kröcher-Tiedemann (Julia Hummer) mitmachen, wird Ende 1975 in Wien die OPEC-Geiselnahme für Furore sorgen. Carlos und seine Leute stürmen das Hauptquartier der Organisation erdölexprotierender Länder in Wien und nehmen mehrere Erdölminister und deren Mitarbeiter gefangen und ermorden drei Männer. Es sollten nach Wadi Haddads Willen auch wichtige Minister (der saudi-arabischen Ölminister Ahmed Zaki Yamani und der iranische Minister Jamshid Amuzegar)  exekutiert werden, doch die Mission klappt wieder nicht reibungslos. Am Ende überleben diese Todgeweihten und auch die Terrorcrew - die sind um 20 Millionen Dollar reicher. So der Deal, den Carlos im Austausch der Geiseln aushandelte, weil die Lage immer aussichtsloser wurde und keiner die Terroristen aufnehmen wollte bzw. die Maschine landen lassen wollte. Durch den Fehlschlag wird Carlos von Wadi Haddad aus der Organisation rausgeworfen, doch er bleibt einer der meistgesuchten Männer. Er führt nun im Auftrag der irakischen Regierung Anschläge durch, irgendwann lernt er auch seine spätere Ehefrau Magdalena Kopp (Nora von Waldstätten) kennen, die ebenfalls Terroristin ist. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs und dem Ende des kalten Krieges geht es auch mit Carlos langsam zu Ende. Am 14. August 1994 wird er im Sudan verhaftet und anschließend in Paris zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird...




Der Film zeigt Carlos in vielen Facetten und im zweiten Teil des Films sieht der Zuschauer schon sehr eindrücklich, dass der Terrorist irgendwann zu einem Mythos geworden ist, der mit der Realität nicht sehr viel zu tun hat. Im zweiten Teil des Film wird dieser Mythos durch die Realtät auch weitestgehend entzaubert. Wer die Filme "München" und "der Bader Meinhoff Komplex" angesehen hat und gut fand, der wird auch an "Carlos" nicht vorbekommen. Assayas hat sein Mammutwerk sehr episch angelegt und ein äusserst interessantes Biopic abgeliefert. Bei der Vergabe des Europäischen Filmpreises 2010 wurde der französische Filmemacher als bester Regisseur nominiert. In der Kategorie "Bester Schnitt" wurde die Trophäe sogar gewonnen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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